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Foto: Drei Kinder stehen lachend mit ihren Smartphones zusammen.
StaceStock / Shutterstock.com

Werbung

Wer ärgert sich nicht über die vielen Werbeunterbrechungen bei einem spannenden Film oder darüber, dass sie regelmäßig im Internet aufploppen und sich in den Feed der sozialen Netzwerke "einschleichen"?

Wie erreicht uns Werbung und beeinflusst unseren Alltag?

In manchen Zeitschriften oder Online-Artikeln muss man die eigentlichen Artikel regelrecht zwischen der Werbung und den Werbeeinblendungen suchen. Werbung erreicht uns alle über das Fernsehen, im Internet, über das Radio oder das Plakat am Straßenrand. Sie gehört unausweichlich zu unserem Alltag, wir können ihrem Einfluss nur bedingt entgehen.

Und sie hat zielstrebig auch unsere Kinder erreicht, hat über die Medien Einzug im Kinderzimmer gehalten. Diese Tatsache zwingt Eltern, sich mit dem Einfluss von Werbung auseinanderzusetzen.

Werbung, die sich zielgerichtet an Kinder und Jugendliche wendet und deren Unerfahrenheit auszunützen versucht, ist ebenso verboten wie Werbung im Umfeld von Kindersendungen. Aber was nützt das? Schlaue Werbestrateginnen und -strategen finden immer wieder Mittel und Wege, diese Bestimmungen zu umgehen und ihre Zielgruppe trotzdem zu erreichen.

Es geht ja auch um viel Geld. Kinder und Jugendliche verfügen heute über nicht unerhebliche Geldmengen, die es gilt auszugeben. Und wofür? Das will Werbung ihnen sagen.

Wie beeinflusst Werbung Kinder und Jugendliche?

Im Prinzip funktioniert das wie bei Erwachsenen: Werbung gaukelt eine schöne, bunte Welt vor, in der es die tollsten Sachen gibt. Sie verknüpft wunderbare Zustände wie Glück, Erfolg, Beliebtheit, Gesundheit, Schönheit, Selbstbewusstsein mit bestimmten Produkten.

Gendermarketing

Kinder auf der Suche nach Orientierung und persönlicher Anerkennung sind da leichte Opfer. Beliebt sind Vorbilder, die Stärke, Mut und Heldentum bei Jungs oder Schönheit, Luxus und Akzeptanz bei Mädchen verbinden. Tragen diese Vorbilder dann Schuhe einer bestimmten Marke oder benutzen eine bestimmte Kosmetik, funktioniert die Verbindung bereits. Der Wunsch ist geweckt, das Produkt ebenfalls besitzen zu wollen, um ähnlich cool zu sein. Die Produktpalette ist riesig.

Häufig spiegelt Werbung dabei jedoch Geschlechterklischees wider und verwendet überholte Stereotype, um die Produkte zu bewerben. Das ist sehr fatal, denn Werbung beeinflusst, prägt und verfestigt unsere Rollenbilder und damit den Blick auf Frauen und Männer. So wird bereits Kindern anerzogen, dass die rosa Spielsachen für Mädchen, die hellblauen für Jungen sind, beispielsweise ist das "Prinzessinnenduschgel" für die Mädchen, das blaue Produkt mit dem Priraten drauf wird den Jungen gekauft. Von richtiger Vielfalt und vor allem Wahlfreiheit keine Spur!

Verstärkt wird der Zwang, bestimmte Markenartikel haben zu wollen, dadurch, dass womöglich "alle anderen" in der Klasse ihn auch haben.

Die Zielgruppe wird immer jünger. Bereits Vorschulkinder sind vor allem über das Fernsehen der Werbung ausgesetzt. Sie können noch nicht unterscheiden, ob das "Versprochene" überhaupt realistisch ist.

Auf welche Werbeformen im Internet sollte ich achten?

Mobile Medien üben auf Mädchen und Jungen eine große Faszination aus. Insbesondere wegen der zahlreichen Apps zum Spielen oder zur Kommunikation und Unterhaltung. Viele dieser Apps sind kostenlos, können sich aber schnell zu Kostenfallen entwickeln. Spielende werden während des Spiels regelmäßig animiert, neue Funktionen und Erweiterungen zu kaufen, um ein höheres Level zu erreichen oder bessere oder seltenere Ausstattungen für das Spiel oder die Spielfigur zu erhalten.

Eltern sollten daher Werbung in den digitalen Medien mehr und mehr bei der Konsumerziehung mitberücksichtigen. Zu den bekanntesten Werbeformen zählen Pop-Up-Werbungen auf Kinderseiten im Internet, In-App-Werbungen auf dem Smartphone oder dem Tablet sowie die Produktplatzierungen über sogenannte Influencerinnen und Influencer in den Sozialen Netzwerken wie Youtube, Instagram, TikTok oder Snapchat.

