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Schreien

Beitrag aus:
Elternbrief 2
3-4 Monate

Natürlich kann sich Ihr Kind auch anders mitteilen, nämlich durch Schreien. In den ersten 3 Monaten weinen die meisten Babys sehr viel. Wie lange und wie oft, ist dabei sehr unterschiedlich.

Viele junge Eltern denken, dass ihr Baby Hunger hat, wenn es schreit. Das ist aber nicht immer der Fall. Babys schreien aus unterschiedlichen Gründen.

Besonders abends,  wenn sie müde sind und die vielen Eindrücke des Tages noch nicht verarbeitet haben, haben viele Babys ihre "Schreistunde". Das kann für Sie und Ihr Umfeld auch sehr anstrengend sein. Oft ist man selbst müde oder überanstrengt. Vielleicht haben Sie schon sehr viel ausprobiert, aber das Baby lässt sich nicht beruhigen. Das kann schnell zu viel werden.

Auch in dieser Situation gibt es Anlaufstellen, die Eltern beraten und unterstützen können. Koordinierende Kinderschutzstellen (KoKi) oder Familienstützpunkte sind hierfür sehr gute Anlaufstellen. Vielleicht hilft Ihnen aber auch schon der Austausch mit anderen Eltern in Eltern-Kind-Gruppen. Sie werden vermutlich feststellen, dass Sie mit Ihren Sorgen und Ängsten gar nicht so alleine sind.

Die KoKi

Die Koordinierenden Kinderschutzstellen (KoKi) – Netzwerk frühe Kindheit bieten werdenden Eltern und Eltern mit Kindern bis 3 Jahren kostenfrei Beratung und Hilfe an.
Zudem kann eine KoKi-Fachstelle über bestehende Angebote informieren und Familien an ein passendes Unterstützungsangebot weitervermitteln.

Der BayernAtlas hilft Ihnen, die KoKi-Stelle in Ihrer Nähe zu finden.

Familienstützpunkte

Familienstützpunkte sind Kontakt- und Anlaufstellen für Familien. Sie bieten kostenfreie Unterstützung und Hilfe für Familien je nach Alter des Kindes und Familiensituation an. Familienstützpunkte sind an bestehende Einrichtungen vor Ort, z. B. an Mütterzentren, Mehrgenerationenhäuser, aber auch an Kindertageseinrichtungen angegliedert.

Der BayernAtlas hilft Ihnen, einen Familienstützpunkt in Ihrer Nähe zu finden.

Warum schreit mein Baby?

Es gibt sehr unterschiedliche Arten des Schreiens bei kleinen Babys. So wie Ihr Baby Ihre Sprache lernen muss,müssen Sie das Schreien erst verstehen lernen. Dies erfordert Zeit und Übung. Die Auflistung der unterschiedlichen Schreiarten kann Ihnen dabei helfen, herauszufinden, warum Ihr Baby gerade schreit und wie Sie darauf reagieren können. Wenn Sie Ihr Baby beruhigen, versuchen Sie selbst dabei möglichst ruhig zu sein.

Lassen Sie Ihr weinendes Baby nicht alleine.

Übrigens: Ein Baby, das alleine weinen muss, schüttet Stresshormone aus. Je länger das Kind alleine weint, umso mehr davon. Das wirkt sich negativ auf die Gehirnentwicklung aus. Wird das Baby jedoch von einer vertrauten Person beruhigt, werden Glückshormone ausgeschüttet. Dadurch, dass Sie oder andere vertraute Personen das schreiende Baby beruhigen, lernt das Baby, was Vertrauen und Sicherheit bedeuten.

Das Hunger-Schreien

Wenn Ihr Baby weint, dabei abwechselnd schmatzt oder heftig am Schnuller oder an seiner Faust saugt, hat es sehr wahrscheinlich Hunger. Was tun? Nehmen Sie Ihr Baby auf den Arm und geben ihm die Brust oder die Flasche.

Das Müdigkeits-Schreien

Wenn sich das Baby die Augen oder die Ohren reibt, jammert, weint und zwischendrin immer wieder gähnt, ist es´wahrscheinlich müde. Was tun? Helfen Sie Ihrem Baby, sich selbst zu regulieren und zu beruhigen. Bleiben Sie dabei selbst entspannt. Vielleicht kennen Sie schon Methoden, um Ihr Baby zu beruhigen. 

Oft genügen leise, beruhigende Worte oder Hautkontakt, indem Sie es streicheln. Leichtes Wiegen oder das Abspielen einer Spieluhr kann Ihrem Kind helfen, alleine zur Ruhe zu finden.

Manchen Kindern hilft auch "weißes Rauschen", weil es sie an die Zeit im Bauch der Mutter erinnert. Beim "weißen Rauschen" werden meist eintönige Geräusche abgespielt, z. B. der Ton eines Föhns oder das Geräusch eines Wasserfalls oder Baches. Wieder andere Kinder schlafen gut ein, wenn man sie (z. B. in einer Trage) herumträgt oder mit dem Kinderwagen spazieren geht. Probieren Sie einfach aus, was zu Ihnen und Ihrem Kind passt.

Das Schmerz-Schreien

Wenn das Baby auf höchster Lautstärke schreit, sich heftig bewegt und nach Luft schnappt, dann hat es wahrscheinlich Schmerzen. Was tun? Kümmern Sie sich, schauen Sie, was Ihrem Baby wehtun könnte. Vielleicht ist der Po wund oder der Bauch zwackt. Vielleicht ist die Kleidung verrutscht und engt das Baby zu sehr ein. Manchmal kratzen auch die Etiketten der Kleidung an der Haut. 

