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Cybermobbing

Beitrag aus:
Medienbrief 3
12-15 Jahre

Beim Cybermobbing werden Menschen online auf unterschiedlichen sozialen Plattformen oder in Chats von Einzelpersonen oder Gruppen seelisch schikaniert und verletzt.

Ein trauriges Mädchen mit Handy in der Hand sitzt an der Wand und hält sich die Augen zu.

Was ist Cybermobbing?

Die meisten Jugendlichen sind online und auf verschiedenen sozia­len Netzwerken wie WhatsApp, Instagram, Snapchat oder TikTok sehr aktiv. Dass dieses vernetzte Leben nicht immer harmonisch verläuft, zeigen die steigenden Zahlen der Cybermobbing-Fälle. Die Täterinnen und Täter, sogenannte „Cyberbullies“, bleiben dabei meistens anonym und haben in der Netzgemeinde ein riesiges Publikum. Sie sind schwer zu fassen, weil sie sich hinter Nicknamen und gefälschten Benutzerprofilen verstecken können. Die Angegriffenen haben meist keinerlei Kontrolle darüber, was über sie geschrieben wird und welche ihrer Daten weitergeben werden. Die Ausprägungen reichen vom Verbreiten einer Lüge via Klassenchat über weitergeleitete private Fotos bis zu zusammen­gebastelten Videos.

Mögliche Alarmzeichen bei den Opfern:

  • Leistungsabfall in der Schule: Konzentrationsschwierigkeiten, Schuleschwänzen
  • Plötzliche Verhaltensänderungen: Ängstlichkeit oder Aggression
  • Desinteresse am Hobby
  • Gesundheitliche Probleme: Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Unwohlsein
  • Sich zurückziehen
  • Niedriges Selbstwertgefühl
  • Selbstverletzendes Verhalten
Illustration MB 3: Sara sitzt blickt entsetzt auf ihr Handy.

Vor der Klasse bloßgestellt

Leider ist auch Sara, mein Nachbarskind, Opfer von Cybermob­bing geworden. Bei Sara fing das Ganze so an, dass sie auf ihrem eigenen Blog ein neues Video hochgeladen hat, in dem sie zu einem ihrer Lieblingslieder tanzt. Dafür hat sie sehr lange geübt, hat sich ein Outfit zusammengestellt, hat sogar eine Ecke ihres Zimmers dekoriert und ist nun zu Recht verdammt stolz auf ihr Video. Ganz allein hat sie alles geschnitten und ist nun sehr gespannt, wie das Video so ankommt.

Doch bereits der erste Kommentar versetzt ihr einen Stich. „Dein Tanz ist voll lame!!“, steht da. Im nächsten „Du Lauch, lern erstmal tanzen“. So geht das immer weiter. Sara löscht das Video, doch kurze Zeit später vibriert ihr Handy. Jemand hat das Video gefunden, direkt in den WhatsApp-Klassenchat geladen und ihr Lied gegen ein peinliches Kinderlied ausgetauscht. Nun lacht fast die ganze Klasse über ihren Auftritt. Sara will vor Scham im Boden versinken. Sie fängt an zu weinen. „Haha, das lad‘ ich auf TikTok hoch, dann sieht’s die ganze Welt!“, schreibt jemand. Bitte nicht!!!

Sara bekommt es immer mehr mit der Angst zu tun. Nein, in die Schule kann sie nun auf keinen Fall mehr gehen. Und auch nie wieder ein Video posten. Dabei liebt Sara das Tanzen so sehr. Beim Abendessen bin ich zufällig dabei, weil mich ihre Mutter Aylin zum Essen eingeladen hat. Wir bemerken, dass Sara sehr ruhig und in sich gekehrt ist, den Tränen nahe. Wir sprechen Sara an und erfahren, was passiert ist. Nun überlegen wir gemeinsam, was wir tun können, um noch Schlimmeres abzuwenden.

Was können Eltern tun, wenn das eigene Kind zum Opfer wird?

  • Wenden Sie sich nach Rücksprache mit Ihrem Kind gemeinsam an die entsprechenden Fachkräfte (z. B. Klassenlehrerin und -lehrer, Schulpsychologinnen und -psychologen, Beratungs- und Vertrauenslehrkräfte, schulische Sozialarbeiterinnen und -arbeiter). So kann u. U. auch das persönliche Gespräch in einem geschützten bzw. betreuten Rahmen mit der Täterin oder dem Täter hergestellt und verdeutlicht werden, wie sehr die Attacken verletzen.
  • Sperren und ignorieren Sie die Täterinnen und Täter.
  • Dokumentieren Sie alles. Screenshots der Nachrichten und Chatverläufe können als Beweismittel verwendet werden!
  • Erstatten Sie im schlimmsten Fall Anzeige, wenn Sie nicht weiterkommen. Cybermobbing kann strafrechtlich verfolgt werden.

Unterschied: Mobbing – Cybermobbing

Mobbing

  • In der Schule oder am Arbeitsplatz,
  • Überschaubare Reichweite,
  • Verbale, psychische und auch physische Gewalt,
  • Täterinnen und Täter sind bekannt (z. B. aus der Klasse) und somit greifbar.

Cybermobbing

  • Auch außerhalb der Schule bzw. dem Arbeitsplatz in den sozialen Netzwerken/Foren,
  • Größere Reichweite,
  • Verbale, psychische Gewalt,
  • Täterinnen und Täter können oft schwer „gefasst“ werden, wenn sie in den sozialen Medien anonym bleiben.

Fragen/Antwort

Wer sind Cyberbullies?

  • Die Täterinnen und Täter sind in der Klasse oft sehr beliebt und geachtet. So schaffen sie es, andere auf ihre Seite zu ziehen und sich gegen eine Person oder eine Gruppe zu verbünden. Zusammen in der Gruppe wird dann das Opfer beleidigt und beschimpft.

Warum werden manche Kinder zu Cyberbullies?

  • Cybermobbing oder Mobbing verleiht den Täterinnen und Tätern ein gewisses Machtgefühl. Manchmal geschieht es aus Langeweile, manchmal ist es eine Art Wettbewerb oder auch Rache für selbst erlittene Demütigungen. Die Opfer sind oft die Klassenaußenseiterinnen und -außenseiter oder Kinder/Jugendliche, die in der Klasse oder in der Chatgruppe be-sonders auffallen bzw. nicht gut integriert sind und weniger Rückhalt in der Gemeinschaft finden.

Wie bringt man sie zum Aufhören?

  • Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind selbst andere mobbt, müssen Sie sofort eingreifen und dieses Verhalten stoppen. Je früher Sie aktiv werden, desto besser!
  • Machen Sie Ihrem Kind deutlich, wie sich sein Opfer durch ein solches Verhalten nun fühlt. Dass es traurig und verzweifelt ist und auch Angst hat.
  • Mobbing ist kein Spiel und kann ernsthafte (rechtliche) Konsequenzen haben.
  • Ein Smartphone- oder Computerverbot kann zusätzlich helfen. So hat Ihr Kind nicht die Möglichkeit, das Mobbing fortzusetzen.
  • Anbieter von Plattformen haben eine Melde- oder Beschwerdefunktion, mit welcher man unangemessene Kommentare melden kann.