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Foto: Kleines Kind sitzt auf der Toilette. Es sind nur die Beine zu sehen.
Daniel Jedzura / Shutterstock.com

Einkoten – unabsichtliches Darmentleeren

Wenn Ihr Kind älter als vier Jahre alt ist und wiederholt einkotet, sollten Sie zunächst mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt sprechen.

Die häufig gestellten Fragen und Antworten über Einkoten

Unter Einkoten wird die unbemerkte und unabsichtliche Darmentleerung ab einem Alter von etwa vier Jahren verstanden.

Halten Kinder ihren Stuhl ständig zurück, kann dies zu einer chronischen Verstopfung führen. Der Darm ist übervoll und entleert sich nun unbemerkt selbst.

Die Häufigkeit des Einkotens, der Enkopresis, nimmt mit zunehmendem Alter der Kinder ab. Sie liegt bei 1 bis 3 % bei den 7- bis 8-Jährigen. Jungen sind etwa drei- bis viermal häufiger betroffen als Mädchen.

Als ein erster Schritt kann mit einem Toilettentraining nach den Mahlzeiten begonnen werden, um Ihr Kind an einen regelmäßigen Gang auf die Toilette zu gewöhnen. Geben Sie ihr oder ihm hierfür genügend Zeit. Erinnern Sie Ihr Kind zudem regelmäßig an den Gang zur Toilette.

Sprechen Sie als erstes mit Ihrer Kinderärztin bzw. Ihrem Kinderarzt darüber, wenn Ihr Kind älter als vier Jahre alt ist und sich wiederholt einkotet. Es können auch eine Reihe organischer Ursachen für das Problem Ihres Kindes in Frage kommen könnten, die nur Ihre Kinderärztin oder Ihr Kinderarzt abklären kann.

Ab welchem Alter wird Einkoten zur Auffälligkeit?

Von Einkoten, welches in Fachkreisen als Enkopresis bezeichnet wird, als Störung wird erst bei Kindern gesprochen, die mindestens vier Jahre alt sind.

Manche der betroffenen Kinder entleeren ihren Darm absichtlich an ungeeigneten Stellen – meist in die Kleidung, manchmal auch auf den Fußboden oder ins Bett. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Kinder passiert es jedoch unabsichtlich.

Auch bei Kindern, die bereits "sauber" waren, kann es manchmal aufgrund von außergewöhnlichen Belastungen oder in Ausnahmesituationen zum erneuten Einkoten kommen.

Eine Störung wird aber nur diagnostiziert, wenn ein Kind länger als drei Monate mindestens einmal monatlich einkotet.

Außerdem darf das Einkoten nicht mit bestimmten Substanzen wie beispielsweise Abführmittel im Zusammenhang stehen. Auch wenn das Kind unter einer Darmerkrankung leidet, handelt es sich um keine Enkopresis.

Warum hat mein Kind Schwierigkeiten mit der Kontrolle über seine Ausscheidungen?

Die genauen Ursachen lassen sich oft nicht feststellen.

Häufig entsteht Einkoten als Störung dadurch, dass die Kinder den Stuhl ständig zurückhalten und damit eine chronische Verstopfung auslösen. Als Folge des überfüllten Darms kann dies zur dauernden unbemerkten Entleerung führen. In diesem Fall kommt es zum häufigen Absetzen geringer Mengen Kot, der verschiedenste Konsistenzen aufweisen kann, manchmal sogar dünnflüssig ist.

