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Foto: Zwei Neugeborenen Zwillinge liegen aufeinander und schlafen.
Svetlana Satsiuk / Shutterstock.com

Zwillinge

Zwei oder mehr gleich alte Kinder nebeneinander aufwachsen zu sehen, ist wunderschön. Der Alltag mit Zwillingen oder Mehrlingen erfordert allerdings Organisationstalent und ein gutes Nervenkostüm.

Wenn die Nerven blank liegen

Insbesondere die erste Zeit, wenn die Babys noch im Säuglingsalter sind, erleben viele Zwillingseltern als anstrengend. Zu wenig Schlaf, Überbelastung durch Babypflege und Haushalt machen vor allem den Müttern zu schaffen. Kommt noch die Betreuung eines Geschwisterkinds hinzu, liegen manchmal selbst bei Kleinigkeiten die Nerven blank.

Mit der Zeit stellt sich Routine ein. Je älter die Zwillinge werden, desto selbstständiger werden sie. Und desto intensiver spielen sie miteinander. Da kann sich die Zwillingsmutter vielleicht noch eher zurücklehnen als die Mutter eines einzelnen Kindes.

Eineiige und zweieiige Zwillinge

Eineiige Zwillinge entstehen, wenn sich die Eizelle teilt, nachdem sie befruchtet wurde. Es entstehen zwei Hälften mit dem gleichen Erbgut. Darum sind sich eineiige Zwillinge zum Verwechseln ähnlich. Natürlich haben sie auch immer das gleiche Geschlecht.

Trotzdem sind eineiige Zwillinge im Wesen oft recht unterschiedlich. Denn nicht nur den Erbanlagen, auch der Umwelt kommt eine bedeutende Rolle zu.

Bei zweieiigen Zwillingen werden zwei Eizellen gleichzeitig oder hintereinander von jeweils zwei Samenzellen befruchtet. Zweieiige Zwillinge teilen sich etwa die Hälfte des Erbguts.

Manche zweieiigen Zwillinge sind sich sehr ähnlich, andere unterscheiden sich deutlich in Aussehen und Wesen. Natürlich können sie auch ein unterschiedliches Geschlecht haben.

Zweieiige Zwillinge kommen wesentlich häufiger vor als eineiige Zwillinge.

Jedes Kind hat seine eigene Persönlichkeit

Im Laufe der Jahre entwickelt jedes Kind seine eigene Persönlichkeit. Bei Zwillingen können Eltern unterstützend wirken.

Einige Tipps bei der Behandlung von Zwillingen:

  • Stellen Sie keine Vergleiche zwischen den Kindern an: Durch Vergleiche wird das Konkurrenzverhalten verschärft.
  • Sprechen Sie Ihre Kinder einzeln an: Natürlich ist es einfacher, die Kinder gemeinsam beispielsweise zu rufen. Nur: Jedes Kind hat einen eigenen Namen, der es als einzelne Person benennt. Darum möchte es auch gerne damit angesprochen werden.
  • Ihre Kinder sind verschieden: Das kann auch nach außen durch unterschiedliche Kleidung oder Frisuren gezeigt werden.
  • Fördern Sie individuelle Neigungen und Talente: Unterschiedliche Hobbys oder Sportarten stärken auch den Kontakt zu anderen Kindern.
  • Jedes Kind braucht eigene Freunde.
  • Kindergarten und Schule: Eltern kennen ihre Kinder am besten: Überlegen Sie, ob eine gemeinsame Kindergartengruppe für Ihre Kinder besser ist oder ob ihnen getrennte Gruppen mehr liegen. Auch mit Schulbeginn stellt sich die Frage, ob beide Kinder in eine Klasse oder in separate Klassen eingeschult werden.
  • Manche Kinder brauchen die Anwesenheit ihres Zwillingsgeschwisters sehr, anderen tut eine zeitweise Trennung gut.
  • Die Kinder können auch mal für sich sein: Ergibt sich die Möglichkeit, dass sie beispielsweise getrennt verreisen (Freizeiten, Sprachschulen ...), sollte dies genutzt werden.
  • Man muss die Unterschiede nicht überbetonen, darf sie aber keinesfalls unter den Tisch kehren.

Wie ist die Beziehung von Zwillingen untereinander?

Die Ähnlichkeit von Zwillingen (insbesondere von eineiigen) reizt viele Menschen, Unterschiede feststellen zu wollen. Wer kann als erstes laufen? Wer kann besser lesen? Dies führt dazu, dass Zwillinge unwillkürlich in Konkurrenz treten.

Werden schon Geschwister in vielen Bereichen verglichen, trifft dies auf Zwillinge wesentlich mehr zu.

Entschärfen können Eltern die Situation, wenn sie jedem Kind sein eigenes Entwicklungstempo zugestehen und seine individuellen Stärken fördern.

Zwillinge sind weit weniger als einzelne Kinder auf andere angewiesen: Im Zweifelsfall haben sie ja noch sich. Diese Sicherheit ist für die Zwillingskinder etwas sehr Schönes, sie kann ihnen aber auch zu schaffen machen. Eine zu starke Abhängigkeit voneinander kann sich problematisch auswirken. Meist ist ein Kind dominierend, eines nachgiebig.

Steht ein Kind zu sehr im Schatten des anderen, ist es höchste Zeit, es zu stärken und zu ermutigen.

