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Foto: Die Hand eines Mannes hält fallende Dominosteine auf.
Andrey_Popov / Shutterstock.com

Suchtprävention

Suchtprävention als gesellschaftliche Aufgabe hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen

Was kann zur Suchtvorbeugung getan werden?

Suchtkrankheit ist nicht nur das Problem einer Minderheit, sondern weit verbreitet und kommt in allen sozialen Schichten und gesellschaftlichen Bereichen vor. Suchterkrankungen lösen großes persönliches Leid aus und verursachen nicht zuletzt auch immense volkswirtschaftliche Kosten.

Suchtprävention hat ihren Schwerpunkt altersabhängig auf drei Ebenen:

  • In der Vorbeugung - damit eine Gefährdung gar nicht erst eintritt: Hier liegt der Schwerpunkt insbesondere bei Kindern und bei Jugendlichen;
  • Bei Gefährdung - damit es nicht zu einer Abhängigkeit kommt: Davon sind meistens Jugendliche betroffen;
  • Bei Abhängigkeit - um Rückfälle zu vermeiden: Betrifft hauptsächlich (junge) Erwachsene.

Alle drei Bereiche bauen aufeinander auf, wobei die Gefährdung oft nicht leicht von Abhängigkeit abzugrenzen ist.

Es ist mittlerweile bekannt, dass drastische Abschreckung nicht viel bewirkt. Die meisten Menschen, auch junge Leute, kennen die Risiken, rauchen, trinken oder schlucken Pillen aber trotzdem weiter und verdrängen die Risiken ("Mein Großvater hat mit hundert Jahren noch geraucht!").

Deshalb setzen moderne Konzepte schon in der frühen Kindheit an und wollen Eltern, Kindergärten und Schulen dabei unterstützen, Kinder gegen Suchtgefährdungen stark zu machen. Das bedeutet, Kinder zu selbstbewussten, eigenständigen und konsumkritischen Persönlichkeiten zu erziehen, die den Rückgriff auf Suchtmittel oder Suchtverhalten „nicht nötig" haben und sich gegenüber innerem und äußerem Druck selbstbewusst behaupten können.

Das soziale Umfeld muss dazu die Bedingungen bereitstellen, die Risiken klein halten und Orientierung vorgeben.

Was können Eltern zur Suchtvorbeugung tun?

Eltern sind das Vorbild für ihre Kinder, auch im Umgang mit Suchtmitteln. Die wichtigste Maßnahme zur Suchtvorbeugung ist es, wenn Kinder glaubwürdige Vorbilder haben. Deshalb gilt für Eltern: keine Zigaretten und illegalen Drogen, maß- und genussvoller Konsum von Alkohol (am besten nur zu bestimmten Gelegenheiten), vorsichtiger und verantwortungsvoller Umgang mit Arzneimitteln, kritische Haltung gegenüber gewohnheitsmäßigem und passivem Freizeitverhalten wie Dauerfernsehen und Mediennutzung.

Wenn Sie als Eltern diese Bedingungen nicht einhalten können und zum Beispiel mit schlechtem Gewissen rauchen, sollten Sie dies als Schwäche Ihren Kindern gegenüber eingestehen und sie auf jeden Fall vor dem Passivrauchen schützen. Auch so können Kinder eine kritische Haltung erlernen.

Eltern können sich auch im Elternbeirat von Kindergarten und Schule engagieren und darauf dringen, dass Suchtprävention nicht nur in Form von Wissensvermittlung geschieht, sondern auch beim sozialen Lernen eine große Rolle spielt.

Ansätze dazu gibt es schon sehr viele. Lassen Sie sich von Präventionsfachkräften beraten. Einfache Maßnahmen sind zum Beispiel alkohol- und tabakfreie Feste, die Kindern vermitteln, dass man auch ohne Rauschmittel schöne Feste feiern kann.

Wie äußert sich eine Suchtgefährdung?

Eine Suchtgefährdung tritt dann ein, wenn Jugendliche (oder auch Erwachsene) regelmäßig eine zunehmende Menge an Suchtmittel einnehmen. Meist ist dies gekoppelt mit Problemen, die man damit beiseiteschieben möchte, weil klärende Lösungen nicht in Sicht sind. Oft ist diese Situation nicht bewusst, sodass man sich unter Umständen sehr lange vormachen kann, "alles im Griff zu haben".

