Elternbrief Nr. 7

... Ihr Kind bestimmt sein Tempo selbst . 7 B A Y E R I S C H E S L A N D E S J U G E N D A M T Briefe Schritt für Schritt Am Anfang des zweiten Lebensjahres richtet sich Ihr Baby auf und beginnt zu laufen. Noch bewegt es sich unsicher INHALT Alter: 13-15 Monate 1 Schritt für Schritt 3 Was braucht Ihr Kind jetzt? 6 Ihr Kind lernt sprechen 7 Unterstützung beim Sprechenlernen 8 Zweisprachigkeit: Hello, mein Schatz 10 Zwei Nationen – zwei Kulturen 11 Beliebte Fingerspiele und schafft nur ein paar wackelige Schrittchen, aber es werden täglich mehr. Der Übergang zu einer aufrechten Haltung ist im Leben Ihres Kindes ein echter Meilenstein: Durch die veränderte Perspektive hat es viel mehr Dinge im Blickfeld, es wird wesentlich beweglicher und entwickelt eine immer größere Reichweite. Ihr Kind beginnt nun, die Welt Mit eineinviertel Jahren könmit eigener Kraft zu entdecken. nen viele Kinder schon mehr oder Das erfordert natürlich auch viel weniger gut laufen. Wenn es bei Kraft und Energie Ihrerseits. Sie Ihrem Kind noch nicht so gut müssen Ihren kleinen „Welten- klappt – keine Sorge. Jedes Kind bummler“ ständig im Auge behalten und seine Umgebung so sicher wie nur irgend möglich machen. Und gleichzeitig müssen Sie ihm den Raum geben und dürfen ihn in seinem Entdeckerdrang nicht ausbremsen. hat sein eigenes Tempo. Und vergessen Sie nicht, Ihr Kind muss jetzt mehrere Dinge gleichzeitig lernen: So können manche Kinder schon mehrere Wörter sprechen, aber noch nicht laufen. Andere Kinder wiederum sind mit ihren

Die ersten Gehversu che machen Ihr Kind unheimlich stolz . Loben Sie es für seine Anstrengungen! Händen sehr geschickt, die ersten Wörter lassen jedoch ebenso auf sich warten wie die ersten Schritte. Es macht also wenig Sinn, mit Ihrem Kind das Laufen zu „üben“. Es muss erst die notwendigen Voraussetzungen entwickelt haben, die es zum Laufen braucht. © Nikoletta Afra / Pixabay.com Hochstemmen, Stehen mit Hilfe oder das Entlangtasten an Tischkanten sind Stationen auf dem Weg zum Laufen. Erst wenn Ihr Kind dies alles kann, können Sie seine Gehversuche auch entsprechend unterstützen. Nun können Sie Ihr Kind an die Hand nehmen und immer wieder ein paar Schritte mit ihm gehen, wenn es das möchte. Oder Sie stellen sich ein kleines Stück von ihm entfernt auf und locken es, zu Ihnen in Ihre offenen Arme zu kommen. Auch wenn Ihr Kind sich noch so unsicher auf den Weg macht, loben Sie Ihr Kind immer für seine Fortschritte. Durch die täglichen kleinen Erfolge wird sein Selbstbewusstsein gestärkt. 2

