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Familie
Ein Kind wird geboren: Aus einer Partnerschaft wird eine Familie.
Familie hat viele Gesichter
Ob eheliche oder nicht-eheliche Verbindung, Ein-Eltern-Familie, Patchworkfamilie, Stieffamilie ... Familie hat viele Gesichter.
Die Beziehungen und Bindungen innerhalb der Familie sind grundverschieden. Sie prägen die Familienmitglieder und geben der Familie ihren ganz eigenen Charakter. So entwickeln sich ausgesprochene (oder unausgesprochene) Eigenheiten des Familienlebens wie Familienregeln und Rituale. Auch Kontakte zum erweiterten Familienkreis wie Großeltern, Verwandte und Bekannte prägen die Familie. Ebenso wirkt das weitere Umfeld wie Gemeinde, Kindergarten, Schule in die Familie hinein.
Das Leben in einer Familie ist von der Entwicklung der Kinder geprägt. Es verändert sich je nach Alter der Kinder. Sind sie noch klein, stehen die Eltern vor anderen Anforderungen als bei heranwachsenden Jugendlichen.
Auch die Partnerschaft verändert sich im Laufe der Jahre. In einer Familie zu leben, bedeutet für die Eltern, sich an die Entwicklung der Kinder anzupassen und trotzdem auf sich selbst und auf die Partnerschaft zu achten.
Die Familie ist kein Auslaufmodell. Im Gegenteil: Mütter und Väter empfinden sie zu einem überwiegenden Prozentsatz als das Wichtigste im Leben. Auch Jugendliche nennen die Gründung einer Familie als eines der großen Lebensziele.
Familie mit Kleinkindern
Diese Familienphase beginnt mit der ersten Schwangerschaft und endet mit der Einschulung des letzten Kindes.
Nach der Geburt des ersten Kindes werden die Partner zu Vater und Mutter. Sie müssen sich an das neue Wesen gewöhnen und auf die neue Situation einstellen. Die frisch gebackenen Eltern müssen eine Vielzahl neuer Verhaltensweisen erlernen.
Der Säugling steht im Mittelpunkt des Familienlebens. Er verlangt ein Höchstmaß an Zeitaufwand und Zuwendung. Eigene Bedürfnisse und Interessen müssen zurückgestellt werden.
Übermüdung und Unsicherheit führen schnell zu Überforderung. Die Bewegungsfreiheit ist zunächst eingeschränkt, die sozialen Kontakte reduzieren sich erheblich. Verzichtet ein Elternteil (meist die Mutter) auf Berufstätigkeit, fühlt sie sich oft einsam und isoliert. Bleibt sie berufstätig, ist sie auf Hilfe von außen (Großeltern, Au Pair, Krippe) angewiesen. Dies kann zu Schuldgefühlen oder auch zu Gefühlen der Überforderung führen, wenn das Baby nach der Arbeitszeit versorgt werden muss.
Die Phase des Übergangs zur Elternschaft wird von den Eltern als weniger schwierig erlebt, wenn das Kind ein Wunschkind ist. Hilfreich ist auch, wenn die Partner schon längere Zeit zusammengelebt haben. Erfahrungen im Umgang mit Kleinstkindern, gute Vorbereitung auf die Elternschaft nd Unterstützung durch andere sind Faktoren, die diese anstrengende Zeit etwas entschärfen.
Die meisten Eltern sind sehr glücklich mit ihrem Kind und tragen die Verantwortung gerne. Sie fühlen sich gebraucht und ergreifen die Chance, mit dem Kind neue Erfahrungen auch für sich selbst zu machen.
Der Eintritt in den Kindergarten mit etwa drei Jahren verändert das Familienleben. Viele Frauen nehmen ihre Berufstätigkeit wieder auf. Wird die Belastung auch eher zur Doppelbelastung (Kind und Berufstätigkeit sind nicht immer unter einen Hut zu bringen), empfinden die meisten Frauen diesen neuen Schritt als positiv. Ein eigenes Einkommen, Anerkennung am Arbeitsplatz ... Die eigene Zufriedenheit wirkt sich angenehm auf das Familienleben aus.
Die Vergrößerung der Familie durch ein zweites Kind oder weitere Kinder erleben die meisten Eltern als beglückend. Sie haben nun bereits Erfahrungen gemacht und sind im Umgang gelassener.
Auf der Webseite des Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales finden Sie weitere Experten-Tipps zur Kampagne „Stark durch Erziehung".
Familie mit Schulkindern
Der Schuleintritt des erstgeborenen Kindes birgt neue Anforderungen und Chancen. Das Kind ist Leistungsanforderungen und einer Bewertung seiner Kenntnisse und seines Verhaltens in wesentlich höherem Maße ausgesetzt als bisher. Diese Erfahrungen in der Schule werden in die Familie getragen.
Die Schule steht nicht selten im Mittelpunkt der Erziehungsbemühungen. Warum hat mein Kind schlechte Noten? Warum findet mein Kind keinen Anschluss in der Klasse? Um diese und eine Vielzahl anderer Fragen drehen sich nun die Gedanken und Gespräche der Eltern.
Gleichzeitig wird das Kind unabhängiger und eigenständiger. Es möchte viele Dinge selbst bestimmen und sucht sich gleichaltrige Freunde. Die Eltern verlieren an Bedeutung und haben so wieder mehr Zeit für ihre Beziehung.
Die Erziehung wächst mit dem Kind mit: Mit zunehmendem Alter können dem Kind mehr Rechte und Pflichten übergeben werden.
