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Freiräume und Grenzen
Als Eltern sollten Sie Ihrem Kind nach und nach mehr Freiräume lassen, damit es sich entwickeln kann. Aber auch Grenzen, ganz unterschiedlicher Art, sind für seine Entwicklung notwendig.
Warum brauchen Kinder und Jugendliche Freiräume und Grenzen?
Für ein harmonisches und ausgewogenes Zusammenleben sind Regeln und Grenzen unentbehrlich. Die Balance zwischen Freiräumen und Grenzen nimmt Einfluss auf eine gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Zweifellos braucht Ihr Kind Freiraum auf seinem Erkundungsweg beim Heranwachsen, damit es sich entwickeln kann. Freiraum, das heißt die Welt erobern ohne elterliche Kontrolle. Und doch, gerade jetzt hat es andererseits Ihre Unterstützung besonders nötig. Es ist ja noch unsicher.
Es braucht also Unterstützung und gleichzeitig auch Grenzen, die Sie ihm setzen. Eltern müssen sich nicht verbiegen und alles tolerieren. Wenn Sie in allem nachgeben oder sich raushalten, entsteht bei Ihrem Kind irgendwann der Eindruck, dass Ihnen alles egal ist. Durch Grenzsetzung wird das vermieden, denn es kommt diese Botschaft rüber: "Es kümmert sich jemand um mich, ich bin meinen Eltern wichtig."
Trotzdem können Sie sicher sein, dass Ihr Kind immer wieder gegen die von Ihnen gezogenen Grenzen angehen wird. Und das ist gut und wichtig. Im Überschreiten der Grenzen lernt es sie kennen. Es lernt, bestimmte Grenzen anzuerkennen und andere als unnötige, sinnlose Beschränkung zu betrachten.
Kinder schauen sich das meiste von Ihren Eltern ab. Eltern sind bei der Entwicklung die wichtigsten Vorbilder. Auch was das Einhalten von Regeln angeht. Gehen Sie selbst immer nur bei Grün über die Straße, tragen Sie selbst immer beim Radfahren einen Helm und putzen Sie sich selbst 2 Mal täglich die Zähne, so wird Ihr Kind sich diese Verhaltensweisen von Ihnen abschauen. Es wird Sie als selbstverständlich annehmen und übernehmen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es das auch immer freiwillig macht. Schließlich hat jedes Kind seinen eigenen Kopf und ist nicht jeden Tag gleich gut gelaunt.
Warum sind Freiräume und Grenzen bei der Erziehung wichtig?
Kinder brauchen Freiheit, um sich ganzheitlich entwickeln zu können. Freiheit heißt nicht Grenzenlosigkeit.
Regeln und Grenzen schützen ein Kind vor Gefahren und sie helfen ihm, sich in einer Welt zurechtzufinden. Darüber hinaus helfen sie ihm bei der Durchsetzung eigener, berechtigter Bedürfnisse.
Wenn Regeln und Grenzen klar und deutlich ausgesprochen werden
- geben diese Ihrem Kind ein Gefühl von Sicherheit, Orientierung und Stabilität. Kinder wissen, was ist erlaubt und was nicht.
- stärken diese das Selbstvertrauen Ihres Kindes. Es lernt, mit Unsicherheiten und Ängsten umzugehen und kann passende Bewältigungsstrategien entwickeln.
- zeigen diese Ihrem Kind, was im Zusammenleben mit anderen von ihm erwartet wird und es selbst von den anderen erwarten darf.
- fördern diese die emotionale Entwicklung. Freiräume ermöglichen es, Kreativität und eigene Interessen auszuleben.
- strukturieren diese den Alltag.
- fördern diese das soziale Miteinander.
- verdeutlichen diese zusätzlich, dass jeder Bedürfnisse hat, auf die Rücksicht genommen werden sollte. So lernt es z. B. soziale Fähigkeiten wie Teilen, Kompromisse eingehen und Konflikte lösen.
Zu Regeln und Grenzen gehört, dass sie bei Nichteinhaltung Folgen haben werden. Diese müssen von Beginn an sowohl festgelegt als auch ausgesprochen werden. Nur so wird deutlich, wie ernst die Abmachungen gemeint sind.
Freiräume und Grenzen bei Babys, Kleinkinder und Jugendlichen
Regeln und Grenzen sollten immer altersangemessen sein. Je älter Ihr Kind wird, umso mehr können Sie ihm oder ihr erklären, warum gewisse Regeln wichtig sind.
Babys und Kleinkinder
Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Grenzen eng gesteckt, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Mit zunehmender Mobilität des Babys wird sein Entdeckungsdrang immer größer. In den ersten Lebensjahren sind Babys auf die Fürsorge ihrer Eltern angewiesen. Wenn Eltern das Umfeld ihrer Babys und Kleinkindes entsprechend sichern, können sie sich innerhalb bestimmter Grenzen weitgehend frei bewegen und entwickeln.
3 Jahre / Kindergartenalter
Mit zunehmenden Alter wird auch der Forschungsdrang von Kindern größer. Jetzt wird probiert, experimentiert, geforscht. Kinder in diesem Alter experimentieren mit Dingen, um zu sehen, was geschieht und welche Eigenschaften sie haben. Freiräume sind wichtig, damit Kinder Spielraum für dieses Experimentieren haben. Grenzen sind parallel notwendig, da sie Ihrem Kind Orientierung geben und es vor Gefahren schützen sollen. Setzen Sie sich mit Ihrem Kind zusammen. Besprechen Sie gemeinsam, welche Regeln aufgestellt und eingehalten werden können und müssen. Berücksichtigen Sie dabei die Vorstellungen Ihres Kindes, dann wird es sich auch leichter an Absprachen halten.
