Elternbrief Nr. 11

Ade, lieber Mittagsschlaf ! 11 B A Y E R I S C H E S L A N D E S J U G E N D A M T Briefe Das kleine Energiebündel Ihr Kind entwickelt sich zu einem richtigen Energiebündel. Nichts INHALT Alter: 25-27 Monate 1 Energiebündel 3 Der richtige Kindergarten 6 Abschied von der Windel 8 Meins oder deins? 9 Die Haftpflichtversicherung 10 Monsteralarm! 12 Verkehrserziehung 14 Urlaub mit Kleinkind scheint ihm zu viel zu sein. Wie selbstverständlich läuft es durch die Wohnung, klettert auf Stühle und Bänke oder versteckt sich unter dem Bett. Springen und herumhopsen kann es auch schon bestens. Und natürlich probiert es seine neuen Künste gleich auf den guten Möbeln aus. Der Ball wird nicht mehr nur herumgerollt, nein: Ihr Kind kann ihn jetzt richtig werfen! Bei so viel Aktivität verwundert es nicht, dass Ihr Kind schlanker wird. Seine Proportionen verändern sich. Vom Knuddelbaby entwickelt es sich zum Kindergartenkind. Ihr Kind wird immer selbst- den genügen. Bei manchen Kinständiger. Bald kann es sich zum dern fällt jetzt schon der MitBeispiel schon alleine die Hände tagsschlaf weg. Für Sie als Eltern waschen. Beim Zähneputzen müssen Sie noch ein wenig nachputzen, aber im Prinzip hat Ihr Kind schon verstanden, auf was es ankommt. Es braucht jetzt weniger Schlaf, neun bis 13 Stunkann der Tag dadurch ganz schön anstrengend werden! Planen Sie bei all der Aktivität auch Zeiten ein, in denen Sie und Ihr Kind zur Ruhe kommen, zum Beispiel nach dem Mittagessen. Das Vorlesen

tut gut – und Kinder So eine Ruhepause lieben kuschelige Rü ckzugsor te. © Jazella / Pixabay.com und Betrachten von Kinderbüchern ist hervorragend dazu geeignet, auch als gestresste Mama oder müder Papa mal die Beine hochlegen zu können. Und auch Ihrem Kind wird die Ruhephase auf jeden Fall guttun. Ruhigere Beschäftigungenwie Zeichnen oder Kneten, Lego bauen oder Puzzle spielen helfen ebenfalls, für eine Weile das Tempo etwas herauszunehmen. Auch Kinder, die von alleine nicht gerne Ruhe geben, mögen es gern, wenn man gemeinsam ein Kissennest baut, um sich zusammen eine Kassette oder CD anzuhören. Wichtig ist, dass Mama oder Papa dabei bleiben! Vielleicht ist Ihrem Kind jetzt langsam ein ganzer Tag zu Hause zu langweilig und es braucht einen Tapetenwechsel. Wenn Sie Ihr Kind in der nächsten Zeit in den Kindergarten geben wollen, zum einen, damit es neue Anregungen erhält, zum anderen, damit Sie mit Ihrer Zeit besser planen können, um vielleicht wieder arbeiten zu gehen, dann ist jetzt die richtige Zeit zu überlegen, welche Kindertagesstätte für Ihr Kind – und auch für Sie – infrage kommt. 2

