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Computerspielsucht

Beitrag aus:
Medienbrief 3
12-15 Jahre

Ob gemeinsam oder allein, ob Rennspiel, Strategiespiel oder Rollenspiel – Computerspiele machen vor allem online extrem viel Spaß, das steht außer Frage. Um einer Sucht vorzubeugen, sollten Eltern wie bei allen Medien darauf achten, dass sie mit ihren Kindern klare Nutzungszeiten vereinbaren, über die Inhalte sprechen und diese gemeinsam auswählen.

Was ist E-Sports, was ist so faszinierend daran und wie erkenne ich Computerspielsucht?

Was macht die Faszination aus?

Insbesondere bei Strategiespielen tauchen Spielerinnen und Spieler oft in Echtzeit tief in die Handlung ein und damit aus der echten Welt ab. Die spannende Handlung, das Gefühl von Macht und Kontrolle und auch die Zusammenarbeit mit anderen Spielern und Spielerinnen üben eine starke Anziehung aus. Durch den Rausch, den dieser Spielspaß mit sich bringt, passiert es allerdings allzu leicht, dass ein halber Tag oder die Nacht vor dem PC oder der Konsole verbracht wird.

Wie kann ich einer Spielsucht entgegenwirken?

Interesse zeigen

Ihr Kind braucht das Gefühl, dass Sie sich für das interessieren, was es macht. Lassen Sie sich die Faszination erklären und schauen Sie auch mal längere Zeit zu. Denn nur so können Sie nachvollziehen, warum Ihr Kind so gerne und auch manchmal so lange spielt. Es ist wichtig, die Bedürfnisse und Interessen der Heranwachsenden wahrzunehmen und nicht den Medienkonsum von vornherein abzuwerten. Digitale Spiele sind Teil der aktuellen Jugendkultur.

Gemeinsame Regeln vereinbaren und konsequent bleiben

Starre Zeitvorgaben bringen bei den meisten Computerspielen nicht so viel, wie ein wöchentliches Zeitbudget, über das Ihr Kind selbst verfügen darf, wenn bestimmte Rahmenbedingungen, wie die Erledigung der Hausaufgaben, das Duschen, das gemeinsame Essen oder die Schlafenszeit eingehalten wer­den. Sie würden es doch auch nicht wollen, ein Buch an einer sehr spannenden Stelle weglegen zu müssen, weil sie die 30 Minuten Lesezeit erreicht haben. Machen Sie Ihrerseits aber deutlich, warum die Einhaltung der Regeln wichtig ist. Wenn allerdings die Prioritäten nicht mehr richtig gesetzt werden, so dass Verpflichtungen, wie die Hausaufgaben vergessen oder soziale Bindungen, wie Treffen mit den Freunden und Freundinnen vernachlässigt werden, sollten Sie ein ernstes Gespräch führen.

Vorbild sein und Alternativen vorschlagen

Legen auch Sie öfter Handy oder Tablet weg und schlagen Sie Alternativen fernab der digitalen Welt vor, z. B. ein spannendes Buch oder ein Brettspiel mit der Familie.

Schon mal darüber nachgedacht, einen zusätzlichen Zeitbonus einzuführen? Ihr Kind liest zu wenig? Vielleicht lässt es sich motivieren, wenn es für 30 Minuten Lesezeit 15 Minuten zusätzlich spielen darf? So merkt es, dass ein spannendes Buch genauso fesseln kann wie ein Computerspiel.

Suchtartiges, also übermäßiges Computer- oder Videospie­len ist seit 2018 durch die Weltgesundheitsorganisation WHO als Krankheit („Gaming Disorder“) anerkannt. Damit ist bei Bedarf eine Behandlung, also eine Therapie, begründet und die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen.

Illustration MB 3: Leo sitzt in seinem unaufgeräumten Kinderzimmer und spiel Computerspiele. Am Fenster stehen Freunde und holen ihn zum Spielen.

Nur noch Augen für „Fortnite“

Mein Neffe Leo liebt Computerspiele. Neben „Minecraft“ (hier können unter anderem eigene Welten gebaut werden) darf er nun endlich „Fortnite“ spielen. Leo ist ganz aufgeregt und spielt voller Begeisterung gleich mehrere Stunden am Stück.

Am nächsten Tag geht er nach der Schule direkt wieder online, die Hausaufgaben hat er total vergessen. Im Spiel hat er einen anderen Gamer gefunden und die beiden verabreden sich zum Spielen fürs Wochenende. Dass Leo eigentlich mit seinem Freund Sebastian ins Schwimmbad wollte, ist ihm egal. Leider belügt er dann auch noch seine Mutter und behauptet, Sebastian hätte abgesagt. Als dessen Mama jedoch nachfragt, wird meine Schwägerin Anne stutzig und stellt Leo zur Rede. Mein Bruder Max ruft mich an und bittet mich um Hilfe.

Gemeinsam sprechen wir mit Leo. Leo erklärt uns, warum er das Spiel so cool findet. Für mich als Gelegenheits-Gamerin klingt das wirklich alles sehr spannend. Aber wir machen Leo klar, dass er deswegen nicht die Hausaufgaben vergessen oder seine Freunde versetzen darf.

Wir erstellen eine Art Computer-Zeitplan: Leo darf in Zukunft pro Woche eine gewisse An­zahl an Stunden spielen, die Zeit darf er sich selbst einteilen, so lange die Hausaufgaben erledigt sind und die echten Freunde nicht vergessen werden.

Wie kann ich erkennen, ob mein Kind computerspielsüchtig ist?

Nicht jedes Kind ist automatisch spielsüchtig, wenn es an mehre­ren Tagen hintereinander ein neues Computerspiel spielt! Phasen des exzessiven Spielens können gerade im Jugendalter normal sein: Diese Phase ist geprägt von exzessiven Verhaltensweisen sowie dem Ausloten von Grenzen. Konflikte mit den Eltern sind – auch mit Blick auf Medien – meist Ausdruck eines ganz normalen Prozesses der Ablösung und des Aufbaus einer eigenen Identität. Und das Spiel hat eine wichtige Funktion bei Heranwachsenden: Hier können sie sich gefahrlos ausprobieren und als selbst-wirksam erleben.

 

Spielsucht kann dann vorliegen, wenn Ihr Kind über einen längeren Zeitraum

  • nur noch ans Spielen in der virtuellen Welt denkt,
  • die Zeit, die es am Computer verbringt, nicht mehr begrenzen kann oder will,
  • launisch oder aggressiv reagiert und auch bei eingeschränktem Zugang zu Computer oder Konsole heimlich weiterzuspielen versucht,
  • alle anderen sozialen Kontakte vernachlässigt,
  • das komplette Taschengeld (und/oder auch das Geld der Eltern) in ein bestimmtes Spiel investiert.

Spielsucht kann körperliche Auswirkungen haben

  • Schlafstörungen,
  • Erschöpfung/Antriebslosigkeit,
  • Verspannungen,
  • Essstörungen (Hungergefühl ignorieren, oder ungesunde Ernährung),
  • Vernachlässigte Körperpflege,
  • Einnässen durch komplettes Abtauchen in Spielwelt.

Soziale und psychische Folgen können auftreten

  • Probleme in der Schule oder Ausbildung bzw. im Job,
  • Konflikte mit Familie oder Freunden,
  • Verminderte Konzentrationsfähigkeit,
  • Depression/Ängste.