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Foto: Mädchen mit erhobenem Zeigefinger steht unter 4 Glühbirnen
Sunny studio / Shutterstock.com

Lernen in der Schule

Wenn Ihr Kind schlechte Noten nach Hause bringt, liegt es nicht immer daran, dass es den „falschen Schultyp” besucht. Lernen muss es schließlich an jeder Schule.

Muss man das „Lernen” lernen?

Sie kennen das vielleicht: Ihr Kind brütet stundenlang über den Hausaufgaben. Es quält sich mehrere Tage damit, einen Aufsatz zu schreiben. Die Vorbereitung für Prüfungen ist eine mittlere Katastrophe. Dennoch hören Sie als Eltern immer wieder, unsere Schülerinnen und Schüler müssten mehr lernen, mehr mit ihrem Wissen anfangen, schneller mehr können. Schulisches Lernen ist anders als das Lernen im Alltag oder bei Hobbys. An der Schule sollen Kenntnisse und Fertigkeiten systematisch erworben werden. Der Stoff reißt einen vielleicht manchmal nicht gerade vom Hocker vor Begeisterung, oft ist schlichtweg Paukerei verlangt.

Wie Ihr Kind am besten lernt, sollte es in der Schule eigentlich auch lernen. Hier sollten Lerntechniken und Arbeitsstrategien ausprobiert, trainiert und verinnerlicht werden. Oft fällt das an der Schule aber einfach flach, weil zum Beispiel diese Fähigkeiten stillschweigend vorausgesetzt werden.  Zeigen Sie Ihrem Kind verschiedene Lerntechniken, mit denen Sie selbst gute Erfahrungen gemacht haben. Bitten Sie die Lehrerin oder den Lehrer des Kindes, im Unterricht verschiedene Strategien vorzustellen und zu üben. Regen Sie das Kind an, die Lehrkräfte selbst zu fragen. Vielleicht sind auch Freundinnen oder Freunde mit guten Noten und viel Freizeit wahre Meister beim Lernen und freuen sich, ihren Erfahrungsschatz weiterzugeben.

Tipps und Rat geben auch schulpsychologische Fachkräfte, schulpsychologische Beratungsstellen oder Beratungslehrerinnen oder Beratungslehrer. Bei jüngeren Kindern kann der Besuch des Förderunterrichts hilfreich sein.

Ein paar Lerntipps!

Geeignete Lernstrategien kosten im Grunde kein Geld, sie sparen Zeit und Nerven und helfen Ihrem Kind nicht nur durch die Schulzeit, sondern auch später im Erwachsenenleben, Stichwort „lebenslanges Lernen”.

 

So sollte sich Ihr Kind zum Beispiel frühzeitig angewöhnen, Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden zu lernen. Gerade wenn die Zeit vor einer Prüfung doch einmal knapp wird, bringt es nichts, sich mit Belanglosigkeiten aufzuhalten. Optische Hervorhebungen (unterstreichen, farbig markieren) und Zusammenfassungen mit eigenen Worten helfen, den Kern zu erfassen. So bildet sich ein Grundgerüst, in das man dann Stück für Stück neues Wissen einbauen kann.

Wenn Ihr Kind möglichst aktiv mit dem Lernstoff umgeht, wird es ihn umso souveräner beherrschen. Worauf will der Autor dieses Textes eigentlich hinaus? Das habe ich doch schon mal anders gerechnet, warum? Eigene Antworten auf eigene Fragen wird sich Ihr Kind viel besser merken können. Außerdem lernt es so, Wissen und Lösungsstrategien zu übertragen.

Sehr hilfreich sind auch sogenannte Mindmaps (Baumdiagramme), in denen sich das Kind Zusammenhänge überlegen und Überblick gewinnen kann. Gerade eher bildhaft denkende Kinder, die mit einer Seite fortlaufendem Text oder einem Vortrag nicht so viel anfangen können, profitieren davon, sich verschiedene Aspekte eines Themas wie auf einer Landkarte aufzuzeichnen und Verbindungen herzustellen. Außerdem fällt einem dann zu einem vermeintlich langweiligen Thema vielleicht doch noch etwas ein, was es interessant macht. Schließlich ist Motivation mit das Wichtigste am Lernen.

Fragen danach, wozu dieses Wissen im eigenen Leben gut sein soll, können fast immer eine Antwort finden. Regen Sie Ihr Kind deshalb dazu an, Sinnzusammenhänge zu finden, einen Bezug zum Alltag, zu etwas Vertrautem, zu etwas Spannendem. Wo lässt sich dieses Wissen noch anwenden?