und Kuscheln sind Lernen, Toben gleich wichtig! Kindergarten ja - aber welcher? Je nachdem, wo Sie wohnen, wird es eine größere oder kleinere Auswahl an Kindergärten geben. Doch selbst wenn Sie viele verschiedene Einrichtungen in Ihrem unmittelbaren Umfeld haben, macht das die Entscheidung nicht leichter. Bei all den verschiedenen Aspekten wie pädagogisches Konzept, Betreuerschlüssel, Öffnungszeiten, Wohnortnähe müssen Sie vor allem eines bedenken, nämlich dass sich Ihr Kind dort wohlfühlt. Schließlich wird der Kindergarten in den nächsten drei, vier Jahren sein zweites Zuhause sein. Was braucht Ihr Kind? Qualifiziertes und freundliches Personal Das Wichtigste in einem Kindergarten ist die persönliche Betreuung. Ihr Kind ist nun, falls es nicht vorher schon in einer Krippe war, zum ersten Mal mehrere Stunden alleine unterwegs. Es braucht zugewandte Erzieherinnen und Erzieher. Diese müssen den Kindern stets freundlich begegnen, sich jedem einzelnen mit der nötigen Aufmerksamkeit widmen und auf die individuellen Bedürfnisse eingehen. Viel Platz In jedem Kindergarten sollte Platz zum Rennen und Toben sein, und zwar drinnen wie draußen. Darüber hinaus sollte es in den Gruppenräumen auch Möglichkeiten zum Rückzug, Ausruhen und Kuscheln geben. Wenn ein Kindergarten keinen Garten hat, sollte auf jeden Fall ein Park oder Spielplatz in der Nähe sein, der mehrmals in der Woche aufgesucht wird. Viel Zeit Die Erzieherinnen und Erzieher müssen Zeit haben, sich jedem einzelnen Kind zuzuwenden – morgens bei der Ankunft, im Laufe des Tages oder auch im Krisenfall. Und sie brauchen auch genügend Zeit für die ganze Gruppe. So ist der „Stuhlkreis“ ein wichtiges Element, das es jedem Kind ermöglicht, sich in der Runde mitzuteilen. Hier darf niemand zu kurz kommen, schüchterne Kinder müssen ermuntert, aufgeweckte womöglich ein bisschen gebremst werden. 3

Viel Anregung Ein Kindergartenkind ist extrem wissbegierig und offen für alle Anregungen. Deshalb ist ein altersgemäßes Programm wichtig. So sollte es im Tagesablauf verschiedene Aktivitäten geben, die der Entwicklung der Kinder entsprechen. Aber auch freie Spielzeit ist wichtig, damit die Kinder ihre eigenen Ideen entwickeln lernen und nicht automatisch erwarten, dass immer die Erwachsenen für Bespaßung sorgen. Gesundes Essen Egal ob selbst gekocht oder das Essen mittags geliefert wird, achten Sie darauf, dass gesundes Essen auf den Tisch kommt. Das Essen in der Gemeinschaft ist eine wichtige Erfahrung, hier lernen sogar „schlechte“ Esser das Zugreifen. Gibt es zur Brotzeit Obst- und Gemüseteller? Mit lustigen Apfel- oder Karottensticks kann so mancher Obstmuffel bekehrt werden. Lernzeiten und Spielzeiten müssen sich sinnvoll abwechseln! © Porapak Apichodilok / Pixabay.com 4

Was brauchen Sie? Flexible Öffnungszeiten Die Kinderbetreuung muss sich auch an den beruflichen Bedürfnissen der Eltern orientieren. Sind die Öffnungszeiten so, dass Sie gut in die Arbeit kommen? Und haben Sie danach auch genügend Zeit, um Ihr Kind rechtzeitig abzuholen? Erkundigen Sie sich, ob es sogenannte „Notdienste“ (in der Regel eine Stunde vor Öffnung und eine Stunde nach Schließung) für alle Fälle gibt. Wie sieht die Ferienregelung aus? Manchmal braucht man auch da einen Notdienst! Elternengagement Die Erwartungen an das Engagement der Eltern sind unterschiedlich. Sie reichen vom Besuch der regelmäßig stattfindenden Elternabende in kommunalen Kindergärten bis hin zum Putzen oder Essen kochen in Elterninitiativen. Überlegen Sie, wie viel Zeit Sie in die Mitarbeit im Kindergarten investieren können und wollen. Besuchen Sie, soweit möglich, wenigstens die Elternabende. Je wichtiger Kommunikation und Austausch für Sie sind, umso mehr sollten Sie sich einbringen. Denn wer sich im Kindergarten seines Kindes engagiert, ist näher an den Erziehern und Erzieherinnen und damit an seinem Kind dran. Gute Kommunikation ist wichtig! Wohnortnähe Um sich unnötige Hetzereien zu ersparen, ist es sinnvoll, einen Kindergarten in Fußnähe zu finden. Auch für Ihr Kind wäre dies von Vorteil, weil dann sicher viele Kinder aus der Nachbarschaft den Kindergarten besuchen. So sind die künftigen Spielkameraden aus dem Kindergarten auch am Wochenende leicht erreichbar. Kurze Wege sind gut! 5

