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Foto: Kind zeichnet mit  einem Holzmalstift ein Herz auf ein Blatt Papier
Kolett / Shutterstock.com

Wahrnehmungsstörungen bei Kindern – erkennen, helfen und behandeln

Wir alle nehmen unsere Umwelt ständig sowohl bewusst als auch unbewusst wahr. Wir sehen, hören, tasten, riechen, schmecken, fühlen Schmerzen, Temperaturunterschiede und nehmen Veränderungen in unserem Körper wahr.

Die häufig gestellten Fragen und Antworten zu Wahrnehmungsstörungen

Kinder mit Störungen der visuellen Wahrnehmung, also des Sehens, haben manchmal Probleme damit, bestimmte gleiche Formen zu erkennen oder sie haben Schwierigkeiten, die räumliche Lage eines Gegenstands zu erfassen. Kinder, die an einer auditiven Wahrnehmungsstörung, also des Hörens, leiden, haben zum Beispiel Schwierigkeiten, verschiedenste Geräusche richtig einzuordnen.

Wenn Sie bei Ihrem Kind Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung bemerken, gehen Sie mit Ihrem Kind zu Ihrer Kinderärztin/Ihrem Kinderarzt und sprechen Sie über Ihre Beobachtungen. Hier wird überprüft, ob Ihr Kind tatsächlich an behandlungsbedürftigen Wahrnehmungsstörungen leidet oder es sich eher um eine vorübergehende Wahrnehmungsschwäche handelt.

Liegen körperlich bedingte Ursachen der Wahrnehmungsstörung vor, wird nach Möglichkeit zunächst eine Behandlung der Ursachen mit dem Ziel der Beseitigung der Wahrnehmungsstörungen erfolgen. Viele betroffene Kinder können durch Trainings- und Übungsbehandlungen enorme Fortschritte erzielen.

Wie ist das mit der Wahrnehmung?

Alle äußeren Reize, die wir wahrnehmen, scheinen uns ein objektives Bild unserer Umwelt zu liefern. Unsere Wahrnehmungen sind jedoch nur zum Teil von den tatsächlichen Reizen bestimmt. Auch die Beschaffenheit der Sinnesorgane spielt eine Rolle dabei, wie viel wir wahrnehmen können.

Als nächster Schritt ist eine Weiterleitung der Sinneseindrücke zum Gehirn notwendig, wo sie weiterverarbeitet werden. Erst nach dieser Verarbeitung sehen wir tatsächlich ein Bild oder hören einen bestimmten Ton.

Unsere Sinneseindrücke werden bei der Verarbeitung im Gehirn aber auch sofort mit früheren Erfahrungen und Eindrücken verglichen und zugeordnet. So beeinflussen unsere Erfahrungen, Wünsche und die momentane Aufmerksamkeit sämtliche Sinneseindrücke und -formen mit ihnen zusammen unsere Wahrnehmung.

Berücksichtigt man all diese Prozesse, ist es nicht weiter verwunderlich, dass unsere Wahrnehmung viele subjektive Aspekte enthält. Jemand, der hungrig ist, nimmt beispielsweise bevorzugt Dinge wahr, die mit der Befriedigung seines Hungers zu tun haben. Ärmere Kinder schätzen Münzen größer ein als reiche.

Die Reihe von Beispielen für derartige Wahrnehmungsfehler, die völlig normal sind, ließe sich beliebig fortsetzten. Damit wird aber auch deutlich, von wie vielen Faktoren unsere Wahrnehmung abhängig ist. Und in jedem dieser Teilbereiche kann es zu weitreichenden Störungen kommen.

 

Was sind Wahrnehmungsstörungen?

Bei einem Kind, welches unter Wahrnehmungsstörungen leidet, sind die Sinnesorgane selbst oft nicht beeinträchtigt. Sein Seh- oder Hörvermögen ist in der Regel ebenso gut ausgebildet wie bei anderen Kindern auch.

Wahrnehmungsstörungen betreffen den visuellen (Sehen) oder auditiven (Hören) Bereich, die Wahrnehmung von Sprache oder des eigenen Körpers. Bei einigen Kindern ist nur einer der erwähnten Bereiche betroffen, manchmal leiden die Kinder aber auch unter Wahrnehmungsstörungen in mehreren Bereichen.

Störung der visuellen Wahrnehmung

Kinder mit Störungen der visuellen Wahrnehmung können beispielsweise nur schwer bestimmte gleiche Formen erkennen oder haben Schwierigkeiten, die räumliche Lage eines Gegenstands zu erfassen.

Störung der auditiven Wahrnehmung

Kinder, die an einer auditiven Wahrnehmungsstörung leiden, haben zum Beispiel Schwierigkeiten, verschiedenste Geräusche richtig einzuordnen. Im Zusammenhang damit – oder isoliert – treten Störungen bei der Wahrnehmung von Sprache auf, bei der die betroffenen Kinder zum Beispiel erhebliche Schwierigkeiten haben, Worte in Laute zu zerlegen. Sie erkennen zwar das Wort als Ganzes, können die Laute aber nicht getrennt voneinander erkennen und zusammenfügen.