Generell sollten beim Lernen möglichst viele Sinne und Kanäle eingesetzt werden. Lernt Ihr Kind besser, wenn es etwas laut vor sich hersagt, wenn es sich etwas grafisch veranschaulicht oder es schreibt? Hilft es, wenn es sich etwas auf den MP3-Player spricht und mehrmals anhört oder wenn es experimentiert und beispielsweise selbst spürt, was es mit verschiedenen Flächen, Volumina oder Gewichten auf sich hat?

Ihr Kind kennt die Zusammenhänge, kann sich aber die Fachbegriffe nicht merken? Vokabeln wollen nicht im Gedächtnis bleiben? Man kann sich zum Beispiel dann etwas gut merken, wenn man es mit etwas schon Bekanntem verknüpfen kann. Wenn einem etwas immer wieder begegnet, weiß das Gehirn: Aha, das kommt immer wieder, das könnte wichtig sein, also merken. Jedes Schulkind weiß, wie ein Tisch aussieht. Soll es sich nun das englische Wort dafür einprägen, kann es sich ja einen Zettel mit der Vokabel „table” an den Tisch kleben und einige Zeit dort lassen. So muss das Kind nicht lange über der Vokabelliste sitzen, sondern lernt viele Wörter quasi nebenbei. Ähnlich kann man mit besonders widerspenstigen Formeln verfahren: auf einen Zettel schreiben und an einen Platz hängen, wo man regelmäßig vorbeikommt, zum Beispiel am Badezimmerspiegel.

Lernen mit Karteikarten, auf denen vorne die englische Vokabel und hinten die deutsche Vokabel steht, ist aus mehreren Gründen sinnvoll: Schon beim Schreiben der Karten bleibt viel hängen. Man kann nicht gleich auf die richtige Antwort schielen. Die Karten können gemischt werden, man lernt nicht eine sinnlose Reihenfolge. Die Karten, die man beherrscht, können erstmal beiseitegelegt werden, sodass man sich auf die Karten konzentrieren kann, die man noch nicht kann. Nach einigen Tagen kann man überprüfen, ob man die weggelegten Karten immer noch beantworten kann und sie gegebenenfalls wieder unter die noch zu lernenden Zettelchen mischen. Nach einigen Durchgängen in regelmäßigen Abständen sitzt das dann auch. Das Gehirn merkt sich das, was es immer wieder lernen soll. Viele bauen sich für ihre Lernzettel einen Karteikasten mit verschiedenen Fächern. Oft tun es aber auch ganz normale Haushaltsgummis, um die gekonnten von den nicht gekonnten Zetteln zu unterscheiden. Dann kann man auch im Bus lernen oder sonst wo, wo der Kasten zu sperrig ist.

Ganz wichtig ist es, am Ball zu bleiben. Ihr Kind muss sich angewöhnen mitzulernen, damit es nicht plötzlich feststellen muss, dass es in bestimmten Fächern völlig den Faden verloren hat und dann alles in kürzester Zeit nachholen muss – neben dem neu hinzukommenden Stoff.

Ihr Kind ist nicht unbeschränkt leistungs- und aufnahmefähig. Wissen und Fertigkeiten brauchen Zeit, um sich zu setzen. Das konzentrierte Mitarbeiten im Unterricht schafft Freiräume für Hobbys oder zum Faulenzen.

Es gibt noch sehr viel mehr Tipps, mit denen das Lernen leichter fällt. Gerade zum Thema „Lernen lernen” und „Lerntechniken” gibt es recht nützliche, praxisnahe Literatur und es lohnt sich in jedem Fall, sich Zeit dafür zu nehmen. Sie zahlt sich um ein Vielfaches aus.

Aber bedenken Sie: Es gibt keine Patentrezepte für erfolgreiches Lernen. Sonst hätte damit jemand schon sehr reich werden können. Viele Lerntipps sind sehr hilfreich. Sie sollten Ihr Kind dazu anregen, sie auszuprobieren. Schlechte Gewohnheiten sollten sich gar nicht erst einschleichen und gerade die Kleineren brauchen einen festeren Rahmen. Letztlich aber macht es keinen Sinn, sich womöglich wider die eigenen Erfahrungen sklavisch an Vorgaben zu halten. Immer wieder gibt es neue Erkenntnisse. Und jeder Mensch ist anders. Es kann nur so gehen, dass Ihr Kind lernt, sich mit der Zeit selbst die passenden Strategien für sich herauszusuchen.

Wie schaffe ich gute Voraussetzungen fürs Lernen?