Pop-Up- und Banner-Werbung

Pop-Ups sind zusätzlich eingeblendete Fenster, die beim Surfen plötzlich auf dem PC, Smartphone oder Tablet erscheinen und eingeblendet werden. Meist enthalten Sie Werbebotschaften. Dazu gehören auch die sogenannten Banner. Das sind Werbeflächen, die auf den Webseiten eingebettet sind. Klickt man auf ein Pop-Up oder auf ein Banner, wird man zum Angebot der Werbetreibenden weitergeleitet.

In-App-Werbung

Werbung innerhalb von Apps (Abkürzung für Anwendungssoftware eines Programmes für mobile Geräte) tauchen fast in allen App-Kategorien auf: ob Wetter-App, Kalender-App, Musik-App, Bildbearbeitungs-App oder Spiele-App. Insbesondere bei den Gratis-Spiele-Apps ist das Ziel der Werbetreibenden, möglichst viele kostenpflichtige Zusatzfunktionen anzubieten, um damit Geld zu verdienen. Hier besteht die Gefahr, dass Kinder beziehungsweise deren zahlende Eltern in eine Kostenfalle geraten.

Produktplatzierungen in den Sozialen Netzwerken

Influencerinnen und Influencer, sogenannte Meinungsmacherinnen und Meinungsmacher in den Sozialen Medien mit einem hohen Bekanntheitsgrad, machen Werbung für Produkte und Dienstleistungen auf ihren Webseiten oder ihren Social-Media-Kanälen. Einige davon haben bereits den Status eines Stars durch die hohe Anzahl an Followern (Personen, die bestimmten Inhalten, anderen Personen, Interessen oder Unternehmen auf den Sozialen Medien folgen). Entsprechend groß ist der Einfluss auf Kinder und Jugendliche in ihrer Meinungsbildung und bei ihren Kaufentscheidungen.

Wie schütze ich mein Kind vor Werbefallen im Internet?

  • Erklären Sie Ihrem Kind die Absichten der Werbetreibenden und zeigen Sie Ihrem Kind die unterschiedlichen Werbeformen.
  • Wenn Ihr Kind eine Werbung in einer App/einem Online-Spiel angeklickt hat, zeigen Sie ihm, wie es zum Spiel zurückkommt.
  • Wenn Sie oder Ihr Kind aufgefordert werden, persönliche Daten einzugeben, gehen Sie damit achtsam um.
  • Überlegen Sie, ob es besser ist, die App auf Ihrem eigenen Endgerät zu installieren, statt auf dem Gerät ihres Kindes. Sie können auch einen Ordner nur für Kinderspiele einrichten.
  • Aktivieren Sie die Sicherheitseinstellungen der App.
  • Installieren Sie gegebenenfalls eine Jugendschutz-App, die bestimmte Inhalte von Webseiten blockiert.
  • Schalten Sie gegebenenfalls das WLAN oder das mobile Internet aus, wenn Ihr Kind mit einer App spielt, so dass sie oder er nicht versehentlich anfängt im Internet zu surfen.
  • Generell gilt: Lassen Sie Ihr Kind nicht längere Zeit unbeaufsichtigt alleine spielen.

 

Die Broschüre „Kinder und Onlinewerbung“ zum Herunterladen wurde von LfM, Landesanstalt für Medien in NRW und dem Bundesfamilienministerium herausgegeben und klärt über die vielfältigen Werbeformen im Internet auf.

Tipps zum Umgang mit Geld und Werbung

  • Überdenken Sie Einkäufe und Anschaffungen mit Ihrem Kind im Vorfeld. Spontankäufe verführen zu unüberlegtem Handeln!
  • Vergleichen Sie die Preise und üben Sie das mit Ihrem Kind.
  • Sagen Sie ruhig nein, wenn Artikel überteuert oder von schlechter Qualität sind, und erklären Sie Ihrem Kind, warum.
  • Reden Sie mit Ihrem Kind über die Idealvorstellungen in der Werbung, und dass es die Erfüllung in der Wirklichkeit nicht gibt.
  • Machen Sie altersgemäß deutlich, wie Werbestrategien funktionieren.

Wie gehe ich mit dem Problem von nicht erfüllbaren Konsumwünschen um?

Spätestens, wenn Sie den oft nachhaltig und ausdauernd vorgetragenen Kinderwünschen ausgesetzt sind, sei es an der Supermarktkasse oder im Spielzeugladen, ist es an der Zeit zu reagieren.

Nachdem Sie um Werbung - realistisch betrachtet - nicht herumkommen, müssen Sie mit Ihrem Kind ernsthaft reden. Klären Sie es altersgemäß über die Ziele und Verführungen der Werbung auf.

Eine gesunde Skepsis und ein gutes Selbstbewusstsein sind der beste Schutz.

Auf der Website der BLM, Bayerische Landeszentrale für neue Medien, finden Eltern eine Broschüre zum Herunterladen zum Thema: Kinder und Werbung – Tipps für die Medienerziehung