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Der Kindergartenstart

Beitrag aus:
Elternbrief 13
3-3,5 Jahre

Wenn Ihr Kind in den Kindergarten kommt, wird sich Ihr Alltag möglicherweise verändern. Besonders dann, wenn Sie Ihr Kind bislang zu Hause betreut haben. Wenn Ihr Kind bereits eine Kita besucht hat oder von einer Tagesmutter oder einem Tagesvater betreut wurde, ist die Umstellung auf den Kindergarten wahrscheinlich nicht ganz so groß. Aber auch dann erlebt Ihr Kind eine neue Situation. Es wird die anderen Kinder vermutlich noch nicht kennen. Und es wird in einer größeren Gruppe von neuen Betreuungsper­sonen in einer neuen Umgebung betreut werden.

Gemeinsame Vorbereitung auf den neuen Kindergartenalltag

Für Ihr Kind ist es wichtig, sich auf den neuen Lebensab­schnitt einstellen zu können. Sprechen Sie im Vorfeld mit ihm oft über den Kindergarten. Fahren Sie am Kindergar­ten vorbei, damit es das Gebäude und den Weg dorthin schon einmal kennt. Manchmal gibt es das Angebot der "Schnupperstunden" im Kindergarten, sodass Ihr Kind schon einmal die Räumlichkeiten und Betreuungsperso­nen kennenlernen kann.

Suchen Sie gemeinsam die Dinge aus, die es für den Kindergarten braucht, z. B. Rucksack, Brotdose, Trinkfla­sche, Hausschuhe und Turnschuhe. Auch das Anschauen von Kinderbüchern zu dem Thema kann Ihrem Kind dabei helfen, sich den neuen Alltag als Kindergartenkind etwas besser vorstellen zu können.

Foto: Vorschulkinder-Gruppe in der Kita, die im Kreis miteinander Tanzen

Der 1. Tag im Kindergarten

Endlich hat das Warten ein Ende. Der Kindergarten fängt an. Möglicherweise ist Ihr Kind aufgeregt und möchte am liebsten schon direkt nach dem Aufstehen im Schlafanzug aus dem Haus. Oder es ist ängstlich und will in der Früh gar nicht aufstehen und losgehen. Ihr Kind braucht an diesem besonderen Tag eine einfühlsame Begleitung.

Die Eingewöhnung

Grundsätzlich richtet sich die Eingewöhnungsphase nach dem Eingewöhnungsplan des Kindergartens. Nach wel­cher Eingewöhnungsmethode der Kindergarten arbeitet, steht im Konzept. Wahrscheinlich haben Sie darüber beim "Tag der offenen Tür" oder spätestens beim Kennenlern­gespräch mit der Leitung gesprochen.

Die Eingewöhnung dauert von Kind zu Kind unterschied­lich lang. Während sich das eine Kind vom ersten Tag an im Kindergarten sehr wohlfühlt und seinen Eltern keine Träne nachweint, will das andere Kind nicht, dass der be­gleitende Elternteil den Raum verlässt. In jedem Fall sollten Sie einige Wochen für die Eingewöhnungszeit einplanen.

Bei der Eingewöhnung ist es üblich, dass neue Kinder in den ersten Tagen nur wenige Stunden im Kindergarten verbringen und von einem Elternteil entsprechend früh wieder abgeholt werden. Die Anzahl der dort verbrachten Stunden wird dann individuell jeden Tag etwas verlän­gert. Je nachdem, wie es Ihrem Kind dabei geht. Seien Sie beim Abholen immer pünktlich und zuverlässig. Damit geben Sie Ihrem Kind die Sicherheit, die es braucht.

Der Abschied

In dem Moment, in dem Sie den Raum verlassen möch­ten, wird Ihr Kind möglicherweise weinen. Vielleicht klam­mert es sich an Sie und will gar nicht loslassen. Gehen Sie auf Augenhöhe zu Ihrem Kind und trösten Sie es liebevoll. Erklären Sie ihm, dass Sie jetzt eine Weile weggehen, aber bald wiederkommen, um es abzuholen.

Manchmal führen lange Abschiede zu nur noch größerem Trennungsschmerz. Versuchen Sie, mit Ihrem Kind ein für Sie beide passendes Abschiedsritual zu finden.

Einige Tipps zur Verabschiedung

Auch nach der abgeschlossenen Eingewöhnung kann Ihrem Kind (oder Ihnen) der Abschied schwerfallen.