Was braucht Ihr Kind jetzt? Mehr und mehr nimmt Ihr Kind nun am Familienleben teil. Es beobachtet die Welt nicht mehr einfach von seiner Wiege oder Krabbeldecke aus. Nein, es ist schon ziemlich aktiv: es brabbelt, bewegt sich durch die Wohnung, isst und spielt. Ihr Baby ist jetzt ein Kleinkind geworden. Es räumt Ihre Regale aus, verteilt sein Spielzeug in der Wohnung, es macht Unordnung. Draußen möchte es nicht mehr im Wagen sitzen bleiben, sondern am liebsten an der Hand laufen oder wenigstens auf dem Arm getragen werden. In mancherlei Hinsicht ist Ihr Kind jetzt sehr viel anstrengender als am Anfang. Es hat seinen eigenen Willen entwickelt. Sie brauchen nun einiges an Kraft und Geduld, damit der Alltag mit Ihrem Kleinkind gut funktioniert. Auf der anderen Seite ist in dem Jahr, in dem Ihr Kind nun auf der Welt ist, etwas Wunderbares geschehen: Es hat eine persönliche Beziehung, eine feste Bindung zu Ihnen aufgebaut. Es lacht Sie an, es lässt sich von Ihnen trösten, es kommt von sich aus auf Sie zu und sucht Ihre Nähe. Bei Ihnen fühlt es sich geborgen. Was braucht Ihr Kind jetzt? Ihr Kind braucht Sicherheit Es ist wichtig, dass es immer gut betreut ist: Wenn Sie als Eltern nicht da sind, sollte eine zuverlässige Bezugsperson auf Ihr Kind aufpassen. Wenn Ihr Kind in einer Einrichtung oder bei einer Tagesmutter betreut wird, sollte vorher genug Zeit sein, dass es in Ruhe hingebracht und verabschiedet werden kann. Ihr Kind braucht Regelmäßigkeit Es hilft Ihrem Kind sehr, wenn es immer zu festen Zeiten seine Mahlzeiten bekommt und zum Schlafen hingelegt wird. Auch wenn Sie es nicht immer ganz genau einhalten können, tut ein regelmäßiger Tagesablauf einem Kind meistens sehr gut. Ein fester Rhythmus sorgt für mehr Ruhe und Ausgeglichenheit – nicht nur bei Ihrem Kind. 3

Ihr Kind soll sich auf Ihre Entscheidungen verlassen können. Ihr Kind braucht Grenzen Sie werden es schon bemerkt haben: Ihr Kind entwickelt mehr und mehr seinen eigenen Willen. Das ist gut so, denn nur so kann es an Eigenständigkeit gewinnen. Wo es sich allerdings selbst gefährdet oder Ihre Grenzen (oder die anderer) deutlich überschreitet, müssen Sie eingreifen und klar „Nein“ sagen. Ihr Kind braucht Konsequenz Wenn Ihr Kind auf Ihr „Nein“ nicht reagiert, sollten Sie reagieren: Wiederholen Sie Ihr „Nein“, gehen Sie dann zu Ihrem Kind und nehmen Sie ihm den verbotenen Gegenstand weg oder nehmen Sie Ihr Kind hoch und gehen Sie mit ihm ein Stück vom „Tatort“ weg. Manchmal hilft Ablenkung, manchmal tröstende Worte: Sie kennen Ihr Kind am besten und wissen, wie es sich wieder beruhigen kann. Ihr Kind braucht einen Platz Eine Spielecke in Ihrer Nähe ist der ideale Platz für Ihr Kind. Das Kinderzimmer wird – wenn überhaupt – in diesem Alter vor allem zum Schlafen genutzt. Ihr Kind möchte in Ihrer Nähe sein. Eine Decke, die auf dem Boden von Wohnküche oder Wohnzimmer ausgebreitet wird, eine paar Spielsachen – und schon hat Ihr Kind einen Platz, an dem es sich wohlfühlen kann. Ihr Kind braucht Ihre Zeit Kinder wünschen sich nichts mehr als die Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Wenn Sie sich also zu Ihrem Kind auf den Boden setzen und mit ihm spielen, wird es sich darüber mehr freuen als über neue Spielsachen. Sie können den Spielideen Ihres Kindes folgen und behutsam auch eigene einbringen. Das Scherzen, Toben und Turnen mit Mama oder Papa ist für Kinder etwas besonders Schönes. Gemeinsam Käfer, Regenwürmer, Vögel oder Steine ansehen und darüber reden, fördert die Sprachentwicklung Ihres Kindes und schafft Gemeinsamkeit. NEIN. Ja. 4