Die Gründe für das Zurückhalten des Stuhls können unterschiedlich sein:

  • Einige Kinder berichten von Schmerzen oder sonstigen negativen Erlebnissen beim Toilettengang. So können beispielsweise vorübergehende Entzündungen an der Analöffnung Schmerzen beim Absetzen des Stuhls verursachen und die Kinder in der Folge zum Zurückhalten bewegen. Manche Kinder behalten diese  „Angewohnheit“ auch dann bei, wenn keine Schmerzen mehr auftreten.
  • In anderen Fällen haben die betroffenen Kinder normalen Stuhlgang, den sie nur nicht an den dafür vorgesehenen Stellen absetzen. Oft bringen diese Kinder damit ihren Widerstand oder ihre Ablehnung gegenüber elterlichen Forderungen unbewusst zum Ausdruck.
  • Meist traten in den betroffenen Familien während der Sauberkeitserziehung außergewöhnliche erzieherische Schwierigkeiten auf.
  • In einigen Fällen berichten Eltern auch von ungünstigen äußeren Bedingungen während dieser Zeit. So können etwa erhebliche Veränderungen der familiären Situation wie Trennung der Eltern, Verlust oder schwere Erkrankung einer oder eines Familienangehörigen oder auch die Geburt eines Geschwisterkindes schwere emotionale Belastungen hervorrufen und damit die Grundlage weiterer Schwierigkeiten darstellen.
  • Die Störung kann völlig unabhängig von anderen Auffälligkeiten entstehen. Oft leiden die betroffenen Kinder aber gleichzeitig unter weiteren Störungen.

Etwa ein Viertel der Kinder ist gleichzeitig nicht in der Lage, seine Blase zu kontrollieren (Einnässen).

Manchmal leiden die Kinder auch unter einer Aufmerksamkeitsdefizit- oder Hyperaktivitätsstörung, die auch eine unzureichende Wahrnehmung körperlicher Signale bedingt.

Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten jeder Art koten ebenfalls überdurchschnittlich häufig ein. Darunter sind vor allem Kinder, die ein besonders ausgeprägtes Trotzverhalten zeigen.

Können wir dieses Problem unseres Kindes selbst in den Griff bekommen?

Eine Kinderärztin oder ein Kinderarzt stellt die eindeutige Diagnose

Wenn Ihr Kind älter als vier Jahre alt ist und wiederholt einkotet, sollten Sie das mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt abklären, da auch eine Reihe organischer Ursachen für das Problem Ihres Kindes in Frage kommen könnten. Nur Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann solche feststellen und gegebenenfalls behandeln.

Liegen keine organischen Erkrankungen nachweisbar vor, handelt es sich tatsächlich um eine Enkopresis.

Sicher haben Sie schon viele verschiedene Vorgehensweisen ausprobiert, die vielleicht nur teilweise den gewünschten Erfolg erbracht haben. Wahrscheinlich sind Sie und auch Ihr Kind durch solche gescheiterten Versuche nur noch mehr frustriert worden.

Viele Betroffene warten erst einmal ab, ob nicht von alleine eine Besserung eintritt. Allerdings muten Sie sich und Ihrem Kind mit einer solchen Wartehaltung auch ein unnötig langes Fortbestehen der damit zusammenhängenden Belastungen zu.

Zur Behandlung einkotender Kinder wurden erfolgreiche Trainingsprogramme entwickelt. Daher ist es wesentlich sinnvoller, sich frühzeitig um professionelle Unterstützung zu bemühen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Das Einkoten Ihres Kindes kann erfolgreich therapiert werden. In jedem Fall muss der Therapie aber eine medizinische Untersuchung vorausgehen, um organische Ursachen ausschließen zu können.

Da viele einkotende Kinder zusätzlich unter weiteren Auffälligkeiten oder Störungen leiden, ist darüber hinaus eine psychologische Untersuchung notwendig, damit geeignete Therapieschritte geplant werden können.

Liegt beispielsweise gleichzeitig eine Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung vor, ist es sinnvoll, diese zuerst gezielt zu behandeln.

Andere Störungen wie etwa das Einnässen können hingegen gleichzeitig behandelt werden.

Wenn Ihr Kind an einer chronischen Verstopfung leidet, wird diese vor dem Beginn der Therapie medizinisch behandelt.