Ab dem späten Kindergartenalter sind Kinder von ihrer geistigen Entwicklung her in der Lage, bestimmte logische Argumente zu verstehen. Das Zähneputzen ist ein Beispiel dafür: Kind verstehen, dass man das tun muss, weil die Zähne sonst Löcher bekommen können.
Die Einhaltung bestimmter Regeln ist für manche Kinder einfacher, wenn sie spielerisch umgesetzt werden können. Probieren Sie doch mal den Gang ins Bad als Frosch oder veranstalten Sie in der Familie einen ein Zahnputzwettbewerb. So kann Spaß für die ganze Familie in die Sache gebracht werden.
Ihr Kind schreit und möchte so gar nicht die Regeln einhalten? Keine Sorge! Dies ist noch das klassische Alter der großen Gefühlausbrüche, wenn die Wünsche und Ideen des Kindes nicht umgesetzt werden, wenn es an Grenzen stößt, die ihm nicht gefallen.
Manchmal braucht es jedoch ein klares Nein. Und Kinder dürfen auch mal sauer über ein Nein sein. Daran können Kinder wachsen, denn das Aushalten von Wut gehört zum Großwerden dazu. Hier ist es wichtig, das Kind in seinen Gefühlen ernst zu nehmen und zu begleiten, aber eben auch an den Regeln, die für die Familie wichtig sind, festzuhalten.
Jugendliche
Bei älteren Kindern und Jugendlichen sollten Regeln und Freiräume dem Alter und dem Verhalten des Kindes und des Jugendlichen angemessen sein. Gegenseitiges Vertrauen und respektvoller Umgang spielen hier eine Rolle. Auch hier gilt: Regeln sollen gemeinsam besprochen und aufgestellt werden. Auch die möglichen Konsequenzen bei Nichteinhaltung sollten miteinander festgelegt werden.
Zum Beispiel bei den Ausgehzeiten: Einigen Sie sich gemeinsam auf die Zeiten, zu denen Ihr Kind spätestens zu Hause sein muss. Vereinbaren Sie, dass Ihr Kind Sie bei Verspätungen in jedem Fall informiert. Solche Vereinbarungen können ohne großen Aufwand eingehalten werden und geben Ihnen als Eltern und Ihrem Kind einen sicheren Rahmen.
Insbesondere Jugendliche in der Pubertät brauchen Freiraum durch Loslösen. Jugendliche entfernen sich von ihren Eltern, deren Einstellungen und Sichtweisen. Dies ist ein normaler und notwendiger Vorgang für die eigene Identitätsfindung und Loslösung vom Elternhaus.
Jugendliche neigen dazu, sich selbst zu überschätzen und sich für unverletzlich zu halten. Das hat eine positive Seite. Denn das gibt ihnen den Mut, Dinge auszuprobieren. Andererseits kann es leider auch dazu führen, dass Jugendliche leichtsinnig werden. Selbst wenn die jungen Menschen um die Folgen wissen, die sich aus einem bestimmten Verhalten ergeben können, schätzen sie häufig die Gefahr für sich selbst falsch ein
Den besten Schutz bieten Eltern ihrem Kind, wenn sie mit ihm in Kontakt bleiben, ihm zuhören, ihm immer wieder Unterstützung anbieten.
Grenzüberschreitung - Wie sollen Eltern reagieren?
Grundsätzlich sollten Sie jede Grenzüberschreitung ernst nehmen. Dazu gehören natürlich alterstypische Vergehen, Mutproben oder wenn sich Ihr Kind selbst gefährdet. Dazu gehört aber auch, wenn Ihr Kind später nach Hause kommt, als besprochen. Auch wenn die Grenzen von Familienmitgliedern oder anderen Personen verletzt wurden, sollten Sie als Eltern auf jeden Fall einschreiten.
Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber. Finden Sie heraus, warum das eine oder das andere passiert ist. Überlegen Sie gemeinsam, was getan werden kann, damit sich Ihr Kind an die Regeln hält. Das bedeutet natürlich noch nicht, dass es das in Zukunft auch tut. Sie müssen ihm immer wieder zeigen, dass es für sein Verhalten verantwortlich ist und dass bestimmte Verhaltensweisen bestimmte Konsequenzen nach sich ziehen. Nur so kann es lernen, Verantwortung für sich und sein Handeln zu übernehmen.
Im Übrigen genügt manchmal ein Stirnrunzeln, ein knapper Hinweis, warum die Beachtung der Regel wichtig ist. Vielleicht sind manchmal auch ausführliche Erklärungen nötig, die die Folgen einer Grenzüberschreitung noch einmal verdeutlichen und begründen.
Auf keinen Fall sollten Sie eventuelle Delikte verharmlosen. Helfen Sie Ihrem Kind dabei, die Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Ermutigen Sie es, sich zu entschuldigen und einen möglichen Schaden wiedergutzumachen.
Gehen Sie mit gutem Beispiel voran, indem Sie Grenzen bewusst einhalten. Auf diese Weise sind Sie ein Vorbild für Ihr Kind, es kann von Ihnen lernen, dass es die Grenzen anderer respektieren muss.
Hilfe von außen
Holen Sie sich bei zunehmenden Schwierigkeiten Hilfe von außen. Zum Beispiel in einer Erziehungsberatungsstelle oder beim Jugendamt in Ihrer Nähe. Auch wenn Sie Ihr Kind am besten kennen, kann manchmal der Einfluss von Außenstehenden die notwendige Veränderung bringen.