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Die neuen Rollen

Beitrag aus:
Elternbrief 2
3-4 Monate

Oft geht im Anschluss an die Mutterschutzfrist ein Elternteil in Elternzeit. Sofern vorher beide Partnerinnen oder Partner berufstätig waren, bedeutet das eine große Umstellung.

Je nachdem, welcher Elternteil gerade Elternzeit hat, muss dieser nun den größten Teil des Tages das Baby versorgen. Die andere Partnerin bzw. der andere Partner geht der beruflichen Tätigkeit nach.

Vielleicht haben Sie bereits Kinder und waren auch schon vor der Geburt des neuen Familienmitglieds in Elternzeit? Durch das neue Familienmitglied ändert sich für alle der gewohnte Alltag: Haushalt, Erziehung und Versorgung der Kinder sind Arbeit. Diese kann sehr anstrengend sein. Der Tagesrhythmus wird noch stark durch die Bedürfnisse des Babys vorgegeben.

Wahrscheinlich können Sie Hobbys und Freundschaften nicht mehr so pflegen, wie vor der Geburt. Dafür haben Sie viel Zeit gemeinsam mit dem Baby, vielleicht auch mit den Geschwisterkindern. Sie werden viele schöne Mo­mente haben und sehr intensiv erleben, wie schnell sich das Baby entwickelt. Oft fehlt aber die Zeit zur Erholung. Vielleicht fühlen Sie sich auch manchmal einsam oder möchten wieder mehr mit anderen Erwachsenen sprechen.

Vielleicht haben Sie einige Freundinnen, Freunde oder Verwandte, die Sie unterstützen können. Oft gibt es auch vor Ort Spielgruppen, Babymassagekurse oder ähnliche Angebote, bei denen man sich in angenehmer Atmo­sphäre mit anderen Eltern treffen und austauschen kann. Der Austausch kann dabei helfen, den neuen Alltag nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Auch die gemeinsame Zeit mit Familien in ähnlichen Situationen wird von vielen Eltern als wertvoll empfunden.

Ansprüche herunterfahren

Es ist sehr wichtig, dass es auch noch ein wenig Ruhe und Entspannung in Ihrem Leben gibt, damit sich die Belastungen in Grenzen halten. Wenn Sie den normalen Alltag gerade noch so bewältigen können, fehlt Ihnen für Ausnahmesituationen vielleicht einfach die Kraft. Fahren Sie, wenn möglich, Ihre Ansprüche herunter. Überlegen Sie gut, was Ihnen wirklich wichtig ist und wofür Sie sich die Zeit nehmen möchten. Ist ihr Zuhause immer perfekt geputzt und aufgeräumt, weil Sie sich dadurch wohlfühlen oder weil Sie glauben, dass das von Ihnen erwartet wird? Kochen Sie sehr aufwendig, weil Sie das entspannt, oder möchten Sie lieber manchmal etwas weniger Aufwendi­ges zubereiten?

  • Planen Sie Ihren Alltag! Ein Wochenplan oder eine Kalender-bzw. Familien-App hilft Ihnen dabei, sich zu organisieren.
  • Suchen Sie sich Unterstützung außerhalb der Familie. Achten Sie hier aber darauf, dass Sie der Person ver­trauen können. Wenn es in Ihrer Nähe ein Familien­zentrum gibt, können Sie nachfragen, ob es Kurse für Babysitterinnen und Babysitter gibt. Manchmal gibt es auch eine Liste mit geschulten Babysitterinnen und Babysittern.
  • Besonders im Haushalt können viele Eltern Unterstüt­zung gebrauchen. Eine Putzkraft ist allerdings ziemlich teuer. Auch deswegen ist es so wichtig, die Hausarbeit gut zu organisieren. Sie können sich z. B. einen Plan erstellen, wann Sie welche Dinge erledigen wollen. So verteilt sich der Haushalt auf mehrere Tage und es fällt nicht so viel auf einmal an. Andere Familien machen das lieber spontan.
  • Nutzen Sie Angebote von Großeltern, anderen Ver­wandten oder aus dem Freundeskreis, auf Ihr Kind aufzupassen oder Sie anderweitig zu unterstützen. Gönnen Sie sich in der Zeit, in der Sie Ihr Kind in guten Händen wissen, etwas Schlaf, treffen Sie Freundinnen oder Freunde, treiben Sie Sport oder machen Sie etwas anderes Schönes für sich selbst.

Die Beziehung ändert sich

Der veränderte Alltag und die neuen Rollen wirken sich wahrscheinlich auch auf Ihre Beziehung aus. Wie geht es Ihnen als Eltern mit den vielen Veränderungen in Ihrem Leben? Sie werden es schon bemerkt haben: Für intensive Gespräche, Zweisamkeit und Zärtlichkeiten ist die un­gestörte Zeit sehr begrenzt. Zunächst müssen Sie Ihren Teamgeist unter Beweis stellen und die anstehenden Auf­gaben gut untereinander aufteilen. Vielleicht merken Sie auch, dass Sie immer wieder unterschiedliche Vorstellun­gen von Erziehung und Familienleben haben. Gleichzeitig haben Sie durch das Baby noch einmal eine sehr intensive gemeinsame Aufgabe. Mit jedem Tag erleben Sie mehr gemeinsame Momente als Familie.

Planen Sie ganz bewusst Zeit für die Liebe ein.

Foto: Eine Hand eines Erwachsenen und eine Kinderhand halten zusammen ein Herz.

Machen Sie sich aber auch immer wieder bewusst: Sie sind nicht nur Eltern, sondern auch ein Paar. Ihre Beziehung ist die Basis für die Familie. Sie tun nicht nur sich, sondern auch Ihrem Kind etwas Gutes, wenn Sie auch Ihre Paar­beziehung pflegen. Sprechen Sie in den wenigen Stun­den, die Sie alleine mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner verbringen, auch über andere Themen als über Ihr Kind. Suchen Sie den Kontakt zu anderen jungen Familien. Sie haben ähnliche Sorgen und Nöte wie Sie, aber auch ähn­liche Freuden, einen ähnlichen Alltag. Sich mit Gleichge­sinnten auszutauschen, tut immer gut.

Partnerschaftliche Arbeitsteilung

Die meisten Aufgaben, wie etwa das Zu-Bett-Bringen oder das Wickeln, kann man gut abwechselnd machen, wenn gerade beide Eltern da sind. Andere Aufgaben wie z. B. das Baby zu baden oder am Abend noch ein wenig zu unterhalten, können vorrangig demjenigen vorbehalten bleiben, der tagsüber weniger Zeit mit seinem Kind ver­bringen kann. Eine partnerschaftliche Aufgabenverteilung ist die beste Vorbeugung gegen Beziehungskrisen nach der Geburt eines Kindes.

Wie auch immer Sie sich organisiert haben: Sehen Sie die Familie als Ihre gemeinsame Aufgabe an. Es gibt verschie­dene Wege, diese Aufgabe auch wirklich gemeinsam zu gestalten.

Hier gibt es auch ganz verschiedene Vorstellungen, wie das Familienleben gestaltet werden soll. Wichtig ist, dass Sie einen Weg finden, der für Sie als Familie und für Sie als Paar der richtige ist. Die Erwartungen werden sich sicher immer wieder ändern. Manchmal merkt man auch erst im Alltag, dass etwas nicht funktioniert oder Sie sich mehr Zeit für Familie oder Beruf wünschen. Sprechen Sie offen und ehrlich darüber.