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Foto: Kleiner ängstlicher Junge, der mit der Taschenlampe unter das Bett leuchtet.
Evgeniy Kalinovskiy / Shutterstock.com

Ängste / Phobien

Jüngere Kinder haben vielerlei unrealistische Ängste. Sie haben Angst vor Fremden, vor Gewittern, vor lauten Geräuschen, vor Gespenstern und vielem mehr.

Unterschiedliche Angstgefühle

Solange sich Ihr Kind die Welt noch nicht rational erklären kann, braucht es Ihr Verständnis und Ihren Schutz, um seine Ängste überwinden zu können. Wenn Ihr Kind älter wird, kann es zunehmend selbst zwischen wirklich beängstigenden und weitgehend sicheren Situationen unterscheiden.

Dabei sind Unterschiede in Persönlichkeit und Temperament, die oft lebenslang bestehen bleiben, völlig normal. Manche Kinder fürchten kaum eine Gefahr, andere sind vor allem jeder neuen Situation gegenüber sehr zurückhaltend und eher ängstlich. Manche Kinder behalten aber auch einzelne unrealistische Ängste bei oder entwickeln plötzlich neue Ängste vor Dingen oder Situationen, die eigentlich harmlos sind.

Andere haben fast ständig Angstgefühle, unter denen sie massiv leiden, ohne genau sagen zu können, wovor sie sich eigentlich fürchten. Bestehen solche massiven Ängste über einen längeren Zeitraum hinweg, spricht man von einer behandlungsbedürftigen Angststörung oder Phobie.

Was ist eine Angststörung?

Es kommen verschiedene Arten von Angststörungen bei Kindern vor.

Manche Kinder haben über Jahre hinweg eine ausgeprägte Angst vor der Trennung von ihrer wichtigsten Bezugsperson, meist der Mutter. Sie weigern sich beharrlich, zum Kindergarten oder zur Schule zu gehen und alleine zu Hause zu bleiben, haben Albträume, die von einer Trennung handeln. Meist sorgen sie sich, dass der Mutter etwas zustoßen könnte, wenn sie nicht mit ihr zusammen sind.

Manche Kinder leiden an einer weiteren Form der Angststörung. Sie haben über mehrere Wochen hinweg übertriebene Sorgen bezüglich alltäglicher Ereignisse, sind sehr angespannt und übererregbar und klagen über Kopf- und Bauchschmerzen, ohne dass eine organische Ursache festzustellen wäre.

Bei einer anderen Art von Angststörung, welche meist erst ältere Kinder und Jugendliche betrifft, kommt es zum plötzlichen Auftreten starker Angstzustände mit körperlichen Angstsymptomen wie etwa Herzklopfen, Schwitzen oder Zittern. Meist verlassen die betroffenen Kinder fluchtartig den Ort und vermeiden ihn anschließend. Nach einer solchen Panikattacke leben sie in ständiger Angst vor einer neuen.

Was ist eine Phobie?

Als Phobie wird eine übermäßig stark ausgeprägte und anhaltende Angst vor bestimmten Dingen oder Situationen bezeichnet, die in der Regel ungefährlich sind.

Phobische Kinder weinen, schreien oder klammern sich an ihre Mutter oder Vater, wenn sie beispielsweise von weitem einen Hund sehen.

Die Ängste können sich auf ganz unterschiedliche Dinge beziehen, häufig sind es jedoch Tiere, fremde Menschen, laute Geräusche oder Menschenansammlungen, die starke Angst auslösen. Andere Kinder entwickeln eine übermäßige Angst davor, vor einer Gruppe zu sprechen.

Meist löst schon allein die Vorstellung von dem Objekt oder der Situation starke Angst aus.

Alle betroffenen Kinder versuchen, die Angst auslösenden Dinge oder Situationen zu vermeiden.

Oft führt das Vermeidungsverhalten dazu, dass alltägliche Abläufe daraufhin ausgerichtet werden. Es werden beispielsweise große Umwege in Kauf genommen, um nicht an einem Haus vorbeigehen zu müssen, in dem ein Hund im Garten sein könnte.