Abschied von der Windel Frühestens mit 26 Monaten erfüllt Ihr Kind die körperlichen Voraussetzungen, um sauber werden zu können. Dazu gehört, dass die Verdauung regelmäßiger wird und es nur noch alle paar Stunden in seine Windel nässt. Es ist wichtig, dass es sich selbst aufs Töpfchen oder die Toilette setzen kann und auch seine Hose sollte es schon selbst herunterziehen können. Die Sauberkeitserziehung wird nicht von heute auf morgen gelingen, sauber zu werden ist ein längerer Prozess. Achten Sie auf Ihr Kind und lassen Sie ihm Zeit. Wenn Sie zu früh beginnen und Ihr Kind damit überfordern, kann das zu Rückfällen und Problemen führen. Wenn es für Ihr Kind an der Zeit ist, wird es von selbst Interesse an Töpfchen oder Toilette zeigen. Vielleicht will es ja mit Ihnen auf die Toilette gehen und zuschauen. Seine nasse Windel wird ihm zunehmend unangenehm sein. Auf die Toilette zu gehen, ist für Ihr Kind ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Ein guter Zeitpunkt, mit der Sauberkeitserziehung anzufangen, ist der Sommer. Ihr Kind kann dann leicht bekleidet herumlaufen. Bei Mädchen sind Kleider am praktischsten. Aber auch Shorts mit Gummizug sind schnell heruntergezogen und wenn dann doch mal etwas daneben geht, ist nicht so viel passiert – im Winter hingegen müssen dann Unterhose, Strumpfhose und Jeans in die Waschmaschine wandern. Auch hat ein dick eingepacktes Kind weniger Gespür dafür, ob etwas in die Hose gegangen ist. Wenn Ihr Kind aber nun ausgerechnet im Winter seine Windel loswerden möchte? Das ist natürlich auch möglich, es ist halt nur ein wenig komplizierter und Sie werden möglicherweise mehr Wäsche haben. Ziehen Sie Ihrem Kind am besten Hosen mit Gummizug an, die es leicht selbst herunter- und wieder hochziehen kann. Ob Ihr Kind nun das berühmte „Töpfchen“ benutzt oder lieber auf die richtige Toilette geht, ist eigentlich egal. Lassen Sie es selbst bestimmen. Für die Toilette gibt es spezielle Einsätze aus Kunststoff, die verhindern, dass Ihr Kind hineinplumpsen kann. 6

Kleine Pannen sind am Anfang ganz normal! Zunächst wird Ihr Kind daheim die Windel weglassen. Auch wenn Sie draußen sind und es warm ist, ist eine gute Gelegenheit, das Trockenwerden zu üben. Genieren Sie sich nicht, wenn es eilig ist, mit Ihrem Kind zum Pipimachen etwas abseits zu gehen und die Natur zu nutzen. Wenn Sie mit Ihrem Kind ohne Windel unterwegs sind, empfiehlt es sich, Ersatzkleidung dabeizuhaben. Beim Stadtbummel, auf Familienfeiern oder längeren Autofahrten ist es ratsam, zumindest anfangs noch eine Windel zu benutzen. Sonst kommt Ihr Kind zu sehr unter Druck, und wenn es mal nicht klappt, schämt es sich vielleicht. © Andrea Kainz / Pixabay.com Es ist normal, wenn am Anfang noch öfter etwas daneben geht. Ihr Kind lernt erst, seinen Körper entsprechend zu spüren und zu kontrollieren. Und dann muss es auch noch Bescheid sagen oder rechtzeitig den Weg auf die Toilette selbstständig zurücklegen, die Hose herunterziehen und auf Töpfchen oder Toilette Platz nehmen. Gar nicht so einfach, oder? Vermitteln Sie Ihrem Kind also, dass kleine Pannen nicht so schlimm sind. Loben Sie es für Erfolge. Sprechen Sie auch mit ihm über das, was es in seinem Körper spürt: „Drückt es im Bauch?“ oder „Musst du Pipi machen?“ Es lernt dabei, seine Körperwahrnehmung mit seinem „Geschäft“ in Verbindung zu bringen. In der Nacht wird Ihr Kind wahrscheinlich noch länger eine Windel brauchen. Viele Kinder werden sogar erst im Vorschulalter nachts trocken. 7

