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Foto: Junges Schulmädchen lehnt verzweifelt ihre Stirn an eine Tafel auf der Rechenformel stehen.
Yuganov Konstantin / Shutterstock.com

Dyskalkulie – Rechenstörungen erkennen und behandeln

Manche Kinder haben viel Spaß beim Rechnen, sie können mit Zahlen gut umgehen. Andere stehen mit Plus, Minus, Mal und Geteilt eher auf "Kriegsfuß".

Was versteht man unter Dyskalkulie?

Dyskalkulie ist eine Rechenschwäche. Trotzdem sind die meisten Kinder in der Lage, entsprechende schulische Anforderungen in ausreichendem Maß zu erfüllen.

Neben Schwächen und Begabungen in einem Bereich, können bei manchen Kindern aber auch Störungen vorliegen, die so tiefgreifend sind, dass auch zusätzliches Üben wenig Erfolg bringt. In diesen Fällen kann eine Dyskalkulie vorliegen.

Das Erlernen des Rechnens ist gestört. Aber nicht jedes Kind, das schlecht rechnet, hat eine Dyskalkulie. Betroffen sind etwa ein Prozent aller Kinder.

Von einer Dyskalkulie oder Rechenstörung kann unter anderem nur dann gesprochen werden, wenn ein Kind sehr viel schlechtere Leistungen im Rechnen zeigt, als man es von ihm aufgrund seiner allgemeinen Intelligenz und seines Alters erwarten würde.

Zeigt Ihr Kind beispielsweise in allen Fächern gute bis durchschnittliche Leistungen und versagt gleichzeitig vollständig im Fach Mathematik, leidet es möglicherweise an einer Dyskalkulie.

Allerdings kann nur dann eine Rechenstörung vorliegen, wenn keine Seh- oder Hörstörungen oder keine sonstige Erkrankung oder Behinderung oder eine mangelhafte Unterrichtung im Fach Mathematik als Ursache für die unzureichenden Leistungen in Frage kommen.

Machen Kinder mit Dyskalkulie immer dieselben Fehler?

Typische Fehler, die Kinder mit einer Rechenstörung machen, gibt es nicht. Je nach Alter des Kindes kommen immer neue Schwierigkeiten im Umgang mit Zahlen hinzu.

Die meisten Kinder mit Rechenstörung brauchen viel Zeit zum Lösen von Aufgaben und haben große Schwierigkeiten, sich Zahlen, Mengen und Größen überhaupt vorzustellen.

Sie haben kein Verständnis für Rechenoperationen und können Ergebnisse sehr schlecht abschätzen. Soll ein Kind mit einer Rechenstörung beispielsweise die Zahlen 3 und 5 zusammenzählen und kommt zu dem Ergebnis 2, wundert es sich nicht.

An wen kann ich mich wenden, wenn ich glaube, dass mein Kind an Dyskalkulie leidet?

Wenn Sie glauben, Ihr Kind könnte an einer Dyskalkulie leiden, sollten Sie zunächst mit der Lehrkraft Ihres Kindes sprechen. Sie kann am besten beurteilen, ob die Leistungen Ihres Kindes tatsächlich stark vom Klassendurchschnitt abweichen.

In den meisten Schulen wird mittlerweile Förderunterricht für Kinder mit besonderen Schwierigkeiten in Mathematik angeboten.

Stellen Sie gemeinsam mit der Lehrkraft Ihres Kindes fest, dass möglicherweise gravierendere Störungen bei Ihrem Kind vorliegen, sind umfangreiche Untersuchungen bei einer Schulpsychologin/einem Schulpsychologen oder bei einer Fachärztin/einem Facharzt erforderlich, um zu einer eindeutigen Diagnose zu gelangen.

Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag über Förderunterricht.

Wie wird Dyskalkulie festgestellt?

Die Diagnose einer Dyskalkulie wird von einer Fachärztin/einem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie durchgeführt und ist recht aufwendig. Sie oder er benötigt dazu Ihre volle Unterstützung, da Sie Ihr Kind am besten kennen. Neben Informationen über die Entwicklung Ihres Kindes ist es für die Ärztin/den Arzt auch wichtig, mehr über weitere Schwierigkeiten Ihres Kindes zu erfahren.

