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YouTube und seine Influencerinnen und Influencer

Beitrag aus:
Medienbrief 3
12-15 Jahre

Das Videoportal YouTube ist eine der beliebtesten Social-Media-Plattfor­men bei Kindern und Jugendlichen. Die Video-Plattform TikTok wächst aktuell am stärksten bei dieser Zielgruppe. Aber auch Instagram und Snapchat, beides Plattformen für Videos und Fotos, sind nach wie vor sehr beliebt. Auf all diesen Plattformen können selbstgedrehte Videos und Fotos hochgeladen werden. Zudem finden Kinder und Jugendliche dort Anregungen für die Entwicklung ihrer Identität.

Illustration MB 3: Eine Influencerin sitzt am Schminktisch und filmt sich für eine Story

Was sind Influencerinnen und Influencer?

Einige der dort vertretenen Video-Produzentinnen und Produzen­ten haben einen so hohen Zuspruch (Reichweite), dass sie in der Lage sind, andere Kinder, Jugendliche und Erwachsene in ihrer Meinungsbildung und bei Kaufentscheidungen zu beeinflussen. Aufgrund diesen großen Einflusses nennt man diese Personen Influencerinnen und Influencer. Gerade in der Pubertät können sie zudem als Vorbild dienen; sie können helfen, die eigene Identität zu finden und zu festigen, sowie eine Orientierungshilfe sein, gerade bei Themen wie der ersten Liebe, die viele Kinder nicht so gerne mit den eigenen Eltern besprechen.

Warum will mein Kind YouTuberin bzw. YouTuber werden?

Für viele fühlt es sich so an, als könnte man mit vermeintlich wenig Aufwand den großen Traum leben. War früher der Berufswunsch „Popstar“ oder „Profifußballer“, ist es heute „YouTuberin“ bzw. „YouTuber“. Das eigene Leben abfilmen, dafür von der Welt ge­feiert und von Werbepartnern fürstlich entlohnt werden – für wen klingt das nicht traumhaft?

Und es kann doch wirklich nicht so schwer sein: Das Schmink-Tu­torial, das macht man doch vor dem Frühstück, das Abfilmen des Computerspiels, das man eh jeden Abend zockt, die Dokumen­tation der Reise in den Freizeitpark, bei der man sowieso viele Videos und Fotos machen wollte? Alles ein großer Spaß und fast kein Arbeitsaufwand, oder?

So viel Aufwand steckt hinter einem Video

Dass vor jedem Video ein anstrengender Weg liegt, wird oft über­sehen. Bloggerinnen und Blogger – also diejenigen, die Videos professionell produzieren, Texte schreiben, Bilder bearbeiten etc. – müssen jeden Tag aufs Neue kreativ sein.

  • Recherche: Sie recherchieren stunden- oder auch tagelang nach neuen The­men und überlegen sich eine Art Drehbuch für ihr Video. Geht es im neuen Video um einen Produkttest? Wird es ein Unboxing (Auspacken eines neuen Geräts), ein Haul (Vorstellen der letzten Einkaufstour), ist es ein Tutorial (ein Anleitungsvideo), ein Inter­view, ein Sketch oder wird es ein Video-Tagebuch (Vlog)?
  • Dreh: Ist das Genre entschieden, dann wird gedreht. Dafür ist es wichtig, wo die Kamera platziert ist, ob sie auf einem Stativ steht oder ge­halten wird. Es werden oft mehrere Versionen einer Szene gefilmt, um diese hinterher gut schneiden zu können.
  • Schnitt und Post-Production: Beim Schnitt werden Effekte eingebaut und Filter darüber gelegt oder auch einige Stellen neu vertont. Dafür braucht es ein gutes und leicht bedienbares Schnittprogramm.
  • Veröffentlichung: Ist das Video fertig bearbeitet, kann es gepostet (hochgeladen) werden. Hier ist es wichtig, die Sicherheitseinstellungen zu be­achten, also festzulegen, wer das Video später einmal sehen darf. Diese kann „privat“ sein, damit nur ausgewählte, befreundete Personen es sehen können, oder „öffentlich“, sodass es alle sehen können.
  • Bewerbung: Danach geht es an die Verbreitung über die verschiedenen Platt­formen. Ausschnitte oder Verlinkungen des Videos landen auf Facebook, Instagram, TikTok oder Snapchat.
  • Moderation: Wird das Video von anderen bewertet und kommentiert, geht es ans Moderieren der Kommentare, ans Beantworten von Fragen, aber auch ans Blockieren von Trollen und Löschen von Hasskommentaren.

Was sind Trolle und Hater?

Als Trolle werden Personen bezeichnet, die andere absichtlich durch ihre Kommentare auf Blogs, Chats oder Foren provozieren, um die Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner aufzuregen und um sie zu wütenden oder gar beleidigenden Reaktionen zu bringen.