Warum hat mein Kind eine Angststörung / Phobie?

Warum genau einzelne Kinder Angststörungen oder Phobien entwickeln, kann nicht auf eine einzige Ursache zurückgeführt werden.

Meist sind Kinder betroffen, die aufgrund ihrer Persönlichkeit insgesamt eher zurückhaltend, scheu und passiv sind.

Oft hat einer der beiden Elternteile ähnliche Schwierigkeiten oder zeigte als Kind ähnliche Verhaltensweisen.

In vielen Fällen scheinen auch einschneidende Ereignisse wie etwa Todesfälle, Trennung der Eltern oder schwere Erkrankungen eines Familienmitglieds die Störung auszulösen.

Einige Kinder haben tatsächlich bedrohliche Situationen erlebt, sind also beispielsweise von einem Hund angefallen worden, und entwickeln erst dann eine Phobie oder Angststörung.

Wer kann meinem Kind helfen?

Stellen Sie bei Ihrem Kind einige der dargestellten Symptome über einen längeren Zeitraum hinweg fest, sollten Sie unbedingt fachliche Unterstützung einholen.

Der erste Ansprechpartner kann die Kinderärztin oder der Kinderarzt, eine Kinder- und Jugendpsychiaterin oder Kinder- und Jugendpsychiater oder eine Erziehungsberatungsstelle sein.

Wenn es notwendig ist, werden Sie von dort zu weiteren Untersuchungen an eine Fachärztin, einen Facharzt oder Psychologin oder Psychologen verwiesen.

Zunächst muss meist geklärt werden, ob bei Ihrem Kind tatsächlich eine Angststörung oder Phobie vorliegt und körperliche Erkrankungen ausgeschlossen werden können.

In einem gemeinsamen Gespräch werden Sie dann gegebenenfalls über Behandlungsmöglichkeiten informiert.

Eine geeignete Therapie kann von der Ärztin oder vom Arzt verschrieben werden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Zur Behandlung von Angststörungen und Phobien weisen psychotherapeutische Verfahren die besten Erfolge auf. Vor allem Verhaltenstherapeutinnen und Verhaltenstherapeuten, die auch eine umfassende Elternberatung durchführen, können Ihnen und Ihrem Kind helfen.

Ist die Erkrankung besonders stark ausgeprägt, wird manchmal zusätzlich zur Psychotherapie eine medikamentöse Behandlung notwendig.

In den meisten Fällen reicht eine ambulante Behandlung aus.

Bei stärkerer Ausprägung der Erkrankung oder besonderen Rahmenbedingungen sind auch teilstationäre (Tagesklinik) oder stationäre Behandlungsformen möglich und sinnvoll.

Wie kann ich meinem Kind helfen?

Leidet Ihr Kind an einer Phobie oder Angststörung, braucht es Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung in besonderem Maß.

Es ist wichtig, dass Sie als Eltern mit in die Behandlung Ihres Kindes einbezogen werden. Die Therapeutin oder der Therapeut wird mit Ihnen genau besprechen, wie Sie sich am besten Ihrem Kind gegenüber verhalten sollten.

Grundsätzlich sollten Sie auf keinen Fall versuchen, Ihrem Kind mit Dingen zu drohen, vor denen es starke Angst hat (z. B. „Wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, hole ich ...“?).

Ebenfalls ungünstige Auswirkungen hat es, wenn Sie sich über Ängste Ihres Kindes lustig machen oder sie nicht ernst nehmen.

Typisch für Angsterkrankungen ist ein starkes Vermeiden der Situationen, die Angst auslösen. Solches Vermeidungsverhalten verstärkt die Angst jedoch langfristig.

Sie sollten Ihr Kind darin nicht zusätzlich unterstützen, sondern es eher ermuntern, sich zumindest Situationen zu stellen, vor denen es nur ein bisschen Angst hat. Durch Ihr anschließendes Lob wird Ihr Kind sich beim nächsten Mal vielleicht schon etwas mehr zutrauen.