Ihr Kind braucht Ihre Liebe Jeder Mensch möchte geliebt und anerkannt werden. Kinder sind allerdings ganz besonders auf Zuwendung angewiesen. Geknuddelt, gestreichelt und getragen zu werden ist auch für größere Kinder noch wichtig. Besonders, wenn es mal nicht so gut läuft zwischen Ihnen und Ihrem Kind. In schwierigen Situationen kann eine Umarmung oft mehr bewirken als alle Erziehungsmaßnahmen. Und was brauchen Sie? Bei allem, was Sie für Ihr Kind tun, denken Sie gelegentlich auch an sich selbst? Gönnen Sie sich auch die Ruhezeiten, die Sie brauchen? Schaffen Sie es gelegentlich, auch einmal etwas für sich selbst zu tun, wie etwa Sport zu treiben oder etwas zu lesen? Es ist wirklich nicht einfach, mit kleinen Kindern zur Ruhe zu kommen und sich selbst auch wieder etwas wichtiger zu nehmen. Dennoch möchten wir Sie dazu ermutigen. Zeit für sich zu haben – welch ein Luxus! Vielleicht können Sie sich mit Ihrem Partner, Ihrer Partnerin absprechen, damit jeder von Ihnen gelegentlich oder am besten regelmäßig ein wenig Zeit mit sich und seinen Interessen verbringen kann. Vielleicht kann auch eine Oma, ein Opa oder eine andere Person Ihres Vertrauens auf Ihr Kind aufpassen und Ihnen so von Zeit zu Zeit etwas Freiraum verschaffen. Denken Sie au ch mal an sich ! © Engin Akyurt / Pixabay.com 5

Lilalau! Ihr Kind lernt sprechen Vielleicht hat Ihr Kind schon damit begonnen, einzelne Silben zu wiederholen wie etwa „dada“, „mama“ oder „papa“. Anfangs geschieht das noch nicht gezielt. Ihr Kind probiert aus und bereitet sich damit auf das richtige Sprechen vor. Ein Kind versteht erst mit der Zeit die Bedeutung einzelner Wörter und kann sie entsprechend verwenden. Es erfindet auch selbst Begriffe, um bestimmte Dinge oder Personen zu bezeichnen. Aber nach und nach kommen die ersten „richtigen“ Wörter. Ihr Kind kann einzelne Dinge benennen, wenn es sie sieht: ein Auto, ein Haus, eine Blume. Es hat außerdem schon Wörter für das, was es tut: trinken, essen, Sie können Ihrem Kind beim Sprechenlernen helfen, indem Sie das, was es sagt, richtig wiederholen. Wenn Ihr Kind auf ein Auto zeigt und „oto“ sagt, können Sie ihm antworten: „Ja, da ist ein Auto“. Kritisieren Sie es aber nicht und fordern Sie es auch nicht auf, das Wort „richtig“ auszusprechen. Das würde Ihr Kind entmutigen und könnte zur Folge haben, dass es den Spaß am Sprechen verliert. Doch gerade das Ausprobieren, das Spielen mit den Lauten und Silben ist es, was Kinder tun müssen, um Sprechen zu lernen. In der nächsten Phase wird Ihr Kind lernen, auch Dinge oder Personen zu benennen, die es gerade nicht sehen kann. Das ist eine große geistige Leistung, heißt es doch, dass es die Person oder den Gegenstand mitsamt der dazugehörigen Bezeichnung in seinem Gedächtnis gespeichert hat. schlafen, spielen. Selbstverständlich spricht es diese Wörter nicht gleich korrekt aus: Die Blume kann eine „Ume“ sein, das Auto ein „Oto“. Doch Sie als Eltern werden schnell dahinterkommen, was Ihr Kind Ihnen sagen will. Gugig! 6 Godidi! Ihr Kind spricht nun in „EinWort-Sätzen“ mit Ihnen: „oto“ (Auto) kann heißen: „Das ist ein Auto“ oder „Ich will Auto fahren“ oder „Wer hat mein Spielzeug-

