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Foto: Vater mit Sonnenbrille trägt seinen Sohn auf den Schultern. Sohn ist als Superheld verkleidet
Sunny studio / Shutterstock.com

Allein mit Kind

Für Kinder sorgen, einen Beruf ausüben, mit geringem Einkommen auskommen ... das hört sich wirklich nicht einfach an.

Allein mit Kind – wie ist das?

Allein mit Kind – gefragt sind eine gute Portion Phantasie, Wagemut und Einsatz und nicht zu vergessen: ein großer Kreis von Unterstützerinnen und Unterstützern.

Allein Erziehen ist meist Frauensache. Sie sind oft zunächst ganz auf sich allein gestellt. Gefühle von Überforderung – "Ich schaff das nicht!" – lösen sich mit Gefühlen der Erleichterung – "Jetzt muss ich nur noch für mich und das Kind sorgen" – ab. Insbesondere in finanzieller Hinsicht ist dieses Sorgen für sich und das Kind für viele Frauen anstrengend und neu.

Hier besteht aber auch eine große Chance: Liegt die schwierige Zeit der Trennung oder Scheidung oder auch das Verkraften eines Todesfalls erst einmal hinter ihnen, können allein Erziehende ihrer Situation Positives abgewinnen. Viele Entscheidungen können schnell und problemlos getroffen werden. Konflikte mit dem Ex-Partner fallen weg.

Im Laufe der Zeit wachsen Alleinerziehende in ihre Rolle hinein. Gefordert sind allerdings Kreativität und Eigenständigkeit. Ist erst einmal die schwierige Zeit des Neubeginns geschafft, kann sich ein neues Selbstbewusstsein einstellen. Es ist eben ein gutes Gefühl, alle Dinge selbst zu regeln und in der Hand zu haben. Wichtig ist, sich ein eigenes und befriedigendes Leben aufzubauen. Besteht zudem ein guter Kontakt zwischen Kind und Vater, entstehen oft Freiräume, die im gemeinsamen Familienleben nicht möglich waren.

Alleinerziehende entdecken oft Kräfte und Fähigkeiten an sich, die bisher verborgen waren. Sie entwickeln Mut, wichtige Entscheidungen alleine zu treffen. Sie haben gelernt, ihre Interessen zu vertreten und sich durchzusetzen. Dies wirkt sich auch positiv auf die Kinder aus: Haben Mütter und Väter mehr Selbstvertrauen, trauen sie auch ihren Kindern mehr zu. Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit gehören zu diesem Leben ganz selbstverständlich dazu.

Selbstzweifel und Schuldgefühle sind für Alleinerziehende keine fremden Gefühle. Sie tragen alles allein. Eine entlastende Partnerin oder ein entlastender Partner fehlt. Oft bleibt die "vollständige" Familie als Wunschtraum innerlich bestehen. Da lohnt es sich schon einmal, bei anderen Familien genau hinzusehen: Auch in diesen Familien sieht nicht immer alles rosig aus. Und: Eine gelungene Trennung ist besser als ständig streitende Eltern. Wichtig ist ein guter Kontakt der Kinder zum außerhalb lebenden Elternteil.

Auf unserer Webseite finden Sie mehr zum Thema Trennung und Scheidung.

Obwohl das Leben als Alleinerziehende belastend sein kann, können sich doch die meisten ihr Leben ohne ihr Kind nicht mehr vorstellen. Stolz auf die Entwicklung ihres Kindes können sie schon sein – schließlich haben sie es allein geschafft.

Alleinerziehende und ihr Kind

Das Leben in einer Ein-Eltern-Familie an sich birgt grundsätzlich kein Risiko, denn die Erziehungsleistung ist hauptsächlich von der Bindungsqualität zwischen Eltern und Kindern abhängig. Die Familienform hat also nur indirekten Einfluss auf das Kind.

Maßgeblich ist unter anderem, wie mit Konflikten zwischen den Familienmitgliedern umgegangen wird. Einfühlsames und unterstützendes Verhalten beider Elternteile und eine ausreichende materielle Situation sind weitere Faktoren, damit sich das Kind in einer Ein-Eltern-Familie gut entwickeln kann.

Alleinerziehende Mütter und Väter haben oft eine besonders innige Beziehung zu ihrem Kind. Das ist sehr schön, jedoch darf das Kind kein Partner-Ersatz sein.

