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Foto: Zwei Grundschulkinder, die auf Bahnschienen balancieren.
Takacs Szabolcs / Shutterstock.com

Gefährliche Mutproben

Kinder müssen zur gesunden körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklung in verschiedenen Bereichen immer wieder bis an ihre Grenzen gehen und diese überschreiten.

Warum Kinder an ihre Grenzen gehen und diese überschreiten?

Grenzen überschreiten, das erfordert Mut. Mut, der häufig genug in Übermut oder schließlich in gefährliche Mutproben ausartet.

Mut zu zeigen, ist wichtig für die Entwicklung und die eigene Identitätsfindung. Im Austesten der Freiräume und Grenzen und schließlich in der Grenzüberschreitung macht der Jugendliche nicht nur neue Erfahrungen. Die damit verknüpften Mutproben festigen auch die Zugehörigkeit zu einer - seiner - Gruppe. Sie verdeutlichen und verändern womöglich seinen Platz in ihr.

Mutproben dienen nicht zuletzt dazu, zu erfahren, wie weit man gehen kann. Da kann es leicht gefährlich werden. Und doch sollte ein Kind oder Jugendlicher, Begrenzungen nur dort erfahren, wo sie aus Sicherheitsgründen notwendig sind.

Die Folgen mancher Mutprobe ihres Kindes kann für Eltern eine teure Angelegenheit werden. Deshalb sollten Sie an eine Haftpflichtversicherung für Ihr Kind denken.

Nein zur Mutprobe - haben die Eltern noch Einfluss?

Grundsätzlich gilt, dass ein Kind erst lernen muss, Gefahren zu erkennen und Risiken einzuschätzen. Grundsätzlich gilt aber auch, dass Kinder unterschiedlich sind. Das zeigt sich schließlich auch in ihrer Lust und ihrem Mut, Grenzen zu erfahren und über sie hinauszugehen.

Das eine Kind geht eher vorsichtig mit neuen Situationen um. Es muss vielleicht sogar ermutigt werden, Neues auszuprobieren. Ein anderes prescht vorwärts, ohne mögliche Risiken und Gefahren zu bedenken. Alle sollen sehen, was es kann. Es traut sich alles zu, es möchte seine Furchtlosigkeit zeigen.

Unabhängig davon, ob Ihr Kind vorsichtig oder eher draufgängerisch ist, werden Sie sich als Eltern immer Sorgen machen, wenn es seinen Mut erprobt. Zumal in der Pubertät, einer Zeit, in der die Peergroup Ihres Kindes weit mehr Einfluss hat als Sie. Da kann eine Mutprobe ganz anders aussehen als bei einem jüngeren Kind. Der Gruppendruck kann dazu führen, dass Ihr Kind auf einmal einen Wagemut zeigt, der die Mutprobe zu einem nicht nur strafbaren, sondern auch lebensgefährlichen Unternehmen macht. Riskantes Snowboarden, wilde Motorradfahrten, alterstypische Delikte wie Stehlen - diese „Heldentaten“ macht es „cool“ für seine Freundinnen und Freunde.

Ob Sie Ihr Kind von riskanten Mutproben wirklich abhalten können, bleibt zu bezweifeln, denn natürlich möchte es die Freundinnen und Freunde beeindrucken, nicht seine Eltern. Sie können nur versuchen, mit ihm im Gespräch zu bleiben. Suchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind nach Möglichkeiten, wo es sein Bedürfnis nach Mutproben im sicheren, kontrollierten Rahmen ausleben kann. Viele Natursportvereine, Jugendverbände und Jugendringe bieten zum Beispiel Unternehmungen an, die den Mut Ihres Kindes herausfordern, deren Bewältigung es schließlich stärken und stolz machen.

Mutproben - wie können Eltern ihr Kind schützen?

Nicht selten begeben sich Jugendliche in Situationen, die nicht nur strafrechtliche Folgen haben, sondern auch lebensgefährlich sein können. Das geht los bei wilden Moped Fahrten über Bungeejumping bis hin zum so genannten S-Bahn-Surfen.

Jugendliche müssen sich ohne Erwachsene erproben und dabei kann es zu Grenzüberschreitungen kommen. Und Sie wissen, dass die Clique Ihr sonst eher vorsichtiges Kind dazu treiben kann, einen Wagemut zu zeigen, den es eigentlich gar nicht hat. Davor möchten Sie Ihr Kind schützen. Das geht allerdings nur in einem sehr begrenzten Rahmen.

Grundsätzlich wollen Eltern Tränen, Schmerzen, Enttäuschungen und Verletzungen ihres Kindes verhindern. Nicht immer ist dies sinnvoll, vor allem dann nicht, wenn Sie Ihr Kind dadurch zu sehr einschränken und es durch Ihre Verbote erst recht zu unüberlegten Handlungen treiben.

Natürlich gibt es aber Momente, in denen Sie zum Schutz Ihres Kindes einschreiten müssen, selbst wenn es diese Einschränkung nicht akzeptieren will. Das müssen Sie zum Beispiel dann, wenn das Risiko einer nachhaltigen Verletzung besteht. Oder wenn Ihr Kind nicht abschätzen kann, dass es die Folgen seines Tuns ein Leben lang tragen muss. (ein Beispiel ist der mit einem nicht versicherten Moped verursachte Unfall - mit der Folge, dass das Unfallopfer aufgrund seiner Verletzung zeitlich weitreichende zivilrechtliche Regressansprüche an Ihr Kind hat). Auch aus Sicherheitsgründen kann ein Eingreifen Ihrerseits notwendig werden oder wenn das Tun Ihres Kindes in die Rechte anderer eingreift. Setzen Sie in diesen Fällen Ihrem Kind ein unmissverständliches „Nein“ entgegen. Begründen Sie dieses „Nein“, lassen Sie sich aber nicht davon abbringen.

Manchmal reicht ein elterliches „Nein“ nicht mehr. Dann können Sie sich um Rat und Hilfe an das Jugendamt in Ihrer Nähe wenden. Versuchen Sie, dies nicht „hinter dem Rücken“ Ihres Kindes zu tun. Sagen Sie ihm ruhig, dass Sie nicht weiterwissen und was sie daher vorhaben. Sagen Sie ihm, dass Sie im Allgemeinen seine Selbstverantwortlichkeit respektieren wollen. Dass Sie jetzt aber die Notwendigkeit sehen, zu seinem eigenen Schutz auf diese Weise eingreifen zu müssen.