Umfangreiche körperliche Untersuchungen sollen Auskunft darüber geben, ob vielleicht physiologische Gründe für die Schwierigkeiten Ihres Kindes vorliegen.

Weiterhin werden je nach Fragestellung Rechentests mit Ihrem Kind durchgeführt, um – zusätzlich zu den schulischen Unterlagen – vergleichbare Informationen über die Leistungsfähigkeit Ihres Kindes zu erhalten.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Untersuchung ist die Durchführung eines Intelligenztests.

Je nach Einzelfall werden möglicherweise auch weitere Untersuchungen notwendig, die beispielsweise Aufmerksamkeit oder Sprachentwicklung Ihres Kindes überprüfen.

Ist Dyskalkulie heilbar?

Eine Rechenstörung ist nicht heilbar. Die Betroffenen werden wahrscheinlich ihr Leben lang größere Schwierigkeiten mit den jeweiligen Aufgaben haben als andere.

Allerdings können die Kinder durch geeignete schulische Förderung und gegebenenfalls durch therapeutische Maßnahmen große Fortschritte erzielen.

Qualifizierte Therapeutinnen und Therapeuten werden zu Beginn immer eine genaue Fehleranalyse durchführen, damit gezielt auf die individuellen Schwierigkeiten Ihres Kindes eingegangen werden kann. Im Anschluss werden geeignete Übungen eingesetzt, um die Fähigkeiten Ihres Kindes zu erweitern.

Erscheint eine Therapie notwendig, werden die Eltern in die Planung, Organisation und Durchführung der Therapie mit einbezogen. Neben dem Einüben bestimmter Fertigkeiten soll Ihr Kind in einer Therapie auch lernen, sich selbst positiver zu sehen, Versagensängste zu reduzieren und Verhaltensschwierigkeiten, die sich aufgrund der bestehenden Störungen entwickelt haben, abzubauen.

Wie kann ich meinem Kind bei Dyskalkulie helfen?

Am meisten helfen Sie Ihrem Kind mit Ihrem vollsten Verständnis für seine besondere Situation. Da diese Kinder meist sehr unter ihren schwachen schulischen Leistungen leiden, ist es besonders wichtig, dass Ihr Kind in anderen Bereichen Erfolgserlebnisse hat. Dies können andere Schulfächer oder Hobbys betreffen.

Natürlich bemerkt Ihr Kind selbst, wenn es in einem Fach nicht mit Klassenkameradinnen oder Klassenkameraden mithalten kann. Möglicherweise wird es von Gleichaltrigen deshalb auch ausgelacht oder beschimpft. Sie können Ihrem Kind helfen, diese Erfahrungen zu verarbeiten, wenn Sie mit ihm darüber sprechen und Verständnis für sein Schamgefühl und seine Trauer oder auch Wut zeigen.

Eine besondere Herausforderung stellen deshalb die Hausaufgaben für die betroffenen Kinder und ihre Eltern dar. Vielleicht kennen Sie die Situation, dass Ihr Kind alles Mögliche versucht, um Hausaufgaben zu umgehen, oder es sich in wütenden Ausbrüchen weigert, falsche Aufgaben noch mal zu machen. Kommt so etwas oft vor, sind die meisten Eltern verständlicherweise bald am Ende ihrer Geduld. Tägliche Streitereien wegen der Hausaufgaben können die gesamte Beziehung zu Ihrem Kind stark belasten. Wenn dies bei Ihnen bereits der Fall ist, sollten Sie nach Entlastungsmöglichkeiten für sich suchen. Vielleicht finden Sie jemanden aus Ihrer Familie oder Ihrem Freundeskreis, der die Hausaufgabenbetreuung bei Ihrem Kind übernehmen kann.

Für Lernfortschritte braucht Ihr Kind länger als andere. Deshalb müssen Sie Ihr Tempo und Ihre Erwartungen an die Ihres Kindes anpassen. Dazu gehört auch, bereits kleinste Verbesserungen zu erkennen und Ihr Kind dafür zu loben.