Wiederholen Sie falsch ausgesprochene Wör ter Ihres Kindes richtig. auto?“. Außerdem kommt es zu Verallgemeinerungen: Als Auto wird oftmals nicht nur ein Auto bezeichnet, sondern alles, was Räder hat und sich bewegt. Also auch ein Fahrrad, ein Rasenmäher oder ein Buggy. Ebenso kann „wawa“ als Bezeichnung für „Hund“ die gesamte Tierwelt umfassen, Vögel, Schnecken und Ameisen mit eingeschlossen. In etwa einem Jahr, also mit 24 Monaten, wird Ihr Kind an die 50 bis 200 Wörter beherrschen. Es hat nun verstanden, dass alles einen Namen hat und, dass alle Wörter etwas bedeuten. Ab diesem Zeitpunkt werden die Wörter nur so sprudeln und es wird nicht mehr lange dauern, bis Ihr Kind Ihnen jeden Tag Löcher in den Bauch fragt. Unterstützung beim Sprechenlernen Grundsätzlich müssen Sie Ihrem Kind das Sprechen nicht beibringen, es lernt die Sprache durch Nachahmung. Das heißt aber auch, dass Ihr Vorbild maßgeblich ist. • Bemühen Sie sich in der Familie untereinander immer um eine deutliche und korrekte Aussprache – nicht nur dann, wenn Sie mit Ihrem Kind reden. • Sprechen Sie so oft es geht mit Ihrem Kind! Erzählen Sie ihm, was Sie beide gerade sehen oder tun, benennen Sie beim Wickeln seine Körperteile, die Kleidungsstücke, plaudern Sie mit Ihrem Kind! • Betrachten Sie mit Ihrem Kind Bilderbücher und sprechen Sie über das, was dort abgebildet ist. Fragen Sie Ihr Kind, was es erkennt. Wenn es auf etwas deutet, benennen Sie es. • Ermutigen Sie Ihr Kind zum Sprechen, wiederholen Sie das, was es Ihnen „erzählt“, auch wenn es in Ihren Augen erst mal keinen Sinn ergibt. • Verbessern oder kritisieren Sie Ihr Kind bitte nicht, wenn es spricht. Sie können allerdings Wörter, die es noch nicht so gut aussprechen kann, korrekt wiederholen. 7

Sprechen Sie in Ihrer eigenen Sprache. „Hello, mein Schatz!“ Wenn Ihr Partner oder Ihre Partnerin aus einem anderen Land kommt, möchte er oder sie vermutlich mit Ihrem gemeinsamen Kind in der eigenen Muttersprache sprechen. Das ist gut und richtig so! Denn schließlich ist die Sprache der Schlüssel zu Mamas oder Papas Welt. Am besten ist es, wenn Sie von Anfang an mit Ihrem Baby in Ihrer eigenen Sprache sprechen. So wird Ihr Kind quasi von Geburt an diese Sprache mühelos erlernen. Befolgen Sie dabei die einfache Regel: eine Person – eine Sprache, also Mama spricht die eine Sprache und Papa die andere. Ihr Kind lernt schnell, zu wem welche Sprache gehört und wird Ihnen, sobald es sprechen kann, in der jeweils richtigen Sprache antworten. Vertrauen Sie darauf. Wichtig ist nur, dass Sie konsequent dabei bleiben. Wenn der Partner Ihre Muttersprache nicht versteht, einigen Sie sich auf eine gemeinsame Familiensprache. Das wird zwangsläufig die sein, die alle sprechen bzw. verstehen. Aber in dem Moment, wo Sie sich ausschließlich Ihrem Kind zuwenden, sollten Sie wieder in Ihre Muttersprache wechseln. Um Missverständnisse mit dem Partner zu vermeiden, können Sie für ihn übersetzen. Im Idealfall lernt er oder sie aber auch gleich mit. So funktioniert der Alltag in vielen binationalen Familien oder Familien mit Migrationshintergrund. Falls in Ihrer Familie nicht Deutsch gesprochen wird und Sie Bedenken haben, dass Ihr Kind vielleicht nicht genügend Deutsch lernt, suchen Sie sich eine Spielgruppe mit überwiegend deutschen Kindern oder wechseln Sie sich mit deutschen Freunden in der Betreuung ab. Wenn Ihr Kind in einer deutschsprachigen Umgebung betreut wird, wird es dort nur Deutsch hören, deutsche Bücher vorgelesen bekommen, also schon sehr früh mit der deutschen Sprache in Berührung kommen. Sie könnten auch eine stundenweise Kinderbetreuung in Erwägung ziehen. In der Regel lernen kleine Kinder ihre Umgebungssprache sehr schnell. 8

Eine frühe Zweisprachigkeit schadet Ihrem Kind nicht . Viele Menschen glauben immer noch, dass eine zweisprachige Erziehung einem Kind eher schadet als nutzt. Aber es ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen: Eine zweite Mutter- oder Vatersprache führt weder zu verzögertem Spracherwerb noch zu anderen Störungen wie zum Beispiel Stottern. Entscheidend ist natürlich eine positive Einstellung zur anderen Sprache und Kultur. Sprechen Sie viel mit Ihrem Kind. Erzählen Sie Märchen und Geschichten aus Ihrem Heimatland, singen Sie Lieder in Ihrer Muttersprache. So wird es über die Sprache auch Zugang zu Ihrer Kultur, Ihren Wurzeln bekommen. © Foundry / Pixabay.com 9

