Elternbrief Nr. 41

Bedrängen Sie Ihr Kind nicht und machen Sie keine Vorwür fe. „Lass mich in Ruhe!“ Neben den pubertierenden „Rumpelstilzchen“ gibt es auch die anderen Extreme: Kinder, die kaum mehr reden und sich vom Familienleben zurückziehen. Sie schlurfen morgens verschlafen in die Küche, stopfen wortlos ihr Pausenbrot in die Schultasche und ab geht’s in die Schule. Nachmittags spielt sich die gleiche Szene ab, nur in umgekehrter Richtung. Nach einem schweigsamen Mittag- oder Abendessen verschwindet der Nachwuchs dann grußlos in seinem Zimmer. Manche zwölf-, dreizehnjährigen Kinder sind von ihren körperlichen und seelischen Veränderungen so überfordert, dass sie nicht wissen, wohin mit ihren Ängsten und Nöten. Sie wissen nicht, was mit ihnen los ist, ziehen sich zurück und sind für niemanden zu sprechen. Jungen neigen dazu, sich am PC zu verkriechen und verbringen oft viele Stunden täglich mit Computerspielen. Mädchen spielen zwar weniger am Computer, aber auch sie können sich völlig zurückziehen. Sie liegen dann teilnahmslos auf ihrem Bett, hören Musik oder langweilen sich. Manche schreiben vielleicht Tagebuch, weil sie das Gefühl haben, dass dies die einzige Möglichkeit für sie ist, sich jemandem anzuvertrauen, ihren Gedanken freien Lauf zu lassen. Wie geht man als Eltern mit einem verschlossenen Kind um? Gewähren Sie Ihrem Kind diesen Rückzug. Es durchlebt eine schwierige Phase und braucht einfach Zeit und Ruhe, um zu sich selbst zu finden. Aber verlieren Sie Ihr Kind nicht aus den Augen. Achten Sie auf Ihren Sohn oder Ihre Tochter, beobachten Sie und gehen Sie nach einer Weile vorsichtig auf ihn oder sie zu. Wenn Sie selbst nicht an Ihr Kind herankommen, können Sie auch einen Freund oder die Patentante einschalten. Vielleicht findet eine außenstehende Person leichter wieder Zugang zu Ihrem Kind. Denn so sehr Ihr Kind seine Zurückgezogenheit im Moment auch braucht, so sehr braucht es auch die Sicherheit, dass Sie als Eltern, als Familie trotzdem immer sein Rückhalt sind. 3

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