Teilen muss erst gelernt werden! Meins oder deins? Parallel zur Sauberkeitserziehung entwickeln Kinder meist ein neues Verhältnis zum persönlichen Besitz. Das, was im Töpfchen landet, „gehört“ Ihrem Kind. Es war nämlich ein Teil von ihm, und das empfindet ein Kind auch so. Insofern ist es ein großartiger Schritt, wenn es sich aus eigenem Antrieb davon trennt und es die Toilette hinunterspült. Seine Spielsachen wird Ihr Kind jedoch des Öfteren gegen die „feindliche Übernahme“ durch andere Kinder verteidigen. Es wird das begehrte Teil energisch an sich reißen! Erst langsam muss es lernen zu teilen. Doch mit der Zeit wird es erfahren, dass es mehr Spaß macht, gemeinsam zu spielen, als alleine vor einem Berg Spielzeug zu sitzen. Gelegentlich wird Ihr Kind auch die Sachen anderer Kinder haben wollen. Wenn es sich nicht traut, den neuen Bagger seines Freundes zu benutzen oder wenn dieser Freund recht besitzergreifend ist, helfen Sie Ihrem Kind zu fragen: „Darf ich damit spielen?“ Ein „Nein!“ des anderen Kindes muss akzeptiert werden, auch wenn es schwerfällt. Bieten Sie in so einem Fall Ihrem Kind ein anderes Spielzeug an: „Schau mal, das Feuerwehrauto ist aber auch toll. Magst du dir das holen?“ Wenn das andere Kind und dessen Eltern einverstanden sind, besteht auch die Möglichkeit, sich ein besonders begehrtes Spielzeug für zu Hause auszuleihen. Dafür, dass Ihr Kind das Spielzeug zuverlässig und innerhalb der vereinbarten Zeit zurückgibt, müssen Sie als Eltern natürlich sorgen. Das Eigentum anderer zu respektieren, lernt Ihr Kind am besten bei Ihnen, in der Familie. Bestimmte Dinge wird es nicht zum Spielen haben dürfen, weil sie Ihnen lieb und teuer sind, Ihren Laptop zum Beispiel oder eine zerbrechliche Teekanne. Auf der anderen Seite sollten aber auch Sie als Eltern die Sachen Ihres Kindes respektieren. Sie sollten nichts von seinen Spielsachen wegwerfen, verschenken oder verleihen, ohne dass es einverstanden ist. 8

