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E-Sport

Beitrag aus:
Medienbrief 4
16-18 Jahre

E-Sport klingt zwar nach Sport, wird aber nicht wie Leichtathletik oder Ballsport auf einem Feld trainiert, sondern findet rein digital statt. Hierbei geht es um Gaming, also um digitale Spiele. Beim E-Sport treten Teams oder Einzelpersonen im Mehrspieler- oder auch Einzelspielermodus eines Computerspiels gegeneinander an und messen sich in virtuellen Welten.

Was ist E-Sports, was ist so faszinierend daran und wie erkenne ich Computerspielsucht?

Warum ist E-Sport so beliebt?

Viele Jugendliche spielen gerne und häufig digitale Spiele. Auch das Anschauen von E-Sport-Turnieren ist sehr beliebt. Diese Turniere finden in großen Hallen vor Publikum statt und haben dementsprechend Event-Charakter. Die Bildschirme der Spielerinnen und Spieler werden auf große Leinwände projiziert, sodass sich die Spielzüge der Profis verfolgen lassen. Zusätzliche werden diese Turniere über Live-Streaming-Kanäle wie Twitch übertragen und professionell kommentiert.

E-Sport-Turniere sind wettkampfgetrieben, strukturiert und organisiert.

Die E-Sport-Stars genießen bei den Jugendlichen einen ähnlich hohen Status wie YouTube-Stars. Sie haben ihr Hobby durch jahrelanges Training zum Beruf gemacht! Mit Sponsorings, über Werbung und durch die Kommerzialisierung des Computerspielens verdienen sie ihren Lebensunterhalt. Bei Turnieren winken teilweise Preisgelder in Millionenhöhe. Im E-Sport sind mittlerweile auch klassische Arbeitsverträge ähnlich wie bei Sportprofis üblich. So sind viele Fußballclubs mit eigenen E-Sport-Teams vertreten und auch große Firmen unterhalten eigene Teams.

Aber selbstverständlich ist nicht nur das Anschauen spannend, sondern ebenso das Mitspielen und das Live-Streamen der eigenen Spielzüge oder auch das Aufzeichnen für sogenannte Let‘s Plays auf YouTube.

Online finden sich schnell neue Gruppierungen, bei denen die Gamer und Gamerinnen gegeneinander spielen. Über die Chat-Plattform Discord wird während des Spiels miteinander kommuniziert.

Was sollten Eltern beachten?

Gaming macht vielen Jugendlichen Spaß, das steht außer Frage. Und neben­bei schult das Online-Spiel auch viele physische und psychische Eigenschaf­ten: Dazu zählt u. a. das strategische Denken, denn Spielzüge müssen im Voraus geplant werden. Ein geeigneter Führungsstil ist wichtig, um das Team zusammenzuhalten, und ebenso die teaminterne Kommunikation, bei der es zum Vergleich und weltweiten Austausch kommt. Nicht zuletzt werden die Reaktionsschnelligkeit und die Hand-Auge-Koordination gefördert. Der Suchtfaktor sollte trotzdem nicht außer Acht gelassen werden: Meistens haben die Spiele eingebaute Belohnungssysteme (Gewinne am Ende eines Levels, besondere Geschenke beim Beenden einer Mission), die dafür sorgen, dass so lange gespielt wird, bis die Gewinne erhalten wurden. Spielen macht, solange es gut läuft, dementsprechend glücklich. Da kann einem die reale Welt schnell langweilig vorkommen oder auch in Vergessenheit geraten – was sich u. U. in zu wenig Schlaf, schneller und ungesunder Nahrungsaufnahme oder in zu wenig Bewegung äußert.

Illustration Anne und Max sitzen im Zimmer von Leo, Vater Max spielt ein Computerspiel

Stundenlange Online-Wettkämpfe

Dass mein Neffe Leo am liebsten den ganzen Tag Computer spielen würde, ist nichts Neues. Doch nun hat er sich einer E-Sport-Gilde angeschlossen und spielt stundenlang sein abso­lutes Lieblingsspiel. Sein Team und er treffen sich regelmäßig online, um gegen andere Teams zu spielen. Sie planen bereits die Teilnahme an Wettbewerben. Leo spielt am Wochenende auch mal die ganze Nacht durch, weil die anderen aus der Gilde teils weltweit verstreut leben.

Auch Katharina schaut ihm oft über die Schulter und findet es super spannend, was ihr Bruder spielt. Ihre Eltern Anne und Max regen sich allerdings ziemlich darüber auf, da sich ihr 16-jähriger Sohn immer weniger sagen lässt und richtig böse wird, wenn sie ihm das Spielen verbieten und einen Alternativvorschlag machen. Selbst wenn sie das WLAN sperren, ist Leo fit genug, es schnell wieder zu reaktivieren. Den Computer wegnehmen können sie nicht, da er ihn für die Schule braucht. Sie sind zwar froh, dass Leo nach wie vor in der Schule gute Leis­tungen hat, aber alle anderen Hobbys und gemeinsame Zeit mit der Familie bleiben aktuell außen vor.

Ich rate Anne und Max, sich mal genau von Leo erklären zu lassen, was er denn spielt, mit wem er sich dabei trifft, warum das so viel Zeit in Anspruch nimmt. Und sie sollen auch mal unvoreingenom­men zuschauen, damit sie die Situation besser einschätzen können. Als sie wenig später Max beim Spielen zusehen, finden sie es echt beeindruckend, wie Leo sich auf Englisch mit seinem Team abspricht und Strategien entwickelt. Da Leo bislang die Schule nicht vernachlässigt hat, wollen sie nun gemeinsam einen Zeitplan erstellen. Dieser soll neben dem etwas reduzierten Gaming auch noch Platz für Leos früheres Hobby, Schwimmen, zulassen.

Gespräche und anschließend gemeinsam ausgehandelte Regeln wirken mehr als Verbote. Wenn Sie jedoch das Gefühl haben, Ihr Kind legt eine krankhafte oder abhängige Nutzung an den Tag, wenden Sie sich an Fachstellen wie den Online-Ambulanz-Service für Internetsüchtige oder den Fachverband Medienabhängigkeit.