Wann eine Gefährdung eintritt, ist von den körperlichen und psychischen Voraussetzungen einer Person abhängig und nur im Einzelfall zu beurteilen.

Sie wird dann deutlich, wenn ein Verzicht auf das Suchtmittel immer schwieriger wird und erste Folgeprobleme wie Schulschwierigkeiten oder der Rückzug in bestimmte Gruppen darauf zurückzuführen sind.

Dies einzugestehen, fällt insbesondere Jugendlichen schwer, denn sie haben noch nicht das Problembewusstsein und können einen Leidensdruck noch gut "wegstecken". Deshalb sind sie auch für Hilfen meist noch nicht ansprechbar, was oft zu Konflikten in den Familien führt.

Auf der anderen Seite wird aber immer wieder beobachtet, dass Jugendliche ganz spontan auch einen riskanten Konsum von sich aus wieder einstellen, wenn sie durch positive Ereignisse oder motivierende Perspektiven einen Anreiz dazu bekommen. Dies kann eine neue Freundschaft sein oder eine neue Lehrstelle.

Daraus wird ersichtlich, wie wichtig ein tragfähiges soziales Umfeld ist, durch das sich Lebensfreude und Perspektiven eröffnen, und in welche Richtung Hilfen gehen sollten. 

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet für Suchtprävention umfangreiche Unterstützung. "Kinder stark machen“ – das ist die Mitmach-Initiative für frühe Suchtvorbeugung ab dem 4. Lebensjahr.

Wie können Eltern bei einer Suchtgefährdung ihrer Kinder helfen?

Wenn Eltern feststellen, dass ihr Kind zum Beispiel öfters "kifft" (Haschisch als "Joints" raucht), manchmal betrunken ist, harte Alkoholika wie Wodka trinkt, nicht mehr von der Zigarette loskommt oder Ecstasy nimmt, sind sie mit Recht beunruhigt. Sie fragen sich, was Sie in der Erziehung falsch gemacht haben.

Es hilft Ihnen vielleicht weiter, wenn Sie wissen, dass die meisten Jugendlichen legale Drogen wie Alkohol und Zigaretten, viele auch illegale "weiche" Drogen wie Haschisch ausprobieren. Und dass es darauf ankommt, dass der Konsum nicht zur Gewohnheit wird und illegale Drogen ganz gemieden werden.

Dazu ist es wichtig, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind aufrecht erhalten bleibt und Eltern sich verstärkt Zeit für ihr Kind nehmen. Sei es für Gespräche oder für gemeinsame Aktivitäten. Gerade in dieser Situation brauchen Kinder die Signale der Eltern, dass sie trotz der Schwierigkeiten zu ihnen stehen, auch wenn sie es oft den Eltern und ihrer Umgebung nicht leicht machen.

Letztendlich sind aber selbst aggressive Abwehrhaltungen doch Hilferufe.

Suchtgefährdung wegen Schulprobleme

Meistens gehen mit einer Suchtgefährdung auch Probleme in Schule oder Ausbildung einher, oft steht auch ein Abbruch bevor. Um diesen zu vermeiden, sollten Eltern unbedingt Kontakt zu den betreffenden Stellen oder dem Jugendamt aufnehmen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen und auf jeden Fall zu verhindern, dass die Schule oder Ausbildung abgebrochen wird.

Es ist verständlich, dass sich Eltern in dieser Situation oft überfordert fühlen und ratlos sind. Dann empfiehlt es sich, Hilfe und Unterstützung bei einer Drogenberatungsstelle zu suchen, wo spezialisierte Fachkräfte diese Probleme kennen, gezielt beraten und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen können.

Ein Ansatzpunkt sind Erlebnis orientierte Angebote der örtlichen Jugendarbeit, die Alternativen zum Drogenkonsum bieten: zum Beispiel Kletterkurse in der Natur und andere "Abenteuer", die Jugendliche körperlich, geistig und kameradschaftlich herausfordern. Dahinter steht der Gedanke, Jugendlichen andere Experimentierfelder und "Kicks" als den Drogenkonsum zur Verfügung zu stellen.