Kinder wünschen etwas Eigenes! Oft ist zu beobachten, dass Die eigene Zahnbürste oder Eltern ihren Kindern eine Tüte das eigene Handtuch sind schon Popcorn oder ein Eis kaufen und aus Hygienegründen wichtig, aber dann, sicher nicht in böser Ab- sie sind auch ein sichtbares Zeisicht, fortlaufend selbst davon es- chen dafür, dass es hier eine eisen. Für Kinder ist das schwer gene kleine Persönlichkeit gibt. zu verstehen. Erst wird ihnen et- Der eigene Stuhl am Esstisch, die was geschenkt und dann wieder Spielecke, das eigene Bett – Ihr weggenommen. Bitte respektie- Kind braucht seinen eigenen ren Sie auch hier den Wunsch Ih- Platz in der Familie und einen res Kindes nach etwas Eigenem festen Rahmen. Wenn Sie ihm und kaufen Sie lieber zwei kleine diese Sicherheit geben, wird es Eis als ein großes. Oder erklären ihm leichter fallen zu teilen. Denn Sie vorher, dass Sie beide sich es weiß, dass ihm die wichtigen eine Tüte Popcorn teilen werden. Dinge nicht genommen werden. Wann bezahlt die Haftpflichtversicherung? Wenn ein Kind am Tischtuch zerrt und dabei die teure Teekanne der Gastgeberin zu Bruch geht oder wenn es beim Nachbarn eine Fensterscheibe einwirft, wird es oft kritisch. Wer kommt für den Schaden auf? Die Haftpflichtversicherung? Leider nicht immer, denn bei vielen Haftpflichtversicherungen sind Kinder bis sieben Jahre ausgenommen. Die Begründung: Unter Siebenjährige sind für Schäden, die sie anderen zufügen, rechtlich nicht verantwortlich. Das gilt auch für Kinder zwischen sieben und zehn Jahren, wenn sie fahrlässig einen Verkehrsunfall verursachen und dabei anderen Schaden zufügen. Wenn allerdings ein Schaden entsteht, weil die Aufsichtspflicht verletzt wurde, muss die Aufsichtsperson, oft die Eltern, für den Schaden aufkommen. Es sollte eine Haftpflichtversicherung gewählt werden, die auch Kinder unter sieben Jahren versichert. Dann sind grundsätzlich alle Kinder bis 18 mitversichert, auch die des Lebenspartners, vorausgesetzt er oder sie ist in der Police mit aufgenommen. Mitversichert sind meist auch Stief-, Adoptiv- und Pflegekinder. Alleinerziehende mit einem Single-Tarif sollten bei ihrer Versicherung nachfragen, ob ihr Kind mit in die Haftpflicht aufgenommen werden kann. Die Bestätigung sollte in jedem Fall schriftlich gegeben werden. Übrigens: Schäden, die ein Kind im Haushalt der Eltern anrichtet, sind nicht versichert. 9

Monsteralarm! Ihr Kind wächst und entwickelt sich weiter. Sein Leben ist erfüllt von Wachstum, Veränderung und ständiger Neuorientierung. Täglich erlebt und erfährt es völlig Neues. Dabei wird jeder seiner Entwicklungsschritte von Ängsten begleitet. Sie haben es erlebt, als Ihr Kind immer mobiler wurde: Es hatte Trennungsangst. Seit Ihr Kind von Ihnen wegkrabbeln oder weglaufen kann, ist es umso mehr darauf angewiesen, sich bei Ihnen rückversichern zu können. Wenn es Sie bei seinen Abenteuern mal aus den Augen verliert, kann es sein, dass es bitterlich weint und voller Angst ist – so lange, bis Sie es wieder in Ihre Arme schließen. Körperkontakt ist ohnehin die beste Therapie gegen die Ängste Ihres Kindes – ganz besonders gegen Trennungsangst. Mit dem zweiten Lebensjahr kommt eine neue Art der Angst hinzu, die sogenannte Magische Angst. Sie kommt durch die Vorstellungskraft, die Ihr Kind mehr und mehr entwickelt. Besonders abends beim Einschlafen und nachts kann es sein, dass Ihr Kind hochschreckt, weil es sich vor irgendwelchen seltsamen Wesen fürchtet, die es noch kaum benennen kann. Etwas größere Kinder erzählen ernsthaft von Monstern und Hexen, die ihr Zimmer belagern. Ihr Kind kann noch nicht so gut unterscheiden zwischen der Realität und seiner Traumwelt. Nehmen Sie es also ernst in seinen Ängsten. Erklären Sie ihm nicht, dass es keine Monster gibt. Verzaubern Sie lieber ein Kuscheltier und statten Sie es mit magischen Schutzfähigkeiten aus oder verjagen Sie die Gespenster persönlich aus dem Kinderzimmer. Mit der sogenannten Fantasieangst ist es ähnlich. Allerdings sind hier keine Monster am Werk. Ihr Kind fürchtet sich vielmehr vor harmlosen Dingen wie dem Blumentopf oder dem Staubsauger. Grund dafür ist der rasante Entwicklungsprozess. Kinder bekommen Angst vor den vielen unbekannten Eindrücken und suchen einen „Stellvertreter“, den sie beherrschen können. Versetzen Sie sich auch hier in die Gedankenwelt Ihres Kindes und suchen Sie gemeinsam nach Lösungen, die ihm helfen können. Der böse Blumentopf wird an einen anderen Platz gestellt, und 10