Geschwister von Zwillingen

Die Geburt eines Geschwisterchens bedeutet für alle Kinder eine große Umstellung. Und nun kommen gleich zwei! Die Beanspruchung der Eltern - insbesondere der Mutter - ist anfangs enorm.

Achten Sie trotzdem unbedingt darauf, dass das ältere Kind nicht zu kurz kommt. Es braucht wie bisher Fürsorge, Liebe und ein offenes Ohr für seine Sorgen. Und es möchte ebenso im Mittelpunkt stehen wie die Jahre zuvor, als es noch allein mit den Eltern war.

Nicht selten reagieren Erstgeborene nach der Geburt eines Geschwisters mit Verhaltensweisen, die anscheinend längst überwunden waren. Sie möchten beispielsweise plötzlich wieder bei den Eltern im Bett schlafen oder nässen ein.

Eifersucht gegenüber den Geschwistern ist ganz normal. Sie kann bei Familien mit Zwillingen noch verstärkt auftreten, da die Eltern durch den doppelten Neuzuwachs besonders beansprucht sind. Eifersucht ist der Ausdruck dessen, dass das Kind Angst hat, die Eltern zu verlieren. Darum braucht es besondere Zuwendung.

Zwillinge sind zu zweit. Sie haben eine sehr enge Beziehung. Im Zweifelsfall halten sie zusammen wie Pech und Schwefel. Dies führt nicht selten dazu, dass sie sich gegen das Geschwisterkind verbünden. Keine einfache Situation, wenn man zwar älter und klüger, aber trotzdem im Nachteil, weil in der Unterzahl ist. Noch schwieriger ist es, wenn man jünger als die Zwillingsgeschwister ist und über keine Mittel verfügt, um sich zu wehren.

Darum ist ein eigener Freundeskreis für Ihr einzelnes Kind besonders wertvoll. Suchen Sie auch immer wieder die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen.

Werden die Zwillinge älter, sind sie meist sehr gute Spielpartner. Zu dritt oder viert lässt sich eben viel mehr auf die Beine stellen als alleine. Dies merken Geschwister sehr schnell.

Entwickeln sich Zwillinge genauso wie einzeln geborene Kinder?

Leichte Entwicklungsverzögerungen sind bei Zwillingen keine Seltenheit. Manchmal krabbeln oder laufen sie später als andere Kinder.

Entwicklungstabellen oder Vergleiche mit anderen Kindern bringen keine Klarheit.

Besuchen Sie regelmäßig eine Kinderärztin oder een Kinderarzt und nehmen Sie die Termine für Früherkennungsuntersuchungen wahr.

Insbesondere in der Sprachentwicklung liegen manche Zwillinge etwas hinter einzeln geborenen Kindern.

Oft entwickeln sie eine eigene Art der Verständigung, die manchmal nicht einmal die Eltern verstehen. Diese "Geheimsprache" ist eine einfach strukturierte Sprache, die mit Gestik und Mimik verbunden ist.

Bis Ende des dritten Lebensjahrs verliert sich die Zwillingssprache meist. Wichtig ist, dass durch sie die normale Sprachentwicklung nicht behindert wird.

Drillinge und mehr ...

Manche Paare mit unerfülltem Kinderwunsch nehmen medizinische Hilfe wie eine Hormonbehandlung oder künstliche Befruchtung in Anspruch.

Aus einem Wunschkind können manchmal drei, vier oder mehr werden. Trotz großer Freude sind diese Eltern auch Ängsten und Befürchtungen ausgesetzt. Sind alle Kinder gesund? Werde ich allen Kindern gerecht? Wie finanziere ich meine Familie?

In den ersten Wochen und Monaten ist eine Hilfe - in welcher Form auch immer - unbedingt erforderlich. In einigen Fällen finden sich Großeltern oder Bekannte bereit, den Eltern unter die Arme zu greifen.

Sind Eltern auf professionelle Hilfe (wie eine Haushaltshilfe) angewiesen, müssen sie vorher die Frage der Finanzierung klären.

Eltern mit Mehrlingen sollten sich Hilfe holen, wo es nur geht. Ob finanzielle Zuschüsse, Sachunterstützung oder einfach das Angebot, auf die Kinder aufzupassen: Scheuen Sie sich nicht, diese Hilfe anzunehmen.

Ein Mehrlingskind muss sich die Aufmerksamkeit der Eltern ständig mit allen anderen teilen. Darum: Unternehmen Sie auch einmal etwas nur mit einem Kind. Ihr Kind genießt es, im Mittelpunkt zu stehen und auch die Eltern profitieren: So können sie Ihr Kind einmal ganz anders erleben.

Selbstverständlich müssen alle Kinder einmal drankommen. Dann fühlen sie sich nicht ungerecht behandelt und können sich auf einen eigenen Ausflugstag freuen.

Die Kinderschar ist der absolute Mittelpunkt der Familie. Um wieder Kraft und Ruhe zu tanken, ist es notwendig, dass die Eltern auch einmal etwas ohne ihre Großfamilie unternehmen. Ist das nicht möglich, sollte wenigstens Zeit für ein gemütliches Abendessen sein, wenn die Kinder schlafen.

Die Themen, über die gesprochen wird, werden vermutlich von den Kindern bestimmt sein. Entwicklung, Eigenarten, aber auch alltägliche Probleme können besprochen werden. Nehmen Sie sich aber auch Zeit, mit Ihrem Partner über etwas anderes als die Kinder zu sprechen.

Versuchen Sie trotz Großfamilie, Kontakte zu Freunden und Bekannten zu erhalten.