Besprechen Sie mit den Erzieherinnen bzw. Erziehern und auch mit Ihrem Kind, welches Abschiedsritual am besten passt. Eine Möglichkeit könnte folgender Ablauf sein: Unterstützen Sie Ihr Kind bei Bedarf beim Ausziehen der Straßenkleidung und beim Anziehen der Hausschuhe. Warten Sie, bis es die Hände gewaschen hat. Begrüßen Sie die Erzieherinnen und Erzieher. Begleiten Sie Ihr Kind vor den Gruppenraum, umarmen Sie Ihr Kind, winken Sie noch mal und gehen dann.

Wichtig ist, nach der Verabschiedung auch wirklich zu gehen. Weint Ihr Kind, trösten Sie es liebevoll, aber gehen Sie trotzdem. Schwierige Situationen lassen sich häufig mit der liebevollen Unterstützung der Erzieherinnen und Erzieher lösen.

Ein kleines Kuscheltier kann Ihrem Kind den Rücken stärken, wenn es sich im Kindergarten einmal nicht so glücklich fühlt. Fragen Sie im Kindergarten nach den Regeln für das Mitbringen von Spielzeug. Manchmal gibt es auch eine Schublade oder ein Fach, das Ihrem Kind "gehört", in welches das mitgebrachte Spielzeug gelegt werden kann.

Kommunikation im Kindergarten

Im Gespräch mit der Erzieherin oder dem Erzieher er­fahren Sie aus erster Hand, wie es Ihrem Kind geht. Sie bekommen Informationen, wie gut es sich in die Gruppe einfügt, oder ob es möglicherweise Probleme gibt.

Mindestens einmal im Jahr findet ein Entwicklungs­gespräch zwischen einer der Betreuungspersonen und einem oder beiden Erziehungsberechtigten statt. Hier werden die Eltern über den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes informiert. Es werden bei Bedarf auch Tipps und Hinweise gegeben, wie die Entwicklung noch besser gefördert werden kann.

Beim Bringen und Abholen kann es zu "Tür-und-Angel-Gesprächen" kommen. Diese können für einen kurzen Informationsaustausch zwischen Eltern und Mitarbeiten­den genutzt werden. Hier können Sie in der Früh wich­tige Infos zum Abholen oder zum Befinden des Kindes mitteilen. Beim Abholen können Sie kurz erfragen, wie der Tag war, ob das Kind geschlafen hat und ob es gut gegessen hat.

Wichtige Informationen und Ankündigungen, die alle Familien betreffen, erhalten Sie im Normalfall direkt vom Kindergarten. Manche Einrichtungen arbeiten mit Eltern- Apps, in anderen werden regelmäßig Elternbriefe per Mail verschickt oder auch klassisch Aushänge am Schwarzen Brett gemacht.

Zudem gibt es auch Elternabende. Hier erfahren Sie Neuigkeiten und lernen die Erzieherinnen bzw. Erzie­her und die anderen Eltern kennen. Manchmal werden auch Expertinnen oder Experten zu einem bestimmten Thema, wie etwa Gesundheitsvorsorge oder Verkehrs­erziehung, eingeladen.

Oftmals gibt es auch eine Messenger-Gruppe der Eltern. Hier können sich Eltern untereinander Tipps geben oder etwas erfragen. Solch eine Gruppe ist natürlich freiwillig und wird meist vom Elternbeirat organisiert.

Lernen im Kindergarten

Kinder sind neugierig. Sie lernen gerne. Die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeiter im Kindergarten verstehen sich deshalb als Lernbegleitungen. Sie schauen in erster Linie, was die Fähigkeiten eines Kindes sind und fördern diese. Das stärkt Ihr Kind in seinem Selbstbewusstsein und es wird dadurch Dinge, die es noch nicht so gut kann, leich­ter erlernen.

Gefördert werden die Neugier, das Interesse und die Fähigkeit von Kindern, sich Wissen anzueignen und neue Erfahrungen zu machen. Im Kindergarten lernt Ihr Kind nach und nach, wie es Freundschaften zu anderen aufbaut und was Hilfsbereitschaft bedeutet. Kinder leben aktiv das soziale Miteinander und lernen dadurch auch, wie sie mit Niederlagen und Frust über etwas umgehen können. Und dass sie Rücksicht auf Schwächere nehmen müssen.

Im Spiel lernen Kinder vor allem durch Wiederholungen.

Ebenso ist die Sprachförderung ein wichtiger Bestandteil der Kindergartenerziehung. Je größer der Wortschatz wird, desto leichter fällt es Kindern, ihre Bedürfnisse auszudrücken. Dazu gehören auch der Einsatz und das Verstehen von Körpersprache, Gestik und Mimik. Dabei helfen verschiedene Methoden wie das Üben von Liedern und Gedichten oder der morgendliche Stuhlkreis.

