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Ängste sind normal

Beitrag aus:
Elternbrief 11
2-2,5 Jahre

Das Leben Ihres Kindes ist erfüllt von Wachstum, Ver­änderung und ständiger Neuorientierung. Täglich erlebt und erfährt es völlig Neues. Je älter Ihr Kind wird, umso stärker wird sich seine Fantasie entwickeln.

Das "So tun als ob"-Spiel wird dabei immer ausgepräg­ter. Hier tun Kinder so, als würden sie etwas machen oder jemand anderes sein. Sie bauen sich mit oder ohne Hilfsmittel ihre Fantasiewelt auf und spielen darin. Der große Karton wird zum Märchenschloss, der Wäsche­korb zum Boot auf hoher See, die Puppe hat Hunger und wird gefüttert.

Am Anfang werden Sie Ihr Kind noch in die Fantasiewelt begleiten und ihm Möglichkeiten aufzeigen, was es spie­len kann. Später werden gemeinsam erfundene Spiele mit Gleichaltrigen immer wichtiger. In diesen Spielen können Kinder verschiedene Rollen ausprobieren. Dieser Entwick­lungsschritt wird aber häufig auch von Ängsten begleitet.

Trennungsangst

Trennungsangst bedeutet, dass Kinder fürchten, ihre wichtigsten Bezugspersonen zu verlieren. Und je älter Ihr Kind wird, umso häufiger wird es nun Zeit ohne Sie verbringen. Gerade wenn es bis jetzt noch nicht in einer Fremdbetreuung war, kann diese Umstellung auf die Zeit im Kindergarten am Anfang schwierig sein. Das ist etwas ganz Normales und gehört zum Entwicklungsprozess dazu.

Sie können Ihr Kind beim Einstieg in diese neue Phase unterstützen, indem Sie gemeinsam Bücher über den Kindergarten anschauen. Anhand der Bücher kann sich Ihr Kind besser vorstellen, wie der Tag im Kindergarten sein wird.

Vorgelebte Ängste

Es gibt auch Ängste, die durch das Vorleben entstehen. Sie als Eltern sind die wichtigsten Vorbilder für Ihr Kind. Ihr Verhalten schaut es sich ab und vieles davon über­nimmt es, auch unbewusst.

Haben Sie z. B. selbst Angst vor Hunden oder Spinnen? Ihr Kind wird das spüren, wenn Sie mit ihm zusammen einem Hund oder einer Spinne begegnen. So wird es wahrscheinlich nicht freudig, nach einer kurzen Rückfrage beim Herrchen oder Frauchen, den Hund streicheln wol­len, und es wird die Spinne nicht neugierig betrachten. Stattdessen wird es auf Abstand bleiben, ebenso wie Sie.

Ängste vor Monstern und magischen Wesen

Besonders abends beim Einschlafen und nachts kann es sein, dass Ihr Kind hochschreckt. Es fürchtet sich vor irgendwelchen seltsamen Wesen oder Monstern, die es noch kaum benennen kann. Dies hängt mit der "magi­schen Phase" zusammen.

Nehmen Sie Ihr Kind ernst mit seinen Ängsten. Erklärun­gen, dass es keine Monster gibt, kann es noch nicht ver­stehen. Stattdessen können z. B. Kuscheltiere mit magi­schen Schutzfähigkeiten ausgestattet werden. Monster und Gespenster können von Ihnen aus dem Zimmer ge­jagt oder mit Zaubersprüchen vertrieben werden.

Eine kleine Sprühflasche mit Wasser kann zum magischen "Anti-Monster­spray" werden.

Wenn Ihr Kind alleine schläft, wird es sich vielleicht beim Einschlafen oder beim nächtlichen Aufwachen im Dunkeln fürchten. Gegen die Angst vor der Dunkelheit kann ein kleines Nachtlicht helfen.

Ihr Kind wird wahrscheinlich nachts noch häufig nach Ihnen rufen oder in Ihr Bett zum Kuscheln kommen. Viele Kinder schlafen, wie viele Erwachsene auch, ungern allein.

Ein 2 jähriges Mädchen sitzt im Dunkeln auf einem Sofa und versteckt sich unter der Decke, da es Angst hat

Die magische Phase

Die magische Phase entwickelt sich meist zwischen dem 3. und 6. Le­bensjahr. Kinder entwickeln in dieser Zeit immer mehr Vorstellungskraft. Sie stellen sich Fantasiewesen vor, glauben z. B. an den Osterhasen, an Geister oder an die Zahnfee. Oft fällt es ihnen schwer, zwischen Realität und Fantasiewelt zu unterscheiden.

Ängste gemeinsam besiegen

Versetzen Sie sich in die Gedankenwelt Ihres Kindes und suchen Sie gemeinsam nach Lösungen, die ihm helfen können. Diese Ängste sind alle entwicklungsbedingt. Das heißt, sie gehören zu einer bestimmten Entwicklungspha­se im Kindesalter. Sie verschwinden mit dem Eintritt ins Vorschul- oder Schulalter meistens von alleine.

Manche Kinder sind jedoch grundsätzlich ängstlicher als andere. Sie brauchen einfach länger, um neue Eindrücke zu verarbeiten und sich an Veränderungen zu gewöhnen. Vorsichtige Kinder brauchen Geduld und verständnisvolle Ermutigungen. Vergleiche mit mutigeren Kindern sind nicht hilfreich.

Foto: Mutter f�hrt mit ihrem Jungen ein vertrautes Gespr�ch

Wenn Kinder sehr große Angst vor etwas haben, kann es helfen, diese Ängste langsam abzubauen. Dabei kann das gemeinsame Rollenspiel oder das Betrachten und Besprechen von Bilderbüchern mit dem entsprechenden Thema helfen.

Wenn Sie das Gefühl haben, Sie kommen alleine nicht weiter, dann können Sie sich an die Koordinierenden Kinderschutzstellen (KoKi) wenden. Die Fachkräfte können Sie an geeignete Beratungsstellen vermitteln.

Die KoKi

Die Koordinierenden Kinderschutz­stellen (KoKi) – Netzwerk frühe Kindheit bieten werdenden Eltern und Eltern mit Kindern bis 3 Jahren kostenfrei Beratung und Hilfe an.

Zudem kann eine KoKi-Fachstelle über bestehende Angebote informieren und Familien an ein passendes Unterstützungsangebot weitervermitteln.

Der BayernAtlas hilft Ihnen, die KoKi-Stelle in Ihrer Nähe zu finden.