Natürlich ist man versucht, Probleme mit dem Menschen zu besprechen, mit dem man zusammenlebt – eben dem Kind. Überlegen Sie aber, dass Sie Ihr Kind überfordern, wenn es alle Probleme in ihrer ganzen Tragweite erfährt.

Suchen Sie lieber Kontakt zu Freunden und Bekannten. In vielen Gemeinden und Städten haben sich Alleinerziehende zu Gruppen zusammengeschlossen, die sich regelmäßig treffen. Hier kann man sich austauschen, Neuigkeiten erfahren oder einfach nur in Ruhe plaudern ...

Meist sind die Kinder schon sehr früh selbstständig. Sie müssen im Alltag öfter und für längere Zeit ohne ihre Eltern auskommen. Das nährt Schuldgefühle und es kommt schon mal das Gefühl auf, zu wenig Einblick in das Leben des Kindes zu haben. Nur: Es ist für allein Erziehende nun mal notwendig, materiell für sich und das Kind zu sorgen. Und es ist auch notwendig, einige Zeit für sich selbst zu haben.

Sorgen Sie für ein gesundes Mittelmaß: Da sein in wichtigen Momenten, sich Zeit nehmen für schöne Stunden ... Entscheidend ist nicht die Quantität, sondern die Qualität der Beziehung.

Kinder, die eine elterliche Trennung oder einen Todesfall bewältigen müssen, sind nicht pflegeleicht. Oft reagieren Sie kurzfristig mit Verhaltensauffälligkeiten oder Ähnlichem.

Alleinerziehende fühlen sich sehr für die Lebenssituation ihres Kindes verantwortlich und sind oftmals verunsichert. Scheuen Sie sich nicht, eine Erziehungsberatungsstelle aufzusuchen. Hier erhalten Sie Unterstützung und Hilfe.

Eltern bleiben Eltern

Auch wenn Sie Ihr Kind allein erziehen: Ihr Kind hat zwei Elternteile. Dies ist unabhängig davon, ob

  • Sie ledig sind,
  • Sie verheiratet waren,
  • der andere Elternteil das Kind mit erzieht,
  • der andere Elternteil im Leben des Kindes nicht mehr präsent ist,
  • Sie gemeinsam mit ihm die elterliche Sorge ausüben oder
  • das alleinige Sorgerecht übernommen haben.

Manche Kinder wachsen von Geburt an bei einem Elternteil auf, andere müssen zunächst eine Trennungs- oder Todeserfahrung verkraften.

Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag, was regelt das Sorgerecht?

Gerade nach einer konfliktreichen und schmerzhaften Trennung ist es nicht einfach, den Kontakt zum anderen Elternteil aufrechtzuerhalten. Für die Kinder ist dies allerdings von großem Wert – und bringt letztendlich der Alleinerziehenden Entlastung.

Fragt Ihr Kind nach dem Grund der Trennung, erklären Sie sachlich, warum Sie nicht mehr mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin zusammen sind. Auch wenn es nicht leicht fällt, mit Respekt vom getrennt lebenden Ex-Partner zu sprechen – lassen Sie sich nicht hinreißen, ihn abzuwerten. Kinder lieben beide Elternteile. Sind sie gezwungen, sich innerlich für einen von beiden entscheiden zu müssen, kann dies zu einer inneren Zerreißprobe führen.

Arbeiten Sie im Interesse des Kindes mit dem anderen Elternteil zusammen. Dies ist nicht nur langfristig für die positive Entwicklung Ihres Kindes sehr günstig, es eröffnet auch Ihnen Freiräume.

Zieht sich der andere Elternteil zurück, sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind ein realistisches Bild von ihm bekommt, und zwar ohne zu schimpfen.

Die Bindung von allein Erziehenden zu ihrem Kind ist in der Regel sehr eng. Oft ist es nicht einfach, das Kind zur Ex-Partnerin oder zum Ex-Partner gehen zu lassen. Vielleicht ist ja in der Zwischenzeit eine neue Partnerin oder ein neuer Partner aufgetaucht, zu dem das Kind eine Beziehung aufbaut. Denken Sie daran, dass Ihre ehemalige Partnerin oder ihr ehemaliger Partner Vater oder Mutter des Kindes bleibt und vor allem, dass Ihr Kind seinen Vater oder seine Mutter braucht.

Wir empfehlen Ihnen auch unseren Artikel über Stief- und Patchwork Familie zum Weiterlesen.

