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Foto: Drei Jugendliche Skateboarder lehnen an einer Ziegelwand.
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Freundeskreis, Clique, Peergroup

Gleichzeitig mit der Loslösung von der Familie werden im Rahmen der Identitätsfindung die gleichaltrigen Freundinnen und Freunde und die Zugehörigkeit zu einer Clique immer wichtiger für die Jugendlichen.

Warum ist die Gruppe der Gleichaltrigen so wichtig?

Die Gruppe der Gleichaltrigen begleitet den Übergang vom Kindes- ins Erwachsenenalter. Der Freundeskreis wird zu einem wichtigen Bezugspunkt und begleitet die natürliche Loslösung von der Familie. Junge Menschen müssen sich ausprobieren und Erfahrungen außerhalb des Elternhauses sammeln, um ihre eigenen Identität zu finden. In der Gruppe finden die Jugendlichen Sicherheit, Geborgenheit und Verständnis. Ängste und Unsicherheiten ähneln sich.

Gleiche oder ähnliche Interessen werden geteilt. In den meisten Peergroups (soziale Gruppe von Gleichaltrigen) herrschen daher bestimmte Regeln, die sich oft über die Kleidung, Musikvorlieben oder die gleiche Sprache zeigen. Da die Meinung der Gleichaltrigen für die meisten Jugendlichen von enormer Bedeutung ist, gleichen sich die Mitglieder einer Peergroup häufig auch in ihrem äußeren Erscheinungsbild.

Warum sind Gruppen für das soziale Verhalten wichtig?

Die Gruppe der Gleichaltrigen ist auch das ideale Übungsort für soziales Verhalten. Hier kann man lernen, Unabhängigkeit und wechselseitige Abhängigkeit zu vereinbaren. Gemeinsam mit den Mitgliedern der Gruppe können Unternehmungen gewagt werden, die alleine zu riskant wären. Hier wird der Ablösungsprozess unterstützt und neue Formen der Beziehung werden vermittelt.

Die Gruppe dient auch dem Zweck, das andere oder eigene Geschlecht kennen zu lernen. Die Aktivitäten der Gruppe dienen offen oder noch im geheimen dem Zweck, Kontakt für eine mögliche Partnerschaft aufzunehmen.

Für die Eltern ist dies häufig ein sehr schmerzhafter Prozess, das eigene Kind loszulassen und es seine eigenen Erfahrungen machen zu lassen. Denn die Jugendlichen verbringen ihre Zeit lieber mit Gleichaltrigen als mit der Familie.

Alles, was Sie in den vorherigen Lebensjahren durch Ihre Erziehung an Werten, Vertrauen und Verständnis vermittelt haben, ist gerade in dieser Zeit von unschätzbarem Wert. Denn nun wird von den Jugendlichen vieles in Frage gestellt. Werte und Vorstellungen werden überprüft und solche, die sie für sich als richtig und sinnvoll erachten, übernommen.

Warum hat mein Kind keine Gruppe?

Eine Gruppe von Jugendlichen ist ein sehr sensibles Gebilde, das im Prinzip zunächst relativ fair mit anderen umgeht. Die Jugendlichen beobachten und bewerten das Verhalten anderer. Abgelehnt werden beispielsweise oft Jugendliche, die sich unsozial, feindselig oder abweichend von den Regeln der Gruppe verhalten. Selbst wenn diese Jugendlichen ihr Verhalten mit der Zeit ändern, wird es schwierig sein, in die Gruppe aufgenommen zu werden. Denn das Bild, das sich die Clique von dem Jugendlichen gebildet hat, bleibt in der Regel relativ fest bestehen.

Junge Menschen sind ganz unterschiedlich. Die einen sind viel mit ihren Freundinnen und Freunden unterwegs, andere sind eher ruhiger und suchen den persönlichen Kontakt außerhalb der Schule nicht aktiv. Freundschaften werden auch online gepflegt.

Manche Jugendliche gehören einer Gruppeeher lose an. Oft bewegen sie sich auch in mehreren Gruppen.

Hat Ihr Kind überhaupt keinen Kontakt zu anderen und leidet spürbar darunter, suchen Sie das Gespräch mit ihm. Woran kann es liegen, dass es keinen Kontakt zu Gleichaltrigen bekommt? Überlegen Sie gemeinsam wo die Stärken ihres Teenagers liegen und was er gerne macht. Hat es Fähigkeiten oder Fertigkeiten, die in einer Gruppe besonders gefragt sind? Oft ist der Besuch eines Sportvereins, einer Jugendgruppe oder eines Jugendzentrums hilfreich, um neue Kontakte zu finden.

