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Foto: Junge, der schlecht gelaunt in die Kamera blickt
Iulian Valentin / Shutterstock.com

Aufräumen

„Wie sieht es hier denn aus?" Der Boden ist übersät mit Bausteinen, schmutzige Kleidung liegt auf dem Bett, irgendwo steht ein halbvolles Saftglas...

Wohlfühloase „Chaos“

Unaufgeräumte Kinderzimmer treibt Mütter und Väter zur Verzweiflung.

Ein Glück, dass Kinderzimmer eine Tür zum Schließen haben. Trotzdem ist es nicht ganz einfach, über kindliches Chaos hinwegzusehen. Erwachsene können sich eben nicht so ganz vorstellen, dass sich ein Kind in einem völlig unaufgeräumten Zimmer wohl fühlen kann. Zumindest scheint es die meisten Kinder nicht zu stören.

Etwas anderes sind die gemeinsamen Räume der Familie. Klar muss sein: Alle leben zusammen und sollen sich wohl fühlen können. Das muss das Kind verstehen lernen. Es geht hier um ein Miteinander. Es ist einfach unfair, wenn eine Person (meistens die Mutter) hinter allen Familienmitgliedern herräumen muss. Für jeden Einzelnen ist es eine Kleinigkeit, seine Dinge in Ordnung zu halten. Das gilt selbstverständlich auch für die Eltern. Denn: Sie können von Ihrem Kind keine Ordnung verlangen, die sie selbst nicht halten.

Noch ein kleiner Trost für genervte Eltern: Die meisten Menschen schaffen es, irgendwann einmal ein Mindestmaß an Ordnung zu entwickeln. Oft geschieht dies ganz schnell: Die Freundin oder der Freund kommt zu Besuch...

Warum will mein Kind nicht aufräumen?

Viele Kinder entwickeln erst gute Ideen, wenn sie alle Dinge um sich versammelt haben. Gerade kleinere Kinder beleben Gegenstände. Beispielsweise können in ihrer Phantasie alle Kasperlfiguren zusammen mit den Kuscheltieren sprechen, dazu wird ein Haus aus Pappe gebaut. Und zum Anmalen werden alle Malkreiden benutzt.

Hier sollten Sie auf keinen Fall stören. Auch, wenn sich derartige Spielaktionen über mehrere Tage ziehen können. Aufräumen ist nicht das Wichtigste.

Etwas anderes ist es, wenn mit den vielen Dingen, die im Kinderzimmer herumliegen, überhaupt nicht gespielt wird. Die Eltern können oft nicht fassen, wie man sich da wohl fühlen kann. Sie beginnen aufzuräumen, und schon ist der größte Machtkampf im Gange.

Denn gerade für ältere Kinder spielt ein wichtiges Thema im Hintergrund mit: Das Ringen um Eigenständigkeit. Sie möchten über ihren eigenen Bereich bestimmen können. Wie ordentlich es das Kind in seinem Zimmer haben möchte, ist letztendlich seine Sache.

Wie kann ich meinem Kind Aufräumen beibringen?

Wie viel ein Kind selbst aufräumen kann, kommt auf sein Alter an.

Kleinere Kinder brauchen noch Hilfe. Mit dem Aufräumen eines ganzen Zimmers sind sie überfordert. Sie können aber sehr gut für Ordnung in bestimmten Bereichen (vielleicht in der Bauecke) sorgen.

Erklären Sie, was wohin geräumt wird: "Der Kasperl schläft in der Kiste." Räumen Sie gemeinsam mit dem Kind auf. Loben Sie Ihr Kind. Zeigen Sie Ihre Freude über das aufgeräumte Zimmer.

Werden die Kinder älter, kann ihnen Jahr für Jahr mehr Verantwortung für das Aufräumen übergeben werden. Spätestens mit 14 Jahren sind Kinder in der Lage, selbstständig Ordnung zu halten. Einzelne Tätigkeiten werden oft noch von den Erwachsenen übernommen.

Sagen Sie Ihrem Kind vorher Bescheid, wenn Sie in seinem Zimmer aufräumen. Wer hat es schon gerne, wenn in seinen Sachen herumgekramt wird?

Beim Thema Aufräumen ist Konsequenz ein wichtiges Stichwort: Schimpfen und dann doch alles selbst zu tun, führt dazu, dass das Kind auf Durchzug schaltet. Es lernt, dass zwar gemeckert wird, aber das Aufräumen sich von selbst erledigt.

Helfen Sie nicht beim Suchen von Dingen. Findet Ihr Kind beispielsweise ein wichtiges Arbeitsblatt unter einem großen Haufen Papier nicht, muss es eben suchen. Die Bemerkung "Das hab ich Dir doch gleich gesagt..." bringt hier weniger als die Tatsache, dass das Kind selbst spürt, dass es so nicht geht.

Geschwister streiten oft ums Aufräumen. Besonders, wenn sie ein Zimmer gemeinsam nutzen. Teilen Sie die Arbeiten ein. Jedes Kind räumt auf, was es liegen gelassen hat. Oder: Ein Kind räumt Kleider auf, das andere Spielsachen...

Lassen Sie Ihr Kind spüren, wenn es Ihnen zu unordentlich ist. Sie werden beispielsweise gerufen, um eine Malerei anzusehen, können aber das Zimmer kaum betreten. Sagen Sie deutlich, dass Ihnen das so nicht gefällt und Sie nicht in dieses Zimmer gehen werden.

Oft sind alle Dinge im Kinderzimmer bereits so durcheinander, dass sich das Kind selbst nicht mehr wohl fühlt. Es verlagert dann gerne Aktivitäten in andere Räume. Da wird auf einmal in der Küche gemalt und gebastelt... Machen Sie Ihrem Kind klar, dass es nicht noch weitere Räume in Beschlag nehmen kann. Also: Zimmer aufräumen.

Einige Aufräumregeln

Das Festlegen von Regeln erspart allen den täglichen Kleinkampf. Setzen Sie diese gemeinsam fest.

Die Regeln unterscheiden sich natürlich von Familie zu Familie. Einige Vorschläge:

  • Es muss eine gewisse Hygiene eingehalten werden. Alte Jogurt Becher, schmutzige Teller, verschmutzte Kleidung gehören nicht ins Kinderzimmer. Alles, was das Kind nicht aus seinem Zimmer trägt, wird auch nicht gewaschen.
  • An einem festgelegten Wochentag ist Aufräumtag.
  • Das Bad wird verlassen, wie man es vorgefunden hat.
  • Jacken gehören an die Garderobe.
  • Vor Erledigen der Hausaufgaben muss der Schreibtisch aufgeräumt werden.
  • Es wird nichts ohne das Wissen des Kindes weggeräumt.
  • Es wird nichts weggeworfen, ohne vorher das Kind gefragt zu haben.

An die Aufräumregeln müssen sich selbstverständlich alle Familienmitglieder halten.

Noch einige Tipps:

  • Kinder brauchen genügend Stauraum. Sie müssen genug Platz haben, um ihre Sachen unterzubringen. Sinnvoll sind Regale, Kisten und Schubladen. Größere Kinder bestimmen selbst, wo was hingehört.
  • Weniger ist mehr: Sortieren Sie gemeinsam mit dem Kind alte und kaputte Spielsachen aus. So schaffen Sie Platz. Ein Kind muss nicht in Spielsachen ertrinken. Viele Dinge können vorübergehend im Keller untergebracht werden.