den Staubsauger kann ein verzauberter Stein in Schach halten. Diese Ängste sind alle entwicklungsbedingt, das heißt, sie gehören zu einer bestimmten Entwicklungsphase, dem Kleinkindalter. Sie verschwinden mit dem Eintritt ins Vorschul- oder Schulalter meistens von alleine. Manche Kinder sind jedoch grundsätzlich ängstlicher als andere. Sie brauchen einfach länger, um neue Eindrücke zu verarbeiten, sich an Veränderungen zu gewöhnen. Mittlerweile geht man davon aus, dass es eine gewisse Veranlagung zur Angstbereitschaft gibt, die angeboren ist. Respektieren Sie die Eigenarten Ihres Kindes. Vorsichtige Kinder brauchen Geduld und verständnisvolle Ermutigung. Vergleichen Sie also Ihr Kind nicht mit mutigeren und selbstsichereren Gleichaltrigen. Kindliche Ängste, au ch vor ganz harmlosen Dingen, sind normal! Es gibt allerdings auch Ängste, die durch Erziehung entstanden sind. Haben Sie selbst Angst vor Hunden? Ihr Kind wird es spüren, wenn Sie mit ihm zusammen einem Hund begegnen und wird sich wahrscheinlich nicht freudig auf ihn stürzen, sondern – ebenso wie Sie – in respektvollem Abstand bleiben. Hat Ihr Kind sehr große Angst vor Hunden, können Sie ihm durch das gemeinsame Spielen mit einem Plüschhund oder dem Betrachten von Hunden in Bilderbüchern helfen, seine Angst langsam abzubauen. Auch bei ähnlich gelagerten Ängsten (Angst vor Wasser, Angst vor Menschen) ist langsame Gewöhnung Erfolg versprechend. Wenn Ihr Kind alleine schläft, wird es sich vielleicht beim Einschlafen oder nächtlichen Aufwachen im Dunkeln fürchten. Gegen die Angst vor Dunkelheit kann ein kleines Nachtlicht helfen. Aber haben Sie auch Verständnis, wenn es nachts nach Ihnen ruft oder gelegentlich noch unter Ihre Bettdecke kriecht. Auch das wird sich mit der Zeit geben. 11

Verkehrserziehung Schon bevor es laufen konnte, war Ihr Kind gewissermaßen ein Verkehrsteilnehmer. Es wurde im Kinderwagen und später im Buggy, im Auto, im Bus und auf dem Fahrradkindersitz transportiert. Und nun geht es an Ihrer Hand auf dem Bürgersteig, überquert mit Ihnen die Straße, wartet an der roten Fußgängerampel auf Grün. Und auch wenn es noch klein ist, nimmt es doch alles wahr, was um es herum geschieht. Es wird noch einige Zeit dau- – Sind Sie zu Fuß unterwegs, ern, bis Ihr Kind sich alleine im nehmen Sie Ihr Kind möglichst Straßenverkehr bewegen kann. an der Hand. Wenn es brav Aber bis dahin hat es schon sehr neben Ihnen herläuft, kann es viel gelernt – durch Ihr Vorbild. auch mal ein Stückchen alleine gehen, etwa in einer ruhigeren Verkehrszone oder einem Wohngebiet. – Beim Überqueren einer Straße sollten Sie Ihr Kind in jedem Fall an die Hand nehmen. Halten Sie an der Bordsteinkante und blicken Sie für Ihr Kind deutlich sichtbar nach linksrechts-links. Überqueren Sie erst, wenn die Straße wirklich frei ist. – Nutzen Sie Zebrastreifen und Ampeln, auch wenn das einen Umweg für Sie bedeutet. Warten Sie, bis die Ampel Grün zeigt. Überqueren Sie dann zügig die Straße. 12 – Verhalten Sie sich also selbst stets korrekt. Gehen Sie nicht bei Rot über die Ampel, laufen Sie nicht schnell noch über die Straße. Nehmen Sie einen weiteren, aber sicheren Weg in Kauf.