Zum Einsatz kommen meist Trainingsprogramme, die darauf abzielen, das Problemverhalten zu ändern, da sie die besten Heilungserfolge aufweisen. Dabei lernt Ihr Kind, seine Verhaltensweisen schrittweise zu verändern.

Damit sowohl Ausgangslage als auch Veränderungen genau erfasst werden können, ist es notwendig, dass Sie genau aufschreiben, in welchen Situationen Ihr Kind einkotet.

Weiterhin findet ein sogenanntes Toilettentraining statt, d. h. gemeinsam mit Ihnen und Ihrem Kind wird genau geplant, zu welchen Zeitpunkten Ihr Kind täglich zur Toilette gehen und wie lange es dort mindestens bleiben soll.

Auch wenn Ihr Kind dazu anfangs sicher Ihre Unterstützung benötigt, lernt es langfristig im Laufe der Behandlung, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und selbstständig zu handeln.

Die Therapie wird in den meisten Fällen ambulant von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche durchgeführt.

Ihre Kinderärztin oder Ihr Kinderarzt kann Sie an eine geeignete Therapeutin oder Therapeuten überweisen.

Beratung und Unterstützung geben auch die Erziehungsberatungsstellen.

Wie kann ich meinem Kind helfen?

Wenn Ihr Kind ab dem Vorschulalter noch einkotet, ist das für Sie als Eltern und vor allem auch für Ihr Kind sehr belastend.

Scham- und Schuldgefühle werden eher verstärkt, wenn Sie Ihr Kind wegen des Einkotens beschimpfen oder bestrafen. Vermutlich ist Ihr Kind ohnehin sehr traurig, enttäuscht und schämt sich, wenn „es“ passiert.

Alle betroffenen Kinder leiden oft auch aufgrund der Einschränkungen im sozialen Bereich, die ihr Problem mit sich bringt. Sie trauen sich oft nicht, auf Klassenausflüge mitzufahren oder vermeiden ein längeres Treffen mit anderen Kindern, weil sie große Angst davor haben, dass andere ihr Problem bemerken.

Leider reagieren Gleichaltrige, Mitschülerinnen und Mitschüler, Freundinnen oder Freunde oft wenig mitfühlend, wenn sie davon erfahren. Die betroffenen Kinder werden nicht selten gemobbt, gehänselt und ausgelacht.

Sie als Eltern können Ihrem Kind jedoch helfen, sein Selbstbewusstsein zu stärken. Sie können ihm die Sicherheit vermitteln, dass es von Ihnen auch trotz seines „Problems“ geliebt und anerkannt wird.

Das Einkoten sollte nicht zum Mittelpunktthema in Ihrer Familie werden, da dies gerade der Bereich ist, durch den das Selbstbewusstsein Ihres Kindes vermindert ist. Ihr Kind hat noch viele andere Fähigkeiten und besondere Begabungen, für die es Ihr Lob und Ihre Anerkennung verdient.

Sie können Ihrem Kind auch helfen, indem Sie mit ihm über seine Ängste vor der Aufdeckung seines Problems und geeignete Reaktionen auf Mobbing sprechen. Vielleicht hilft es Ihrem Kind auch, sich einer Freundin oder einem Freund anzuvertrauen. Sie können ihm helfen, die geeigneten Worte zu finden.

Neben der Stärkung Ihres Kindes ist es aber auch wichtig, dass Sie Hilfe suchen, damit der Grund der Belastung Ihres Kindes möglichst schnell beseitigt werden kann und Ihrem Kind ein langer Leidensweg erspart bleibt. Bemühen Sie sich deshalb in jedem Fall um eine baldige Behandlung Ihres Kindes und vermitteln Sie ihm die Zuversicht, dass Siee gemeinsam mit professioneller Hilfe das Problem in den Griff bekommen können.

Ihre Mithilfe und Unterstützung ist unbedingt erforderlich, da die Therapie in der Regel ambulant ist. Eine umfassende Elternberatung ist immer Bestandteil der Therapie.

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