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Bloß nicht still sitzen!

Beitrag aus:
Elternbrief 4
7-8 Monate

Das 1. Lebensjahr ist die Zeit der rasanten Entwicklungen. Das Baby lernt zuerst, seine Kopfbewegung zu kontrol­lieren, bevor es Hände und Arme benutzen kann. Erst danach lernt es, die Muskulatur von Rücken, Hüften und Beinen zu beherrschen.

Die meisten Kinder fangen um den 8. Lebensmonat her­um an zu krabbeln. Es kann aber sein, dass Ihr Kind früher oder später dran ist. Das ist völlig normal. Jedes Kind entwickelt sich individuell. Enorme Abweichungen fallen meistens z. B. im Rahmen der U-Untersuchungen auf. 

Auch schon vor dem richtigen Krabbeln versucht Ihr Baby, auf alle möglichen Arten vorwärtszukommen. Wenn Ihr Kind ein begehrtes Spielzeug erreichen möchte, ist ihm keine Anstrengung zu viel: Es streckt sich, schiebt sich vor, robbt, kriecht, dreht sich vom Bauch auf den Rücken und wieder auf den Bauch. Bis es schließlich sein Ziel erreicht hat. Ihr Baby wird es genießen, wenn Sie sich über seinen Erfolg freuen. Und es wird weiter versuchen, Entdeckun­gen zu machen und Schwierigkeiten zu überwinden.

Papa sieht seinem Baby beim Krabbeln zu.

Das Entwicklungstempo ist von Baby zu Baby ganz unterschiedlich.

Babys kriechen, kullern und krabbeln, bis sie schließlich laufen können. Bei einigen ist es um den 1. Geburtstag herum soweit, bei anderen früher oder später. Auch wenn Ihr Baby später dran sein sollte, ist das kein Grund zur Sorge. Denn jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Das soll und kann von außen nicht beeinflusst werden. Sie müssen mit Ihrem Kind auch nichts üben. Es wird alles in seinem eigenen Rhythmus angehen und lernen.

Mobiler, aber ängstlicher

Wenn Ihr Kind lernt, sich im Raum zu bewegen, ent­wickelt es nach und nach ein „Raumgefühl“. Das ist ein wichtiger Schritt für seine geistige Entwicklung. Nun kann es sich mehr und mehr von Ihnen unabhängig und eigen­ständig bewegen. Die neu gewonnene Freiheit macht ihm aber auch Angst. Der Grund dafür ist, dass Ihr Baby Sie als Bezugsperson dabei auch einmal aus dem Blick verliert. Es muss sich Ihrer Anwesenheit deshalb immer wieder neu versichern. Das macht es, indem es zu Ihnen zurückkommt, Blickkontakt aufnimmt und sich so Bestäti­gung holt. Danach kann Ihr Kind wieder selbstständig die Welt erkunden.

Das Vertrauen zu Ihnen macht Ihr Kind mutiger.

Diese ungewohnte Ängstlichkeit und Anhänglichkeit mag Ihnen vielleicht wie ein Rückschritt vorkommen. Aber ganz im Gegenteil: Das ist ein Riesenfortschritt. Die Bindung zu Ihnen ist für diese Entwicklung ausschlag­gebend. Sie gibt Ihrem Kind den Mut für seine kleinen Abenteuer. Sie ist seine sichere Basis.

Gemeinsam auf Augenhöhe 

Sobald sich Ihr Kind aus eigener Kraft fortbewegen kann, wird es automatisch weniger getragen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie es auch "in seiner Welt besuchen". Das geht, in dem Sie sich auf Augenhöhe zu ihm be­wegen. Setzen Sie sich zu ihm auf die Krabbeldecke und spielen Sie dort zusammen. Das wird Ihrem Kind viel Freude bereiten. Und Sie selbst können durch den Wechsel der Perspek­tive zu neuen Erkenntnissen kommen. Gerade was die Sicherheit Ihres Kindes betrifft.

Krabbeln? Aber sicher!

Mit dem Krabbeln wird Ihr Kind immer mobiler. Spätes­tens jetzt sollten Sie Ihre Wohnung kindersicher machen.