Legen Sie die „Spielgrenzen“ – Zum Spielen und Rennen, zum Rutschfahrzeug oder Laufrad fahren braucht Ihr Kind verkehrsfreie Räume, also einen Innenhof, einen Park oder ähnliches. Sie werden zwar jetzt noch dabei sein und aufpassen, wenn Ihr Kind draußen spielt, trotzdem sollten die Grenzen dieser „Sicherheitszonen“ klar festgelegt sein: „Bis zur Schranke / bis zum Tor, weiter gehst du bitte nicht. Außerhalb fahren Autos und das ist gefährlich.“ Für Ihr Kind muss klar sein, dass nur da gespielt wird, wo jede Gefährdung ausgeschlossen ist. – Sichern Sie Ihr Kind im Auto wie vorgeschrieben immer mit einem passenden Kindersitz. Wenn Sie es auf dem Fahrradsitz transportieren, setzen Sie ihm unbedingt einen Helm auf. – Auch wenn Ihr Kind mit Laufrad oder später dem Kinderrad, ob mit oder ohne Stützräder, unterwegs ist: Der Helm ist einfach wichtig. Seien Sie konsequent und machen Sie in puncto Sicherheit niemals Ausnahmen. Wenn Sie selbst einen Helm tragen, gehen Sie mit gutem Beispiel voran. – Schimpfen Sie nicht über andere Verkehrsteilnehmer und schon gar nicht über Schwächere. Das beunruhigt Ihr Kind. Sprechen Sie lieber mit Ihrem Kind, erklären Sie ihm, warum Sie sich so und nicht anders verhalten, zeigen Sie ihm die Verkehrszeichen. – Lassen Sie sich auch mal von Ihrem Kind führen – das macht Spaß und Sie sehen, was es schon alles kann und weiß und was es noch üben muss. immer wieder ganz deutlich fest! © Capri23auto / Pixabay.com 13

Urlaub mit Kleinkind Haben Sie auch manchmal Lust auf Tapetenwechsel? Fühlen Sie sich urlaubsreif? Ihr Kind fühlt sich zu Hause wohl in seiner Haut, aber Sie als Eltern möchten dem Alltagstrott vielleicht gern einmal entkommen. Mit zweieinhalb Jahren sollten Sie Ihr Kind keinesfalls in Betreuung geben und alleine in Urlaub fahren. Die Trennung von Ihnen über mehrere Tage oder gar Wochen wäre für Ihr Kind seelisch schwer zu verkraften. Wenn Sie also in Urlaub fahren, dann ist Familienurlaub angesagt. Vielleicht orientieren sich Ihre Vorstellungen daran, wo und wie Sie als kinderloses Paar Urlaub gemacht haben. Manches davon wird sich mit Kleinkind nicht machen lassen. Trotzdem: Ein Urlaub mit Kind kann wunderschön sein. Besonders Eltern, die im Alltag beruflich sehr eingespannt sind, werden die unbeschwerte Zeit mit ihren Kindern sehr genießen. Damit Ihr Familienurlaub für alle eine schöne Erfahrung wird, sollten Sie dabei einige Dinge beachten: Vorsicht bei Fernurlauben Vermeiden Sie allzu lange Autofahrten und lange Flugreisen! Auch große Hitze ist für Ihr Kind alles andere als gut. Bedenken Sie auch, dass Ihr Kind möglicherweise einmal einen Arzt brauchen könnte. Vermeiden Sie Abenteuer Wenn Sie mit einem Kleinkind reisen, sollten Sie bereits vorher eine Unterkunft gebucht haben. Als vorteilhaft erweisen sich Ferienwohnungen, Wohnmobile oder Caravans. Keine Experimente beim Essen Versuchen Sie, Ihr Kind möglichst wie gewohnt zu ernähren und geben Sie ihm, besonders bei Hitze, ausreichend zu trinken. Urlaub im Hotel Verständlich, wenn auch Sie sich mal verwöhnen lassen wollen. Allerdings sind die festen Abläufe und Essenszeiten in Hotels oftmals schwer mit den Bedürfnissen eines Kleinkindes zu vereinbaren. Anders ist das in speziellen Kinder- und Familienhotels. 14