Alleinerziehende und ihr Umfeld

Gerade Mütter oder Väter von kleineren Kindern haben oft Schwierigkeiten, Freundschaften und Kontakte zu pflegen. Es ist ja nun mal niemand da, der die Betreuung übernimmt. Für sie ist es aber besonders wichtig, diese Kontakte zu pflegen, um den Kopf frei zu bekommen. Großeltern, Nachbarn oder Babysitter ... Scheuen Sie sich nicht, Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Ein guter Kontakt zum außerhalb lebenden Elternteil entlastet den oder die allein Erziehende/n. Besuche am Wochenende oder Ferienaufenthalte bringen Freiraum, den Alleinerziehende brauchen, um Kraft zu tanken.

Alleinerziehende müssen akzeptieren, dass ihr Kind von mehreren Personen betreut wird: Krippe, Hort, Großeltern, Freunde, der außerhalb der Familie lebende Elternteil ... Da ist es gut möglich, dass einem der Erziehungsstil des einen oder anderen nicht gefällt. Kinder können sich im Allgemeinen sehr gut auf unterschiedliche Erziehungsweisen einstellen. Für die Alleinerziehende bedeutet dies allerdings loszulassen. Und Vertrauen in andere und vor allem das Kind zu entwickeln. Kontakt zu Eltern in der gleichen Situation kann hilfreich sein. Unterstützung finden Sie hier beim Verband alleinerziehender Mütter und Väter.

Der VAMV-Bundesverband, Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V., ist die Interessenvertretung von Alleinerziehenden.

Alleinerziehende und Beruf

Meist ist das größte Problem für Alleinerziehende, Kindererziehung und Beruf unter einen Hut zu bringen. Sie befinden sich in einem Dilemma: Die Unterhaltszahlungen sind in der Regel nicht die Haupteinkommensquelle. Die finanzielle Situation ist angespannt.

Hier informieren Sie sich über finanzielle Hilfen für Familien.

Sind die Kinder noch klein, muss eine Betreuungsmöglichkeit gefunden werden. Die Möglichkeiten für eine Ganztagesunterbringung sind begrenzt. Eine private Betreuung können sich die wenigsten Alleinerziehenden leisten.

Auch, wenn ein Krippen-, Kindergarten- oder Hortplatz gefunden wurde, ist der Organisationsaufwand hoch. Unflexible oder zu kurze Öffnungszeiten der Betreuungsstellen, Probleme bei der Unterbringung in den Ferienzeiten oder Krankheit des Kindes erfordern manchmal geradezu die Quadratur des Kreises.

Darum ist es für berufstätige Alleinerziehende unerlässlich, einen großen Unterstützerkreis zu pflegen, der in Notfällen einspringen kann.

Lesen Sie dazu auch unsere Beiträge über die Möglichkeiten der Kinderbetreuung.

Finanzielle Unterstützung für Alleinerziehende

Die finanzielle Situation von Alleinerziehenden ist zumindest vorübergehend problematisch. Scheuen Sie sich darum nicht, Unterstützung zu suchen und anzunehmen, wo immer sie sich bietet. Dies ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist der Weg, für sich zu sorgen.

Selbstverständlich stehen Alleinerziehenden alle kommunalen und staatlichen Hilfen zu, die Familien offen stehen.

Bei geringen Unterhaltszahlungen können staatliche Zuschüsse beantragt werden, unter anderem:

  • laufende oder einmalige Hilfen zum Lebensunterhalt,
  • Wohngeld,
  • Zuschuss zum Bayerischen Betreuungsgeld für Krippe, Kindergarten, Hort,
  • Unterhaltsvorschuss.

Finanzielle Hilfen sind keine Almosen. Alleinerziehende haben ein Recht auf Information und Beratung und auf finanzielle Unterstützung.

Wer hilft mir in Krisenzeiten?

Das Kind wird krank: Alleinerziehende können bis zu 20 Arbeitstage pro Jahr zu Hause bleiben, um ihr Kind zu pflegen (mit ärztlichem Attest).

Sie werden selbst krank: Beispielsweise bei einem Krankenhausaufenthalt wird Hilfe für Kinderbetreuung und Haushalt über den allgemeinen Sozialdienst (beim Jugendamt nachfragen) oder eine Sozialstation organisiert.

Nervlich und körperlich am Ende? Informieren Sie sich über die Möglichkeit einer Kur. Informationen über Mütterkuren oder Mutter-Kind-Kuren erteilen Krankenkasse, Allgemeiner Sozialdienst (Jugendamt) oder Sozialstation.

Unterstützung bei allen Fragen zur Erziehung bieten auch die örtlichen Erziehungsberatungsstellen.