  • Verstauen Sie spitzes Besteck und schwere Töpfe dort, wo sie für Ihr Kind unerreichbar sind. Füllen Sie statt­dessen eine Ihrer unteren Küchenschubladen oder einen Ihrer unteren Küchenschränke mit Dingen, die Ihr Kind ausräumen darf. Das können Holzbrettchen, Holz­löffel, Plastikteller, Pausendosen, Deckel, gereinigte Korken oder ähnlich ungefährliche Gegenstände sein.
  • Machen Sie Ihre Steckdosen kindersicher. Kindersiche­rungen kann man kaufen. Teilweise sind Sicherungen auch fest in den Steckdosen verbaut.
  • Machen Sie spitze Ecken an Schränken oder Kommo­den kindersicher, z. B. mit speziellen Schutzpolstern zum Aufkleben.
  • Entfernen Sie alle giftigen, spitzen, kleinen oder zer­brechlichen Gegenstände aus der Reichweite Ihres Kindes. Das können Putzmittel, aber auch Dekorations­gegenstände und Zimmerpflanzen sein. Befürchten Sie eine Vergiftung, müssen Sie schnell reagieren. Rufen Sie den Giftnotruf bzw. Rettungsdienst an.
  • Schützen Sie Ihr Kind vor Treppen, Stufen und scharf­kantigen Einrichtungsgegenständen. Denken Sie auch an Heizkörper. Einen einfachen und guten Schutz bieten Kinderschutzgitter. Die sind leicht aufzustellen und anzubringen.
  • Sie müssen aber beachten: Wo immer sich Gitter befin­den (z. B. am Kinderbett oder an einer Treppe), müs­sen die Abstände zwischen den Stäben so eng sein, dass kein Kinderkopf hindurchpasst.
  • Gefäße mit heißer Flüssigkeit wie gefüllte Kaffee- oder Teetassen gehören ebenfalls nicht in greifbare Nähe Ihres Kindes. Achtung auch bei heißen Tassen auf einem Tischtuch: Dieses kann schnell heruntergezogen werden und Ihr Kind kann sich verbrühen.
  • Sollten Sie einen Kamin oder einen Schwedenofen ha­ben, lassen Sie Ihr Kind dort nie alleine. An der heißen Scheibe kann Ihr Kind sich sehr schnell verbrennen. Auch hier gibt es Schutzgitter, die so aufgestellt wer­den können, dass Ihr Kind nicht an die heißen Stellen herankommt.

Speichern Sie sich wichtige Telefonnummern, z. B. den Giftnotruf, im Handy ab.

Wenn sich Ihr Kind regelmäßig bei den Großeltern oder anderen Betreuungspersonen aufhält, muss auch dort für seine Sicherheit gesorgt sein. Auch wenn Gefahrenquellen weitgehend ausgeschaltet sind, fordert ein Kriech-, Robb- oder Krabbelkind seinen Eltern jede Menge Geduld ab. Möglicherweise folgt es Ihnen auf Schritt und Tritt. Oder es geht immer wieder mal eigene Wege und Sie haben zu tun, es im Auge zu behalten. 

Vielleicht wird es sich ärgern und schreien, wenn es bestimmte Hürden nicht überwinden kann. Es wird sich auch ärgern, wenn Sie ihm einen ungeeigneten Gegenstand aus der Hand nehmen müssen. Und Kleinkin­der können ganz schön chaotisch sein. Auch das gehört zum neuen Familienalltag dazu. Versuchen Sie, möglichst gelassen zu sein.

Baby liegt auf einer Krabbeldecke

Laufstall

Der Wunsch, Ihr Kind vor Gefahren zu schützen, bringt viele Eltern dazu, einen Laufstall anzuschaffen. Und wirklich: Ein Baby ist dort sicher. Sie selbst können sich freier bewegen, ohne Angst zu haben, dass sich Ihr Baby verletzt oder etwas kaputt macht. Andererseits ist Ihr Baby damit in seinen Bewegungsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Es soll ja neue Erfahrungen machen, es soll lernen. Zudem will es in Ihrer Nähe sein, wenn es seine Entdeckungen macht. Auch wenn es von Ihnen wegkrabbelt, will Ihr Kind Sie trotzdem immer noch sehen können. Es ist wichtig, dass Sie seiner Neugier so viel Raum wie möglich geben. 

Der Laufstall ist also allenfalls ein Hilfsmittel, wenn Sie Ihr Kind für kurze Zeiträume sicher unterbringen müssen. Aber er ist kein Ort, an dem es die meiste Zeit des Tages verbringen sollte. Gibt es bereits größere Kinder in der Familie, kann er aber durchaus hilfreich sein, damit das Baby den Größeren nicht ständig in die Quere kommt.­­­