Treffen Sie Entscheidungen stets zusammen mit Ihrem Kind. Nehmen Sie es ernst und unterstützen Sie es. Nehmen Sie ihm Entscheidungen nicht ab, sondern planen Sie gemeinsam, welche Gruppen für ihr Kind interessant sind und wo es Anschluss finden möchte.

Der Versuch, Gleichaltrige dazu zu bewegen, sich mit dem eigenen Kind anzufreunden, ist nicht sinnvoll. Denn Jugendliche reagieren auf Einmischung äußerst sensibel.

Warum werden Freundschaften mit zunehmendem Alter immer wichtiger?

Je älter Ihr Kind wird, desto wählerischer wird es mit seinen Freundschaften. Der beste Freund oder die beste Freundin wurde eventuell durch andere Freundschaften ausgetauscht. Nun aber haben die meisten Jugendlichen den Wunsch nach länger anhaltenden Beziehungen.

Die Gruppe der Gleichaltrigen ist ein wichtige Begleiter auf dem Weg zum Erwachsenwerden

Natürlich stehen sich die Jugendlichen innerhalb der Gruppe unterschiedlich nahe. So hat Ihr Kind vermutlich viele Bekannte, aber nur wenige richtige Freunde und Freundinnen.

Manchmal täuschen sich Jugendliche noch in der Art der Beziehung. Oft genug gibt es darum Kummer mit dem Freund oder der Freundin. Jugendliche müssen erst lernen, was eine wirkliche Freundschaft ist.

Jugendliche suchen starke, intensive Beziehungen außerhalb der Familie. Die Loslösung von der Familie ist notwendig und ein Freund oder eine Freundin gibt die nötige Nähe und Vertrautheit. Die Familie ist noch wichtig. Gleichaltrige aber können sich besser in die aktuelle besondere Lage des oder der Jugendlichen versetzen und haben dadurch mehr Verständnis.

Vertrauen gibt Sicherheit. Das Vertrauen in andere Menschen stärkt das Selbstvertrauen und die Selbstsicherheit. Anderen Menschen, die einem selbst vertrauen und schätzen, kann man alles sagen und so sein, wie man ist. Gerade in der Pubertät ist dies ausgesprochen wichtig. Freundschaften geben Jugendlichen Kraft, sich selbst etwas zuzutrauen.

Der Freundeskreis meines Kindes gefällt mir nicht – wie soll ich mich verhalten?

Die passenden Freunde zu finden, ist ein schwieriges und nicht zu unterschätzendes Unternehmen. Da können schon mal Bekannte dabei sein, die scheinbar überhaupt nicht passen. Eltern haben oft die Befürchtung, dass ihr Kind in "falsche Kreise" gerät. Manchmal nicht zu unrecht.

Jugendliche suchen sich Freundschaften oder Bekanntschaften nach Kriterien aus, die für Erwachsene oft völlig im Dunklen liegen. Doch dies dient eben dazu, den eigenen Weg zu finden, den eigenen richtigen Freundeskreis zu finden. Bleibt der Jugendliche sich selbst und seinem Wertesystem treu, wird er nach und nach die Freunde und Freundinnen finden, die ihm gut tun.

Freundschaften zu verbieten, löst die Probleme meist nicht. Jugendliche in diesem Alter benötigen viel Freiraum und nehmen sich diesen auch. Sie treffen sich, mit wem sie möchten. Schön wäre es, wenn die Möglichkeit besteht, die Freundinnen und Freunde der Kinder selbst kennen zu lernen. Ermöglichen Sie, dass sich die Jugendlichen zu Hause treffen können.

Viele Teenager möchten dies aber nicht. Sie treffen sich lieber ohne Erwachsene. Vertrauen Sie Ihrem Kind. Selbst wenn es über die Stränge schlägt oder sich mit Menschen umgibt, die Sie nicht mögen – es wird seinen Weg finden.

Sind Sie der Ansicht, eine Freundschaft ist für Ihr Kind riskant (beispielsweise wegen des Gebrauchs von Drogen o. ä.), sprechen Sie mit Ihrem Kind. Fragen Sie nach, was es an diesen Freundinnen und Freunden so faszinierend findet. Erklären Sie ihm, was Ihnen daran nicht gefällt.

Der Einfluss der Eltern ist in diesem Alter nicht so gering, wie es den Anschein hat. Wichtig ist, die Jugendlichen ihren Weg alleine gehen zu lassen – soweit sie dies möchten. Aber auch da zu sein, wenn Unterstützung oder Hilfestellung gefragt ist.