Damit Ihr Kind gut und entspannt lernen kann, braucht es einen Ort, an dem es die Ruhe findet, die es zum Lernen braucht. Je nach Reizschwelle des Kindes sieht die geeignete Umgebung anders aus.
Kinder, die sich sehr leicht ablenken lassen, tun sich leichter, wenn sie beim Lernen einen Raum für sich haben. Kinder, die Außenreize gut ausschalten können und die vielleicht eher der Gedanke daran nicht loslässt, was die anderen Familienmitglieder so machen, sind zumindest zeitweise besser im Wohnzimmer oder am Küchentisch aufgehoben.

Der richtige Platz zum Lernen

Einen vernünftigen Arbeitsplatz sollte es in jedem Fall zur Verfügung haben – mit einer genügend großen Arbeitsfläche, den geeigneten Lernmaterialien (Stifte, Bücher, Taschenrechner usw.) in Reichweite, mit guten Licht- und Temperaturverhältnissen. Schreibtisch und Stuhl sollten von der Höhe her an die Größe des Kindes angepasst werden. Regelmäßig lüften nicht vergessen!

Lernpausen sind wichtig

Natürlich muss sich das Kind körperlich wohl und fit fühlen, um effektiv lernen zu können. Gerade kleinere Kinder haben einen hohen Bewegungsdrang und sollten dem in den Lernpausen auch nachgehen können. Sie werden sonst zappelig und müde. Viele Studien belegen, dass Bewegung schlau macht: Das Gehirn wird besser mit Sauerstoff versorgt, das Konzentrationsvermögen steigt, das Erlernen von Bewegungsabläufen hilft, wichtige Gehirnstrukturen auszubilden.

Ihr Kind sollte auf einen gesunden Wechsel von An- und Entspannung achten, auch beim Lernen. In den Lernpausen verarbeitet das Gehirn das Gelernte noch. Dann bitte keine allzu aufregenden neuen Informationen aufnehmen und statt Fernsehen lieber ein wenig Bewegung an der frischen Luft einschalten.

Ausgeruht geht das Lernen besser

Auch ausreichend Schlaf (ca. acht Stunden täglich, bei kleineren Kindern ca. zehn bis zwölf Stunden) ist eine entscheidende Grundvoraussetzung für gutes Lernen.

Gesundes Essen und viel Trinken erleichtern das Lernen

Wichtig ist auch gesundes Essen und vor allem ausreichend zu trinken (mit möglichst wenig Zucker!). Ein zu voller Bauch studiert ebenso ungern wie ein leerer. Mangel an Flüssigkeit macht einen müden, schweren Kopf.
Schicken Sie Ihr Kind nicht ohne Frühstück in die Schule. Wenn es morgens gar nichts essen mag, sollte es zumindest einen Kakao oder ein Glas Saft trinken und ein bisschen mehr Pausenbrot mitnehmen.
Essen während des Unterrichts dürfen Schülerinnen und Schüler übrigens meist nicht. Was das Trinken angeht, fragen Sie am besten die Lehrkraft. Viele Lehrerinnen und Lehrer erlauben Getränke im Klassenzimmer, solange das Trinkgefäß nicht leicht zerbrechlich und verschließbar ist.

Seine Leistungshochphasen erkennen

Sinnvoll ist es auch, beim Lernen auf die biologische Uhr zu achten. Wann geht das Lernen besonders gut und zügig voran, wann schleppt man sich eher so durch? Meist haben Menschen so gegen 11 Uhr vormittags und gegen 17 Uhr nachmittags ein Leistungshoch, nach dem Mittagessen eher ein Leistungstief. Es gibt jedoch auch individuelle Unterschiede. Wie geht es Ihrem Kind damit? Am besten, Ihr Kind spürt selbst in sich hinein, wann das Lernen leichter von der Hand geht und nutzt seine Leistungshochphasen dann effektiv.

Wie steigere ich die Konzentrationsfähigkeit meines Kindes?

Lernt Ihr Kind oder starrt es einfach nur in sein Heft? Gerade Kinder, die sich selbst großem Druck aussetzen oder es ihren Eltern unbedingt recht machen wollen, vergeuden Zeit und Energie mit gut gewolltem, aber ineffektivem Lernverhalten. Kein Wunder, wenn sich irgendwann Frust aufbaut und das Gefühl, es einfach nicht zu können. Ihr Kind sollte sich angewöhnen, nachlassende Aufmerksamkeit mit der Zeit selbst zu erkennen und dann auch eine Pause zu machen.

Konzentrationsfähigkeit lässt sich trainieren und mit der Zeit steigern: durch viele Spiele wie zum Beispiel Mühle, aber auch durch Freizeitaktivitäten wie Fußballspielen, ein Instrument lernen usw. Zunehmend kann das Kind dann auch besser mit den in der Schule verlangten Konzentrationsspannen umgehen.
Spielt Ihr Kind ständig mit irgendetwas, einem Stift oder einer Haarsträhne? Manche Kinder brauchen das quasi als körperlichen Ausgleich für das Stillsitzen. Sie können sich so viel besser konzentrieren (ähnlich wie Erwachsene, die beim Telefonieren oder bei einem Vortrag kritzeln).
Kinder mit ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom; Hyperkinetisches Syndrom) brauchen unbedingt die Unterstützung von Fachkräften.