Gegen Blähungen hilft der sogenannte Fliegergriff, bei dem Sie Ihr Baby bäuchlings auf Ihren Unterarm legen, herumtragen oder ein wenig schaukeln. Sie können sich auch hinsetzen und Ihr Kind mit dem Bauch nach unten quer über Ihre Oberschenkel legen.

Ihre Ruhe überträgt sich auf Ihr Baby.

Das Stress-Schreien

Wenn sich das Baby mit dem ganzen Körper versteift und kurz und schrill brüllt, ist das ein Signal für Stress. Was tun? Schaffen Sie Ruhe, sprechen Sie beruhigend mit ihm oder singen Sie ihm etwas vor. Wechseln Sie eventuell auch in einen ruhigeren Raum.

Das Langeweile-Schreien

Wenn das Baby auf mittlerer Lautstärke schreit und dabei strampelt, dann ist ihm wahrscheinlich langweilig. Was tun? Gehen Sie hin und sprechen Sie mit Ihrem Baby. Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl und lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen!

Drei-Monats-Koliken oder auch Regulationsstörungen

Viele Babys haben sie gar nicht, manche leiden sehr darunter. Mädchen sind weniger von Koliken betroffen als Jungen. Wenn Ihr Baby betroffen ist, hat es Bauchweh und Blähungen, quengelt und schreit vor allem nach den Mahlzeiten bzw. in den späten Nachmittagsstunden. Es hat einen harten Bauch, zieht die Beine an und streckt sie wieder. Die Ursachen für die Drei-Monats-Koliken bzw. Regulationsstörungen liegen vermutlich an dem noch unausgereiften Verdauungssystem.

Was tun bei Drei-Monats-Koliken?

Sorgen Sie dafür, dass Ihr Baby nicht zu hastig trinkt und sich nicht verschluckt. Achten Sie darauf, dass es nach dem Füttern wirklich ein Bäuerchen macht. Tragen Sie es im Fliegergriff. Sie können es auch im Sitzen bäuchlings über Ihre Oberschenkel legen. Auch kleine Bauchmassagen oder ein warmes Bad können helfen. 

Manchen Kindern hilft auch, wenn man sie mit einem sicheren Griff in einer sitzenden Haltung über dem Waschbecken oder der Badewanne "abhält". Es fällt ihnen dann eventuell leichter, überflüssige und quälende Luft entweichen zu lassen. 

In aller Regel verschwinden die Koliken nach Ablauf des dritten Lebensmonats. Ist dies nicht der Fall, sollten Sie Ihre Kinderärztin oder Ihren Kinderarzt aufsuchen oder sich von einer Stillberaterin oder Hebamme beraten lassen.

Foto: Vater hält sein Baby im Arm

Geschrei ohne Ende

Jedes Baby schreit, aber bei den meisten Babys werden die Schreiphasen mit Ende des 3. Monats deutlich weniger. Aber was ist, wenn Ihr Kind auch danach einfach nicht aufhört zu weinen? Sie quälen sich durch den Tag und oft auch durch die Nacht, haben möglicherweise Schuldgefühle und wissen vielleicht nicht mehr weiter.

Schütteln Sie NIEMALS Ihr Baby!

Kann Ihr Kind sich nicht beruhigen und bringt Sie an das Ende Ihrer Kräfte, sodass Sie es am liebsten schütteln würden?! Das ist keine Lösung! Auch in größter Verzweiflung
– schütteln Sie niemals ein Baby! Bedenken Sie, dass Sie Ihrem Kind großen Schaden zufügen können. Schon durch leichtes Schütteln des Babys können die Nervenfasern im Nackenbereich so beeinträchtigt werden, dass es zu bleibenden Schäden und im schlimmsten Fall zu Gehirnblutungen oder auch zum Atemstillstand kommen kann. 

Legen Sie Ihr Kind stattdessen kurz an einem sicheren Ort ab und atmen Sie tief durch. Wenn die Nerven mit Ihnen durchgehen, brauchen Sie dringend Unterstützung. Rufen Sie eine Vertrauensperson an, wenn Sie sich nicht mehr zu helfen wissen: z. B. jemanden aus dem Freundeskreis, Geschwister, Ihre Eltern oder Ihre Hebamme.

Schreibabys

Die wenigsten Kinder sind wirklich Schreikinder. Oft hilft auch schon die Hebamme oder eine Eltern-Kind-Gruppe, um zu hören, dass es anderen Eltern auch nicht anders geht. Die KoKi-Fachstellen und Schwangerenberatungsstellen (die bis 3 Jahre zuständig sind) sind gute Anlaufstellen. Die Fachkräfte wissen, welche Hilfe es vor Ort gibt und welche Anlaufstelle in dem Moment geeignet ist.

Neben Beratungsstellen für Eltern mit Schreibabys können Sie auch bei Ihrer Kinderärztin bzw. dem Kinderarzt Hilfe finden. Kann Ihnen die Ärztin oder der Arzt nicht weiterhelfen, werden Sie von ihr oder ihm z. B. in ein sozialpädiatrisches Zentrum weiterverwiesen.

Ein Patentrezept gibt es leider nicht, aber in einer Beratungsstelle werden Sie Methoden kennenlernen, mit deren Hilfe Sie Ihrem Kind und sich helfen können. So übertragen Sie Ihre eigene Ruhe und Entspannung auf Ihr Baby. 

Vielleicht lernen Sie auch sanfte Massagetechniken kennen, um die verspannte Muskulatur Ihres Babys zu lockern.