Familie mit Jugendlichen
Diese Familienphase beginnt mit der Pubertät des erstgeborenen Kindes und endet meist mit dem Auszug, aber auch mit dem Beginn einer Lehre oder eines Studiums.
Schule beziehungsweise Ausbildung spielen wie bisher eine wichtige Rolle im Familienleben. Nun muss die Schülerin oder der Schüler allerdings deutlich mehr Verantwortung für Schulleistungen übernehmen. Sie oder er will immer weniger auf die Hilfe der Eltern angewiesen sein.
Jugendliche lösen sich nun zunehmend von der Familie. Gleichaltrige im Freundes- und Bekanntenkreis spielen eine deutlich größere Rolle.
Die Pubertät wird nicht selten für die ganze Familie zu einer Belastungsprobe. Die Suche des Jugendlichen nach einer eigenen Identität, nach eigenen Werten und Zielen geht oft mit einer starken Ablehnung des von den Eltern vermittelten Weltbilds einher. Gleichzeitig sind die Jugendlichen sehr empfindlich und leicht zu verletzen. Die Eltern fühlen sich abgelehnt und spüren, dass ihr Einfluss deutlich abnimmt.
Gleichzeitig suchen viele Jugendliche in der Pubertät gerne und oft das Gespräch und die Diskussion mit den Eltern. Das Zuhören, miteinander Reden und Akzeptieren des anderen mit seiner Meinung können der Weg zu einem eher partnerschaftlichen Verhältnis sein.
Die Eltern werden nun eher zu Beratenden. Auch sie müssen die Loslösung des Jugendlichen innerlich verkraften und in die Zukunft sehen.
Die Partnerschaft
Das gemeinsame Kind verbindet die Partnerschaft: Sie fühlen sich mehr zueinander gehörig. Die bisherige Zweierbeziehung ist allerdings auch tiefgreifenden Veränderungen ausgesetzt. Und nicht nur das: Die Partner müssen jeweils für sich den Übergang zur Elternschaft bewältigen.
Nach der Geburt des ersten Kindes wandelt sich die Arbeitsteilung in der Familie meist in Richtung einer herkömmlichen Rollenverteilung. Die Mutter muss, zumindest in den ersten Monaten, auf große Teile ihres gewohnten Lebens verzichten; sie muss sich auf die neue Situation erst einstellen. Der Vater übernimmt die Rolle des Versorgers. Die Partnerin ist vielleicht übermüdet und überfordert und hat kein Ohr für seine Probleme. Oder sie hat nur noch das Baby im Kopf und er muss ihre Liebe mit dem Kind teilen.
Die Verantwortung, für die Familie allein zu sorgen, ist für viele Männer belastend. Hinzu kommen oft unterschiedliche Vorstellungen von Erziehung. Jeder Partner bringt aus seiner Herkunftsfamilie Erziehungsmuster mit, die den eigenen Erziehungsstil stark beeinflussen. Unerlässlich ist, sich damit auseinander zu setzen und im Gespräch zu bleiben.
Kinder spüren schnell, ob die Eltern an einem Strang ziehen und nutzen Meinungsverschiedenheiten unter Umständen aus, um die Eltern zu ihren Gunsten auszuspielen.
Kommen weitere Kinder hinzu, freuen sich die meisten Eltern über den Familienzuwachs. Sie sind glücklich darüber, dass sich ihre Familie vergrößert hat. Im Alltag sind sie sehr gefordert und oft erschöpft. Sie sind mit ihrer Partnerschaft eher unzufrieden, da die Erziehung der Kinder viel Zeit in Anspruch nimmt und kaum mehr Zeit für Zweisamkeit bleibt.
Mit dem Schuleintritt beginnt das Kind, sich langsam vom Elternhaus zu lösen. Dadurch entsteht wieder mehr Raum und Zeit für die Eltern, um ihre Partnerschaft zu pflegen.
Nicht selten leidet das sexuelle Verhältnis der Partner durch die Elternschaft. Der zärtliche Umgang miteinander nimmt meist ab. Die ständige Inanspruchnahme durch das Kind kann dazu führen, dass einfach keine Lust aufkommt. Die Partner unternehmen nun weniger zusammen und gehen häufiger alleine aus.
Was Elternpaaren hilft:
- Miteinander reden: Auch in anstrengenden Zeiten muss es möglich sein, ein offenes Ohr für den anderen zu haben und sich zu besprechen. Natürlich werden sich viele Themen um das Kind drehen, sprechen Sie aber auch mal über etwas anderes.
- Sich Zeit füreinander nehmen: Unternehmen Sie etwas nur zu zweit: Ein Kinobesuch oder einfach ein Spaziergang. Vielleicht kann in der Zwischenzeit die Großmutter oder der Großvater das Kind versorgen? Übrigens: Auch die Zeit zusammen mit dem Kind kann als Paar genutzt werden.
- Verantwortung teilen: Überlassen Sie nicht einem Elternteil die gesamte Erziehung. Und andersherum: Lassen Sie den anderen Elternteil mit erziehen. Ein Kind hat zwei Eltern.
- Pflegen Sie auch andere Kontakte: Ob Freundschaften, die bestanden haben, bevor Sie ein Kind bekommen haben, oder neue Kontakte zu anderen Familien - ein reger Austausch tut immer gut.
- Lassen Sie sich helfen: Fühlen Sie sich überfordert, bitten Sie Verwandte oder Freunde um Hilfe.
Haben Sie Schwierigkeiten in der Partnerschaft, scheuen Sie sich nicht, eine Ehe- und Familienberatungsstelle aufzusuchen.