Die/der Jugendliche ist bereits abhängig – was können Eltern tun?

Bei Jugendlichen sollte man mit dem Suchtbegriff vorsichtig umgehen, da zwar die körperliche Abhängigkeit eintreten kann, die psychische Abhängigkeit aufgrund des kürzeren Lebensalters jedoch noch nicht verfestigt sein muss.

Die Ausstiegschancen stehen immer im Vordergrund. Wie kann der beschriebene Teufelskreis durchbrochen werden? Dafür gibt es kein Patentrezept, denn letztlich muss die Beantwortung dieser Frage an der Motivation ansetzen.

Die / der Jugendliche muss diesen Zustand verändern wollen, sei es auf Druck von außen, zum Beispiel durch die Justiz, oder auch aufgrund von neuen Lebensumständen und Zielen.
Dazu müssen vier Voraussetzungen gegeben sein, die am Beispiel des Zigaretten-Rauchens erläutert werden:

  • Die oder der Abhängige muss sich eingestehen, abhängig zu sein, und alle Ausreden als solche erkennen - zum Beispiel sich eingestehen, dass man das Rauchen nicht kontrollieren kann;
  • sie oder er muss konkrete und realisierbare Schritte erkennen können, die geeignet sind, aus der Abhängigkeit herauszuführen - zum Beispiel in Erfahrung bringen, wo welche Entzugsprogramme angeboten werden und welche am besten geeignet scheinen;
  • sie oder er muss sich diesen Willen zur Veränderung zutrauen - zum Beispiel indem man mit einem Freund eine Wette abschließt, dass man es schafft, oder sich andere Unterstützung holt;
  • sie oder er muss sich konkrete und kurzfristige Ziele setzen, wozu dieser Kraftaufwand gut sein soll - zum Beispiel um Geld für einen lang gehegten Wunsch zu sparen, oder um nicht mehr von unangenehmen Gerüchen umgeben zu sein usw.

Aus diesem Programm ergeben sich auch Hinweise zur Unterstützung, die Eltern bei Suchtgefährdung geben können:

  • Überprüfen Sie selbstkritisch Ihren eigenen Umgang mit Suchtmitteln und schließen Sie sich gegebenenfalls diesem Programm zusammen mit Ihrem Kind an!
  • Überprüfen Sie Ihre Einstellungen und Gefühle Ihrem Kind gegenüber; zeigen Sie ihm Ihre positiven Gefühle und zeigen Sie ihm, was Sie an ihm schätzen.
  • Aber grenzen Sie sich gegenüber dem Drogenkonsum klar ab und stellen Sie Regeln im Zusammenleben auf, auf deren Einhaltung Sie bestehen sollten.
  • Es gibt keinen Grund für Schuldgefühle. Egal welche Fehler oder Versäumnisse Sie sich vorwerfen, Ihr Kind hat sich allein für die Droge entschieden und kann sich nur allein dagegen entscheiden.
  • Gehen Sie die Probleme offen an, vertuschen Sie nichts.
  • Geben Sie keine finanzielle Unterstützung, solange Sie nicht sicher sind, dass sie nicht dem Drogenkonsum dient.
  • Lassen Sie Ihr Leben nicht vom Drogenkonsum Ihres Kindes dominieren; führen Sie Ihr eigenes Leben und tun Sie viel Gutes für sich selbst.
  • Geben Sie Unterstützung für alles, was von den Drogen wegführt. Sie können viel für Ihr Kind tun, aber ihm nicht alles abnehmen.
  • Dazu ist es meistens notwendig, dass Sie sich, und gegebenenfalls die gesamte Familie, Hilfe holen. Diese finden Sie in Beratungsstellen und Elterngruppen, die sich speziell mit diesen Problemen auskennen.

Für den Ausstieg ist oft auch eine stationäre oder ambulante Therapie notwendig, die über die psychosozialen Beratungsstellen oder auch Jugendämter eingeleitet werden.

Die Voraussetzungen dazu können Sie über das örtliche Beratungsnetz in Erfahrung bringen.