Richten Sie sich im Urlaub nach Kindes und nehmen Sie sich dem Rhythmus des nicht zu viel vor! Urlaub mit Bewegungsfreiheit Ein Badeurlaub am See oder am Meer oder ein Urlaub auf dem Bauernhof sind für Kleinkinder ideal. Sie können sich frei bewegen, haben jede Menge Spielmöglichkeiten und Spaß. Und das Wichtigste: Papa und Mama haben Zeit. Und auch Sie als Eltern werden sich gut erholen, wenn Ihr Kind entspannt ist Erwarten Sie also von Ihrem Familienurlaub nicht, dass Sie besonders viel Zeit für Kultur, Sport Urlaub mit anderen Wenn es Ihnen für Ihren Urlaub an Geld fehlt: Viele soziale Einrichtungen bieten sehr kostengünstige Familienfreizeiten an. Schön ist hier, dass Ihr Kind gleich Spielgefährten findet. Besonders wenn Sie Ihr Kind allein erziehen, kann es sinnvoll sein, zusammen mit anderen Eltern und Kindern zu verreisen. Sie können Ihr Kind dann guten Gewissens auch mal für eine kleine Weile anderen Eltern oder Betreuungspersonen überlassen und selbst ein wenig oder Urlaubslektüre finden werden. Sie werden eher eine Sandburg bauen oder eine Ziege streicheln als Kirchen und Museen besichtigen. Lassen Sie sich auf diese neue Erfahrung ein! ausspannen. © Beeki® / Pixabay.com 15

D FSC www.'9c.org 13 '14"l r■ !!('J,, $ Sr ~tsmuii~ enu n) rur n,ih I Arl l 1.<Jnr l So.ci., 1 :., MIX Papier aus verantwortungsvollen Quellen FSC• C108626 ClimatePartner0 klimaneutral DruckllD:10822-1408-1001 B A Y E R I S C H E S L A N D E S J U G E N D A M T Weitere Informationen: Die Elternbriefe können Sie auch online lesen, herunterladen oder als Newsletter abonnieren: beim Online-Ratgeber „BAER“ des Bayerischen Landesjugendamtes www.baer.bayern.de. Dort finden Sie auch weitere ausführliche Informationen zu vielen der hier genannten Themen. Familienurlaub Beim Zentrum Bayern Familie und Soziales erhalten Sie eine Liste mit Familienurlaubsstätten an attraktiven Ferienorten in Bayern sowie auch den Antrag für den Zuschuss zum Familienurlaub. www.zbfs.bayern.de/foerderung/familie/erholung/ index.php Die Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung betreibt eine Vielzahl gemeinnütziger Familienferienstätten in ganz Deutschland. www.urlaub-mit-der-familie.de Im nächsten Elternbrief: – Rollenspiele – Doktorspiele – Farben lernen – Hörspiele und Kindermusik – Das Geschwisterchen – Eifersucht – Mutter-Kind-Kur Die Elternbriefe werden gefördert durch: 11 Herausgegeben vom Zentrum Bayern Familie und Soziales – Bayerisches Landesjugendamt (BLJA) V.i.S.d.P.: Hans Reinfelder Postanschrift: Postfach 400260 80702 München www.blja.bayern.de Überreicht durch Ihr Jugendamt Illustrationen: Birgit Baude, München – Druck: MKL Druck © Bayerisches Landesjugendamt, Stand: Januar 2022 ISBN 3-935960-23-9 Artikelnummer: 10202111

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