Elternbrief Nr. 28

Spielen Sie den Grund für die Trauer Ihres Kindes nicht herunter. Mein Kind ist heute traurig Gibt es etwas Traurigeres als ein trauriges Kind? Die Gründe können vielfältig sein. Vielleicht hat Ihre Tochter sich mit der besten Freundin zerstritten, vielleicht wurde Ihr Sohn in der Schule ausgelacht, vielleicht ist der geliebte Hamster gestorben. Fest steht, dass da jemand ganz großen Kummer hat. Was braucht Ihr Kind jetzt? Zunächst einmal braucht ein Kind die Gewissheit, dass es nicht allein ist. Auch wenn es nicht über seinen Kummer reden will, auch wenn es sich nicht gleich in den Arm nehmen lässt: Sie sind bei ihm und das ist gut und tröstlich. Außerdem ist es wichtig, dass Sie Ihr Kind in seinem Kummer ernst nehmen. Die Traurigkeit des eigenen Kindes ist für Eltern oft so schwer auszuhalten, dass sie den Grund dafür lieber herunterspielen, nach dem Motto: „Ist doch nicht so schlimm!“. Dabei wäre es für ein trauriges Kind so wichtig, dass es sich verstanden fühlt und merkt, dass die Eltern seinen Schmerz nachvollziehen können. Sagen Sie also lieber: „Ja, ich kann mir vorstellen, dass das für dich ganz schön schwer ist.“ oder „Das tut natürlich weh.“ Fragen Sie, wonach Ihrem Kind gerade ist. Möchte es sich etwas hinlegen, möchte es vorgelesen bekommen oder Musik hören? Vielleicht weiß es selbst am besten, was es gerade braucht. Schenken Sie Ihrem Kind Zeit, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Nehmen Sie es in den Arm oder auf den Schoß, sprechen Sie ruhig und tröstlich mit ihm, streicheln Sie es. Wenn das gerade nicht möglich ist, weil zum Beispiel ein kleineres Geschwisterkind schreit, versichern Sie Ihrem Kind, dass Sie gleich wieder kommen oder dass Sie sich abends, wenn die Geschwister im Bett sind, noch einmal ganz viel Zeit nehmen werden. Machen Sie ruhig Ausnahmen. Ein Kind in seinem Kummer ernst zu nehmen, kann auch heißen, von den sonstigen Erziehungsprinzipien abzuweichen und es ein wenig zu verwöhnen. Es kann wichtig sein, dass Ihr trauriges Kind ausnahmsweise bei Ihnen im Bett schlafen darf oder es keine Hausaufgaben machen muss, wenn die Katze gestorben ist. Dass es, wenn es großen Ärger mit seinem Freund hat, vielleicht am Nachmittag eine Kindersendung auf DVD anschauen darf, 5

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