Im Gegensatz zu Trollen, die aus Spaß stören und provozieren, sind Hater von ihren eigenen Ansichten überzeugt. Das Gegenüber wird verbal attackiert und psychisch verletzt, weil es andere Ansichten hat.

Was tun? Am besten werden Trolle und Hater ingnoriert und ihren bewusst gesetzten Provokationen keine Aufmerksamkeit geschenkt.

Bis ein Internetauftritt, ein Kanal erfolgreich wird, bis man sich eine starke Online-Präsenz aufgebaut hat, vergehen oft Monate – falls es überhaupt gelingt. Die Konkurrenz ist sehr, sehr groß. Nur wenige YouTuberinnen und YouTuber schaffen es bis an die Spitze und können ihren Lebensunterhalt damit verdienen. Von Bedeutung ist dabei immer die Reichweite des Kanals. Erst ab einer erheblichen Anzahl Followerinnen und Follower ist ein Kanal für ein Unternehmen interessant und erst dann bieten sie eine Kooperation (und damit Werbeeinnahmen) an.

Darf mein Kind mit dem eigenen Kanal Geld verdienen?

Geld lässt sich mit den Videos oder Foto-Posts über Werbepartnerschaften verdienen. Während bei den berühmten Influencerinnen und Influencern das Management die Werbeverträge aus-handelt, müssen sich Neulinge und weniger bekannte Personen selbst um alles kümmern. Wenn also Influencerin XY plötzlich für ein bestimmtes Pflegemittel wirbt und auf die Produktseite des Herstellers verlinkt, dann wahrscheinlich nicht, weil sie es so überzeugend findet – sondern weil sie Geld dafür bekommt. Wenn YouTuber XY berichtet, in einem bestimmten Hotel einen sehr entspannten Urlaub verbracht zu haben, hat er wahrscheinlich vom Hotel eine entsprechende Gegenleistung bekommen.

Wichtig ist: Ein Post, für den die oder der Bloggende Geld oderauch den geldwerten Vorteil (eine Reise, Markenkleidung oder eine neue Uhr) bekommt, muss immer als Werbung gekennzeichnet werden, sonst droht eine Abmahnung.

Von Werbung kann immer dann ausgegangen werden, wenn das Produkt so platziert wird, dass der Hersteller einen Vorteil daraus ziehen kann, also seine Bekanntheit oder seine Verkaufszahlen mit Hilfe des Posts steigern könnte. Eine Abmahnung kann auch drohen, wenn die Schokocreme eines bestimmten Herstellers prominent auf dem Frühstückstisch steht, ohne dass sie direkt benannt wird.

Mein Kind möchte Videos auf YouTube stellen. Was gibt es zu beachten?

  • Legen Sie Im Vorfeld über die Einstellungen in den jeweiligen Plattformen fest, wer die Videos der eigenen Kinder sehen kann.
  • Lassen Sie nie das (jüngere) Kind allein Videos hochladen!
  • Prüfen Sie immer genau, was gezeigt werden kann und was nicht.
  • Denken Sie immer an die Persönlichkeitsrechte aller Gefilmten und holen Sie sich deren (schriftliches) Einverständnis ein!

Soll das Video wirklich gezeigt werden? Die „Marktplatz“- oder „Oma“-Metapher kann hier hilfreich sein. Stellen Sie sich die Frage, ob Sie das Video öffentlich auf dem Marktplatz oder auf dem Geburtstag der Oma zeigen würden?

  • Helfen Sie Ihrem Kind im Anschluss dabei, mit den Reaktionen umzugehen. Moderieren Sie die Kommentare auf den Kanälen. Sie können z. B. im Videomanager einstellen, dass Kommentare freigeschaltet werden müssen.
  • Ziehen Sie die Konsequenzen: Löschen Sie ein Video wieder, sollten die Reaktionen darauf für Ihr Kind schädigend sein, und blockieren bzw. melden Sie störende Nutzerinnen und Nutzer.
  • Kinderrechte beachten! Kinder haben insbesondere ein Recht auf: Schutz ihrer Privatsphäre, Schutz ihrer Persönlichkeitsrechte, Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung, Schutz vor den negativen Auswirkungen ihrer medialen Präsenz.
  • Falls ihr Kind tatsächlich erfolgreich ist und mit dem Kanal Geld verdient, dürfen diese Rechte nicht in den Hintergrund treten.
  • Daneben müssen Sie sicherstellen, dass die mediale Anerken¬nung, die Ihr Kind erfährt, keine negativen Folgen hat.
  • Das Jugendarbeitsschutzgesetz verbietet die Beschäftigung von Kindern unter 13 Jahren. Ab 13 Jahren ist die Beschäftigung nur unter bestimmten stark eingeschränkten Auflagen erlaubt.