Es ist für Kinder nicht leicht zu verstehen, wie mit der Wahrheit umgegangen werden soll.
Einerseits gilt Lügen als großer Fehler, andererseits erleben Kinder täglich, wie Erwachsene zu Notlügen greifen. Sie müssen erst lernen, dass ein gewaltiger Unterschied besteht zwischen lügen, um jemanden zu täuschen, und lügen, um den anderen nicht zu verletzen.
Die Wahrheit zu sagen und sagen zu können, spielt dabei eine große Rolle. Wer nur aus Angst oder Gehorsam bei der Wahrheit bleibt, hat keinen vertrauensvollen Umgang miteinander. Denn: Wer Vertrauen hat, muss nicht lügen.
Bis zum schulfähigen Alter nehmen es Kinder mit der Wahrheit meist nicht so genau. Sie haben eine ungebremste Fantasie und können zwischen Einbildung und Realität oftmals noch nicht sehr gut unterscheiden. Sie erfinden manchmal Geschichten oder übertreiben schon mal maßlos.
Auch wenn Kinder in diesem Alter über ein gutes Gedächtnis verfügen, tauchen gelegentlich Erinnerungslücken auf. Denn sie achten auf die Dinge, die ihnen bedeutsam erscheinen. Andere Begebenheiten können dabei verloren gehen.
Unter Umständen wird die zeitliche Reihenfolge von Ereignissen verwechselt, Erzählungen und Erinnerungen werden nach eigenen Wünschen und Fantasien ausgeschmückt. Dabei ist den Kindern nicht bewusst, dass die Wahrheit ganz anders ausgesehen hat.
Von Erwachsenen wird dies oft als Lügen missverstanden. Die Kinder sind allerdings der festen Überzeugung, dass das, was sie erzählen, wahr ist.
Viele Kinder treibt der Wunsch nach Anerkennung dazu zu flunkern. Gerade kleinere Kinder spüren oftmals noch nicht, was unglaubwürdig und nachprüfbar ist.
"Ich habe ein eigenes Pony." Diese Aussage macht es zwar im Moment interessant, die anderen Kinder kommen ihm aber sicher bald auf die Spur.
Wenn Ihr Kind lügt, um besser da zu stehen, hat es vielleicht noch nicht das nötige Selbstwertgefühl. Versuchen Sie, dieses zu stärken. Es gibt sicher Dinge, die Ihr Kind besonders gut kann? Fördern Sie diese. Dann braucht es sich keine Fähigkeiten herbei zu fantasieren.
Kinder machen manchmal Dinge, die nicht in Ordnung sind. Sie nehmen einfach ein Geldstück. Oder es gehen Dinge kaputt. Sie möchten die Verantwortung dafür nicht auf sich nehmen und lügen aus Angst. Und so sagen sie eben, sie wären es nicht gewesen.
Oft schätzen sie die Konsequenzen ihres Tuns wesentlich härter ein, als sie in Wirklichkeit sind. Und so lassen sie sich zu weiteren Lügen verleiten.
Natürlich ist es für Eltern unangenehm, wenn sie von ihren Kindern angelogen werden. Aber man darf es auch nicht überbewerten. Denn oft wissen Kinder noch keinen anderen Ausweg.
Kann ein Kind niemals einen Fehler zugeben und schiebt die Schuld so oft es geht auf andere, sollten Eltern der Sache auf den Grund gehen. Vielleicht sind Sie manchmal zu streng mit Ihrem Kind? Jeder macht mal einen Fehler. Ein Kind, das Angst vor Strafen hat, wird in der Regel eher lügen als ein Kind, das sich angenommen und verstanden fühlt.
Kinder erleben täglich Eltern, die schwindeln. Da wird schon mal eine unangenehme Einladung "wegen Krankheit" abgesagt. Oder das neue Auto wird bewundert und als schön bezeichnet, obwohl es eigentlich nicht gefällt.
Kinder lernen so von den Erwachsenen, dass Ehrlichkeit und Höflichkeit nicht immer übereinstimmen. Und dass man nicht in jedem Fall sofort sagen muss, was man über den anderen denkt. Denn oft wird geschwindelt, um anderen Peinlichkeit und Scham zu ersparen.
Lügt Ihr Kind immer wieder, versuchen Sie der Sache auf den Grund zu gehen. Scheuen Sie sich nicht, Rat und Hilfe in Anspruch zu nehmen.
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