Die sichere Koordination von Zunge, Lippen und Kehlkopf, die wir zum Sprechen brauchen, ist anspruchsvoll. Hier hat jedes Kind sein eigenes Tempo. Erst ab dem dritten Lebensjahr wird von Störungen der Sprachentwicklung gesprochen.
Um sprechen zu lernen, müssen viele Voraussetzungen aufseiten des Kindes und aufseiten seiner Umgebung erfüllt sein.
Das Kind muss hören und sehen können, es muss Reize im Gehirn verarbeiten können und es muss in der Lage sein, seine Mundmuskulatur und Lippen, Zunge und Kehlkopf zu steuern. Darüber hinaus braucht jedes Kind Menschen in seiner Umgebung, die viel mit ihm sprechen und ihm so beispielsweise beibringen, welche Namen die Dinge haben, wie ihre Eigenschaften bezeichnet werden und wie Sätze richtig formuliert werden.
Deshalb können erhebliche Unterschiede bestehen, die jedoch noch keinen Anlass zur Sorge geben. Allerdings gibt es Erfahrungswerte, mit welchem Alter Kinder bestimmte sprachliche Fähigkeiten haben sollten.
So gilt der Richtwert, dass ein Kind bis zu seinem zweiten Lebensjahr etwa 50 Wörter als Wortschatz haben und einfache Sätze aus zwei Worten bilden können sollte. Wenn es das nicht kann und sonst gesund ist, könnte es sich bei dem Kind um ein spät sprechendes Kind, einen sogenannten "Late Talker" handeln. Ungefähr die Hälfte dieser Kinder erreicht bis zum Schulalter von alleine eine altersgerechte Sprachentwicklung.
Die Sprachentwicklung Ihres Kindes wird auch innerhalb der U-Untersuchungen getestet. So werden Ihre Kinderärztin oder Ihr Kinderarzt Sie frühzeitig darauf aufmerksam machen, falls eine Verdacht auf eine Störung der Sprachentwicklung Ihres Kindes vorliegt.
Nicht jeder Aussprachefehler ist Anlass zur Sorge. Generell gilt, dass nur eine fachliche Diagnose Auskunft darüber gibt, ob eine echte Sprachstörung vorliegt. Zu Beginn der Sprachentwicklung sind Aussprachefehler völlig normal. Fragen Sie aber in Ihrer Kinderarztpraxis nach, wenn Sie sich um die Sprachentwicklung Ihres Kindes sorgen.
Es gibt jedoch einige Anzeichen, die Hinweise auf eine Störung geben können. Bestehen diese noch im dritten Lebensjahr oder darüber hinaus, sollten Sie in Ihrer Kinderarztpraxis darüber berichten:
Ein zeitweiliges Stottern kommt bei vielen Kindern vor und ist nicht sofort Anlass zur Sorge.
Bitte bedenken Sie, dass alle aufgezählten Beispiele im Verlauf des Erlernens der Sprache bei den meisten Kindern beobachtet werden können. Bestehen diese "Fehler" auch noch im dritten Lebensjahr, ist eine ärztliche Beratung wichtig.
Wenn Sie den Verdacht haben, Ihr Kind leidet an einer Sprachentwicklungsstörung oder -verzögerung, sollten Sie in jedem Fall frühzeitig mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt sprechen. Auch wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind nicht gut hört, sollten Sie das dem Arzt oder der Ärztin spätestens bei der nächsten U-Untersuchung sagen. Probleme mit dem Gehör können zu Problemen beim Sprechen führen.
Sie oder er wird zunächst beurteilen, ob tatsächlich Auffälligkeiten vorliegen oder die Sprachentwicklung Ihres Kindes im Normbereich liegt.
Ob eine echte Störung bei der Sprachentwicklung vorliegt, wird dann in aller Regel von Fachärztinnen und Fachärzten für Phoniatrie und Pädaudiologie festgestellt. Das sind Spezialistinnen und Spezialisten für Störungen von Sprache, Stimme- und Gehör bei Kindern. Mit den Fachleuten werden dann auch gezielte logopädische Behandlungen und Fördermaßnahmen besprochen.
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