Ihr Kind wird im Kindergarten viele Möglichkeiten be­kommen, sich zu bewegen und an der frischen Luft auszu­toben. Durch Geschicklichkeitsspiele werden die motori­schen Fähigkeiten geschult.

Es wird auch etwas über gesunde Ernährung und Hygiene erfahren. Das kann bei der gemeinsamen Vorbereitung des Essens passieren, wenn z. B. das Obst erst gewa­schen wird, bevor es geschnitten und dann gegessen wird. Und natürlich auch durch das Händewaschen vor und nach dem Essen.

Das Interesse für Natur, Umwelt und Technik kann durch Themenwochen geweckt und verstärkt werden und manchmal werden auch die Grundlagen für einen Um­gang mit Medien gelegt.

Förderung der Kreativität

Kinder sind kreative Wesen. Es gibt wohl kaum ein Kind, das nicht gern malt, bastelt, Höhlen baut oder in der Puppenecke kleine Rollenspiele spielt. Dabei erleben die Kinder als Ritter, Piraten oder Tiere wilde Abenteuer.

Im Kindergarten ist genügend Raum und Zeit, diese Krea­tivität auszuleben. Zusätzlich erwirbt Ihr Kind Fertigkeiten, mit denen es seine Ideen noch besser verwirklichen kann. Es lernt, wie man bastelt und dabei eine Schere oder einen Klebestift benutzt. Es wird z. B. darin angeleitet zu malen und zu kneten und entwickelt dabei ganz nebenbei die Geschicklichkeit, die es später auch zum Schreibenlernen in der Schule brauchen wird.

Wichtig für das Ausleben der kindlichen Fantasien ist die sogenannte Freispielzeit. In dieser Zeit können die Kinder selbst aussuchen, was sie spielen. Das ist eine gute Mög­lichkeit für Ihr Kind, aus sich selbst heraus kreativ zu wer­den und neue Spielideen zu entwickeln. An der einen oder anderen Stelle werden die Kinder durch die Erzieherinnen und Erzieher dabei unterstützt, ihre Ideen umzusetzen.

Die Entwicklung der kindlichen Kreativität wird aber nicht nur durch das freie Spiel, sondern auch ganz gezielt ge­fördert: Zusammen in der Gemeinschaft übt Ihr Kind neue Lieder, Tänze und Kreisspiele ein. Vielleicht lernt es auch, mit einfachen Instrumenten wie Glockenspiel, Trommel oder Tamburin umzugehen. So wird es spielerisch an die Musik herangeführt.

Möglicherweise lernt es auch, seine Schüchternheit etwas zu überwinden, indem es an Aufführungen beim Kinder­gartenfest mitwirkt oder in einer Gruppe von Kindern etwas vorführt.

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Kostbare Basteleien

Mit Beginn des Kindergartenalters werden sich wahrscheinlich selbst gemalte Bilder, Bastelprojekte und Gegenstände häufen. Vie­le Kinder produzieren in dieser Zeit wie am Fließband Überra­schungen und kleine Geschenke. Im Kindergarten wird Ihr Kind vielleicht jeden Tag ein neues Projekt mit einem Lächeln aus seinem Fach oder seiner Schub­lade holen. Mal sind es Schneide­übungen, mal gemalte Bilder oder kleine Basteleien.

Nehmen Sie sich Zeit dafür, das, was Ihr Kind selbst gemalt, ge­bastelt oder gesammelt hat, zu begutachten. Ihr Kind freut sich, wenn Sie sich darüber freuen und sich bei ihm bedanken. Vielleicht finden Sie einen geeigneten Platz für das eine oder andere Werk. Hängen Sie eine neue Zeichnung z. B. an den Kühlschrank oder stellen Sie eine Bastelei aufs Fens­terbrett. Ihr Kind wird stolz sein, wenn es seine Werke auch dem Besuch zeigen kann.

Natürlich werden die kleinen Kostbarkeiten im Laufe der Zeit immer mehr und bald wissen Sie vielleicht nicht mehr, wohin damit. Vielleicht führen Sie eine kleine "Schatzkiste" ein, in der Ihr Kind die wichtigsten Basteleien und Kunstwerke gut aufbewahren kann. Ihr Kind kann seine Schätze dann immer wieder durchstöbern.

Für jedes Kind ist der Kindergarten anders …

Es gibt Kinder, die nach dem Kindergarten ausgeglichen und voller Energie sind. Andere brauchen erst einmal eine Pause, sind müde oder besonders aufgedreht oder un­ausgeglichen. Das ist natürlich auch von der Tagesform abhängig.

