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Bindung beim Säugling
Direkt nach der Geburt wird das Neugeborene in der Regel gleich auf den Oberkörper der Mutter gelegt, wo es ihren Herzschlag hören, ihre Wärme spüren und den Geruch wahrnehmen kann. Man nennt dies "Bonding".
Welche Rolle spielt der erste Kontakt?
Der erste Kontakt außerhalb des Mutterleibs ist wichtig für das Kind und die Bindung zu seiner Mutter. Das heißt aber natürlich nicht, dass ein späterer erster Kontakt zwischen Mutter und Kind (zum Beispiel bei Frühgeburten und der daraus folgenden Verlegung des Kindes in eine Kinderklinik) sich zwangsläufig negativ auf die Mutter-Kind-Beziehung auswirkt. In solchen Fällen helfen viel Zeit und eine sehr liebevolle Zuwendung, um eine liebevolle Bindung aufzubauen.
Vom ersten Tag seines Lebens an ist das Verhalten eines Kindes darauf ausgerichtet, sich an einen erwachsenen Menschen zu binden. Für seine Entwicklung ist es wichtig, wenn es von Anfang an die Erfahrung einer engen, warmherzigen und stabilen Gefühlsbeziehung machen kann. So bekommt das Kind die benötigte Sicherheit, auf die es bei der Erkundung der Welt angewiesen ist.
Wie entsteht Bindung beim Säugling?
Die Entwicklung des Kindes beruht also auf einer gefühlsmäßigen Bindung an erwachsene Menschen, die im Übrigen nicht seine Eltern sein müssen. Wichtig sind die Nähe und Zuverlässigkeit, die seine Bezugspersonen ihm geben können. Nur durch sie kann die Bindung wachsen.
Das Kind erlebt Bindung durch die liebevolle Fürsorge seiner Eltern. Durch den Körperkontakt beim Stillen oder Fläschchen geben oder dadurch, dass es getragen, getröstet und gestreichelt wird. Es gewöhnt sich an die Stimmen, den jeweiligen Körperduft seiner Bezugspersonen, es erlebt den Augenkontakt und sieht das Lächeln beim Gegenüber. Besonders wichtig ist die Erfahrung, dass es nicht allein gelassen wird, wenn es jemanden braucht.
Darum sollte ein schreiendes Kind, gerade in seinen ersten Lebensmonaten, immer getröstet werden. Nur so macht es die Erfahrung, dass es sich auf seine Eltern verlassen kann. Nicht nur am Anfang, wenn das Kind sehr klein ist, sondern über viele Jahre sollten die Eltern beständige Bereitschaft zeigen, die kindlichen Bedürfnisse zu verstehen und auf sie einzugehen. Die so aufgebaute Bindung gibt dem Kind Schutz, Sicherheit, Vertrauen und Halt in Belastungssituationen.
Wie wirkt sich eine sichere Bindung auf die kindliche Entwicklung aus?
Ein Kind, das sich geborgen fühlt, ist oft später eher unternehmungslustig. Es erkundet eher seine Umgebung. Das Kind ist neugierig und kann Dinge alleine machen. Denn es weiß: Wenn etwas ist, sind die Eltern für es da. Die Eltern werden als sichere Basis erlebt, zu der das Kind jederzeit zurückkehren, wo es auch auftanken kann. Das Kind kann immer zu ihnen kommen und sich sicher fühlen.,
Warum nicht nur die Mutter für eine Bindung wichtig ist
Die Bindung eines Kindes ist nicht allein auf die Mutter beschränkt. Tatsächlich spielen verschiedene Bezugspersonen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer sicheren Bindung. Das hängt jedoch auch davon ab, wie weit eine andere Bezugsperson wie ein zweiter Elternteil sich selbst bei der Pflege und Versorgung des Kindes einbringt, wie viel Zeit diese mit dem Baby im liebevollen Kontakt ist.
Anders als die Mutter wird der Vater oder eine andere enge Bezugsperson jedoch meist als getrennte Person wahrgenommen, während die Mutter vom Baby in der ersten Zeit als Teil seiner selbst empfunden wird. Man nennt das auch die Mutter-Kind-Symbiose.
Je mehr sich eine weitere Bezugsperson von Anfang an kümmert, umso leichter ist es für alle Familienmitglieder trotz Nachwuchs einigermaßen flexibel zu bleiben. Beständigkeit und ein liebevoller Umgang sind es, was das Baby von Anfang an braucht. Und dafür können beide Elternteile sorgen.
Insgesamt ist es die Qualität der Beziehung, die zählt. Eine sichere Bindung kann von verschiedenen Menschen aufgebaut werden, die dem Kind Liebe, Aufmerksamkeit und Vertrauen schenken.

Hier können Sie die Broschüre „Stark durch Bindung. Tipps zur elterlichen Feinfühligkeit in den ersten Lebensjahren - Publikationsshop der Bayerischen Staatsregierung (bayern.de)“, herausgegeben vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, herunterladen.
Was trägt zur Entwicklung einer sicheren Bindung bei?
Für die Entwicklung einer sicheren Bindung beim Kind reicht nicht nur die körperliche Anwesenheit des Erwachsenen.
Es ist wichtig, dass die Bezugsperson
- auf die Bedürfnisse des Kindes und seine Signale eingeht, dabei beides aus der Sicht des Kindes deutet,
- auf das kindliche Verhalten sofort, zuverlässig und beständig reagiert,
- es vermeidet, das Kind in ungewohnter Umgebung allein zu lassen.
Bindung heißt nicht, dass Ihr Kind ständig an Ihrem "Rockzipfel" hängt. Es geht dabei um das richtige Maß zwischen Halten und Loslassen. Es ist wichtig, dass das Kind die Möglichkeit hat, selbstständig zu sein. Das bedeutet, dass es ermutigt wird, eigene Entscheidungen zu treffen und neue Herausforderungen anzunehmen.
Dafür gibt es keine Richtlinie, denn alle Eltern-Kind-Beziehungen sind verschieden, weil alle daran Beteiligten unterschiedlich sind.
Für alle gilt dagegen, dass das Kind weiß und spürt: "Ich kann mich auf meine Eltern verlassen. Wenn ich Nähe und Trost brauche, finde ich beides bei ihnen."
Das „Netzwerk frühe Kindheit“ der Koordinierenden Kinderschutzstellen, kurz KoKi genannt, organisieren vor Ort Unterstützungs- und Hilfeangebote für Eltern.