Störung der Körperwahrnehmung

Kinder, die Schwierigkeiten in der Körperwahrnehmung aufweisen, bemerken beispielsweise nicht, wenn es ihnen zu heiß oder zu kalt ist. Oder sie nehmen auch im Grundschulalter noch nicht wahr, wenn ihre Nase läuft und der Griff zum Taschentuch notwendig wäre.

Wer kann feststellen, ob mein Kind an einer Wahrnehmungsstörung leidet?

Wenn Sie bei Ihrem Kind Schwierigkeiten in einem oder mehreren Aspekten der Wahrnehmung bemerken, sollten Sie zunächst mit Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin über Ihre Beobachtungen sprechen.

Liegen ernst zu nehmende Hinweise vor, muss zunächst überprüft werden, ob Ihr Kind tatsächlich an behandlungsbedürftigen Wahrnehmungsstörungen leidet oder es sich eher um eine vorübergehende Wahrnehmungsschwäche handelt.

Zur genauen Diagnose gibt es eine Reihe von Testverfahren, die von verschiedenen Fachleuten (zum Beispiel Fachärzte, Fachärztinnen, Psychologen, Psychologinnen, Heil- und Sonderpädagogen, Heil- und Sonderpädagoginnen) durchgeführt werden können.

Sind bei Ihrem Kind Wahrnehmungsstörungen festgestellt worden, sind zunächst Untersuchungen der betroffenen Sinnesorgane und gegebenenfalls neurologische Untersuchungen notwendig, um mögliche Ursachen der Störungen herauszufinden.

Warum hat mein Kind Wahrnehmungsstörungen?

Die Ursachen von Wahrnehmungsstörungen können ganz unterschiedlich sein.
Manche Kinder haben eine Seh- oder Hörschwäche, die erst spät durch Hilfsmittel wie Brille oder Hörgerät ausgeglichen werden konnte. Dadurch haben sie eine Art Erfahrungsrückstand in ihren Wahrnehmungen, der erst mit der Zeit ausgeglichen werden kann.

In manchen Fällen treten Wahrnehmungsstörungen als Auswirkung übergreifender Entwicklungs- und Reifungsstörungen auf, die unter anderem durch mangelnde Anregung und Förderung entstehen können.
Als Ursache sind aber auch angeborene oder erworbene Defekte in unterschiedlichen Verarbeitungsregionen des Gehirns möglich.

Eine genaue Abklärung, warum Ihr Kind an Wahrnehmungsstörungen leidet, kann nur durch umfangreiche medizinische und psychologische Tests erfolgen.

Kann man Wahrnehmungsstörungen behandeln?

Liegen körperlich bedingte Ursachen der Wahrnehmungsstörung vor, wird nach Möglichkeit zunächst eine Behandlung der Ursachen mit dem Ziel der Beseitigung erfolgen.

Da in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle jedoch keine erkennbaren körperlichen Ursachen gefunden werden, beziehungsweise eine effektive Behandlung der Ursachen nicht möglich ist, verbleibt oftmals nur eine Behandlungsform, bei der die mangelhaft ausgebildeten Fähigkeiten durch Übungen trainiert werden.

Viele betroffene Kinder können durch Trainings- und Übungsbehandlungen enorme Fortschritte erzielen.
Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Heilpädagogen und Psychologen bieten Behandlungen von wahrnehmungsgestörten Kindern an. Welche Therapie für Ihr Kind am besten geeignet ist, hängt in erster Linie von seinen individuellen Schwierigkeiten ab.

Sprechen Sie am besten mit Ihrem Kinderarzt oder der Einrichtung, welche die Wahrnehmungsstörung diagnostiziert hat, über sinnvolle Therapieansätze und geeignete Therapeuten in Ihrer Nähe.

Wie kann ich meinem Kind helfen?

Da Wahrnehmungsstörungen in den meisten Fällen auch bei Kindern mit durchschnittlicher Intelligenz zu erheblichen Schwierigkeiten in der Schule führen, ist eine möglichst frühzeitige Behandlung bereits vor der Einschulung sinnvoll.

Wenn Sie Hinweise auf Wahrnehmungsstörungen bei Ihrem Kind feststellen, sollten Sie sich also möglichst bald um professionelle Unterstützung bemühen, da eine abwartende Haltung vorhandene Defizite nur vergrößert.

Ist Ihr Kind bereits in Behandlung, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass die therapeutische Behandlung wesentlich schneller zum Erfolg führt, wenn Ihr Kind auch zu Hause so viel wie möglich übt.

Spielerisches Üben

Üben heißt aber nicht nur, Arbeitsblätter zu bearbeiten. Damit Ihr Kind auch Spaß am Üben hat, bieten sich viele Arten von Spielen an. Der behandelnde Therapeut oder Therapeutin kann Ihnen sicher wertvolle Hinweise geben, welche Spiele und Übungen für Ihr Kind geeignet sind.

Wenn die ganze Familie mitspielt, macht es besonders viel Spaß und Ihr Kind übt, ohne es als Anstrengung zu empfinden.

Auch bei der normalen Alltagsgestaltung gibt es vielerlei Möglichkeiten, ganz nebenbei Förderübungen für Ihr Kind zu integrieren.

Nummer gegen Kummer: Unter der Telefonnummer 0800 – 111 0 550 erhalten Eltern kostenfrei telefonische Beratung.