An einem Tag freut sich Ihr Kind, wenn noch jemand zum Spielen kommt oder Sie gemeinsam zum Einkaufen oder auf einen Spielplatz gehen. An anderen Tagen möchte es seine Ruhe haben und vielleicht alleine in einer ruhigen Ecke spielen. Und wieder an anderen Tagen möchte es gemeinsam Zeit mit Ihnen verbringen, ein Buch vorge­lesen bekommen, mit Ihnen spielen oder kuscheln.

Ihr Kind ist jetzt in einem Alter, in dem es seine Bedürf­nisse teilweise bereits ausdrücken kann. Es sagt vielleicht "Ich will kuscheln!" oder "Ich will mit dir was spielen!"

Aber wenn es viele Eindrücke zu verarbeiten hat, wenn es müde oder hungrig ist, gelingt dies oft noch nicht so gut. Auch hier reagiert jedes Kind anders. Einige ziehen sich eher zurück, andere werden besonders laut und wild oder auch wütend. Für Eltern ist es dann oft gar nicht so leicht herauszufinden, was das Kind gerade braucht.

Gefühlsausbrüche nach dem Kindergarten sind nichts Ungewöhnliches.

… und jedes Kind im Kindergarten ist anders

Im Kindergarten eröffnen sich Ihrem Kind buchstäblich neue Welten. Es lernt viele andere Kinder kennen, auch Kinder, die z. B. aus anderen Kulturkreisen stammen. Oder auch Kinder, die vielleicht ein Hörgerät, eine Gehhil­fe oder ein anderes medizinisches Hilfsmittel benötigen.

Um neue Freundschaften im Kindergarten zu schließen und zu erhalten, müssen die Kinder nun selbst aktiv wer­den. Meist bilden sich Freundschaften von Kindern mit ähnlichen Eigenschaften, also zwischen Kindern, die ähn­lich schüchtern oder ähnlich draufgängerisch sind. Oder zwischen Kindern, die ähnliche Spielinteressen haben.

Dabei sind sonstige Merkmale, wie Alter, Aussehen oder Geschlecht, oft egal. Kinder können mit Unterschieden umgehen. Sie haben keine Schablonen und Klischees im Kopf. Kinder verständigen sich auch ohne Worte und lernen voneinander.

Der Kindergarten ist für alle da

Inklusion bzw. Teilhabe im Kindergarten ermöglicht es Kindern, eine Einrichtung zu besuchen, unabhängig von individuellen Beeinträchtigungen. Dafür gibt es gemischte Gruppen, in denen Kinder mit und ohne Behinderung be­treut werden. Dadurch werden Vorurteile abgebaut oder entstehen erst gar nicht und Kindern mit Behinderung wird die Teilhabe an der Gemeinschaft ermöglicht.

Die Rahmenbedingungen der Gruppe werden dafür angepasst. So können sich alle wohlfühlen und können optimal gefördert werden. Alle Kinder sollen die gleichen Entwicklungs- und Bildungschancen erhalten.

Dafür wird in den Inklusionsgruppen der Betreuungs­schlüssel (Anzahl der Kinder im Verhältnis zur Anzahl des pädagogischen Personals) entsprechend angepasst oder es wird zusätzliches Personal eingestellt, wie z. B. Heilerzie­hungspflegerinnen und Heilerziehungspfleger. Ziel ist es, eine Umgebung zu schaffen, in der jedes Kind sein volles Potenzial entfalten kann.

Mit Spielzeug Vorurteile abbauen

Vorurteile sind tief verwurzelte Annahmen oder Meinungen über bestimmte Gruppen von Men­schen, die oft auf Stereotypen basieren. Vielfältiges Spielzeug kann dazu beitragen, diese Vorur­teile abzubauen und Kindern eine vielfältigere und inklusivere Sicht auf die Welt zu vermitteln.

Beim Kauf von Puppen oder Figuren können Sie z. B. darauf achten, dass diese verschiedene Merkmale aufweisen, wie unter­schiedliche Hautfarben, Ge­schlechter oder Fähigkeiten.

Mithilfe von Bilderbüchern lässt sich sehr leicht aufzeigen, dass es eine Vielzahl von unterschied­lichen Kindern gibt, die in ver­schiedenen Ländern aufwachsen und unterschiedliche Dinge gerne machen. Dass die Welt bunt ist.

Vielleicht unternehmen Sie einen Spaziergang durch die Nachbar­schaft und suchen gemeinsam nach Vielfalt. Sie werden erstaunt sein, was Ihr Kind entdecken wird. So können Sie mit Ihrem Kind auch gut ins Gespräch kommen und zeigen, dass Vielfalt etwas Schönes ist und dazugehört.