Wie kann ich meinem Kind beim Lernen helfen?

Nicht erst, wenn es um die gefährdete Versetzung geht, kommt bei manchen Schulkindern und deren Familien Krisenstimmung auf.

Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, ein Gefühl der Kontrolle wiederzuerlangen. Wo genau drückt der Schuh? Haben sich über die Zeit Lernlücken aufgebaut? Wurde eine Fülle von Stoff zu lange aufgeschoben? Der Lehrerin oder dem Lehrer wird es sich mit diesem Problem meist nicht anvertrauen.

Es gilt, sich zuerst einmal einen Überblick zu verschaffen. Was genau ist zu lernen? Mit einem Blick ins Inhaltsverzeichnis kann es sich den riesigen Berg in kleinere, zu bewältigende Einheiten zerlegen. Was ist wichtig, was unwichtig? Helfen Sie Ihrem Kind mit gezielten Fragen, Prioritäten zu setzen und das Wichtige zuerst zu lernen. Dann wird es sich sicherer fühlen. Das hilft vor allem dann, wenn es Angst vor einer wichtigen Prüfung hat. Diese Eckpfeiler dienen auch als eine Art Netz, an dem sich weiteres Wissen leichter festsetzen kann.

Erstellen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind einen Plan, wichtige Lücken zu schließen. Jetzt bloß Vorwürfe zu machen, bringt nichts! Teilziele sind Teilerfolge! Perfektionismus, zu hohe Erwartungen, ständige Vergleiche mit den Geschwistern und den Klassenbesten sind für (zeitweilig) überforderte Kinder Gift und machen alles nur noch schlimmer. Loben Sie Fortschritte!

Und bedenken Sie: Die Bedeutung sozialer Faktoren ist mittlerweile unumstritten: Um gut und gerne zu lernen, muss sich ein Kind in seiner Umgebung sicher, geborgen und angenommen fühlen, innerhalb der Familie, der Klassengemeinschaft und im Umgang mit der Lehrkraft. Helfen Sie Ihrem Kind also dabei, gute Beziehungen aufzubauen. Fördern Sie dazu sein Selbstbewusstsein, seine Kompromissfähigkeit und seine Konfliktfähigkeit.

 

Wie kann ich meinem ABC-Schützen helfen?

In der ersten, zweiten Klasse wird der Karteikasten nicht das Mittel der Wahl sein. Hier geht es vor allem darum, Grundkompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen zu fördern.

Erst- und Zweitklässler wollen noch sehr spielerisch lernen. Mit Malen kann sich das Kind nicht nur bildhaft ausdrücken. Es entwickelt auch seine Feinmotorik und tut sich dann leichter beim Schreiben. Kartenspiele fördern seine Fähigkeit mit Zahlen umzugehen. Brettspiele sind etwas für die ganze Familie, trainieren das logische Denken und sehr oft die Fähigkeit zu streiten. Ballspiele schulen Ausdauer und Koordination sowie die räumliche Wahrnehmung. Auch wenn Freizeitbeschäftigungen und Spiele auf den ersten Blick zweckfrei oder läppisch erscheinen: Was einem Kind Spaß macht, fördert es meist auch.

Lesen Sie Ihrem Kind Geschichten vor oder machen Sie es sich gemeinsam mit einem Hörbuch gemütlich. Diese spielerische Sprachförderung regt die Fantasie an, erweitert das Wissen und fördert das Konzentrationsvermögen.

Besonders stolz wird Ihr Kind sein, wenn es das Schreiben lernt. Bestärken Sie es! Sie werden es nicht lange bitten müssen, den Einkaufszettel um das Wort „Schokolade” zu erweitern. Eine Geburtstagskarte für Freunde oder die Oma zu schreiben, könnte ein weiterer Schreibanlass sein.

Lernt das Kind besser über das Sehen, das Hören, oder darüber, etwas im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen, es zu gestalten und damit zu spielen? Wenn es sich Buchstaben über das Lesen oder lautmalerische Darstellungsformen nicht merken kann, kann es sie ja auch mit Knetmasse formen und umformen. Lassen Sie Ihrem Kind seine Eigenheiten. Erschließen Sie gemeinsam aber auch neue Arten zu lernen.

Regen Sie es an, Fragen zu formulieren. Ermutigen Sie es, im Unterricht nachzufragen, wenn es etwas nicht versteht oder genauer wissen will.