Das Beste aus zwei Welten Binationale oder bikulturelle Verbindungen sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Immer häufiger gibt es Verbindungen bei der die Partner aus einem anderen Land oder einer anderen Kultur stammen. Die Kinder in diesen Familien wachsen also mit zwei Sprachen und nicht selten zwei Kulturen auf. Grundsätzlich verändert sich jede Beziehung, wenn ein Paar ein Baby bekommt. Die eigene Kindheit, die eigenen Erfahrungen kommen – vielleicht unbewusst – wieder hoch und beeinflussen das Verhalten. Bei ausländischen Partnern kommt nach der Geburt eines Kindes nicht selten die Herkunftskultur viel stärker zum Tragen, als das in der Zeit davor der Fall war. Deshalb ist es wichtig, sich mit dem Heimatland des Partners, seinen Sitten und Gebräuchen auseinanderzusetzen. Wie funktioniert Erziehung in Ihrem jeweiligen Kulturkreis? Gibt es Unterschiede bei der Erziehung von Mädchen und Jungen? Wichtige Fragen, beispielsweise in welcher Sprache Ihr Kind erzogen werden oder welcher Religionsgemeinschaft es angehören soll, haben Sie vielleicht schon vor der Geburt miteinander geklärt. Es ist im Übrigen wenig hilfreich, westliche Kultur und hierzulande propagierte Erziehungsmethoden als das einzig selig Machende hochzuhalten. Das ist für denjenigen, der aus einem anderen Land kommt, nicht nur verletzend, sondern auch für beide Partner eine vertane Chance. In einer bikulturellen Partnerschaft können sich die unterschiedlichen Lebens- und Erziehungskonzepte ergänzen und positiv anregen. Mehr noch als in einer deutsch-deutschen Familie gilt hier die Devise „leben und leben lassen“. Respekt und Achtung sind hier besonders wichtig. Klischees und typische Vorurteile wie „die unterdrückte Frau“ oder „der Macho“ sind keine Hilfe. Abgesehen von seiner Herkunft ist jeder Mensch ja auch ganz individuell durch seine Persönlichkeit und Familie geprägt. Für Sie als bikulturelles Paar und Familie ist es wichtig, dem anderen gegenüber offen und tolerant zu sein. Die Kunst des Zusammenlebens besteht darin, die eigenen Interessen zu vertreten und gleichzeitig bereit für Kompromisse zu sein. Das sind auch die Botschaften, die Sie Ihrem Kind weitergeben. 10

- Sie sind sein Vorbild, an Ih- volle Partner, so wird es später nen wird sich Ihr Kind orientieren. selbst tolerant, offen und mit ReEs registriert sehr genau, wie Sie spekt auf andere Menschen zubeide mit den Unterschieden und gehen. Lesen Sie dazu mehr in eiKonflikten in Ihrer Familie um- nem späteren Elternbrief. gehen. Erlebt Ihr Kind Sie – trotz aller Unterschiede – als respektBeliebte Fingerspiele Sprache auf spielerische Art zu gebrauchen, macht den meisten Kindern Spaß. Werden die Worte mit Berührungen verbunden, ist das für das Kind ein Spracherlebnis, das sich tief einprägt und die emotionale Beziehung zu Ihnen festigt. Das ist der Daumen, (Daumen des Kindes ergreifen) der schüttelt die Pflaumen, (dann den Zeigefinger) der hebt sie auf, (Mittelfinger) der bringt sie nach Haus, (Ringfinger) und der Kleine isst sie alle auf! (kleinen Finger schütteln) Kommt ein Mann (mit Zeige- und Mittelfinger „Ich bin ein kleiner Igel (Die Hand mit ausgestreckten und ziehe meine Stacheln ein: Fingern hin- und herdrehen) Erst eins, dann zwei, (Nacheinander alle Finger einziehen) dann drei, dann vier, dann fünf. (Jetzt haben Sie eine Faust) Ich streck sie wieder aus (Finger wieder ausstrecken) und laufe schnell nach Haus!“ (Mit den Fingern über Arm oder Nasemann!“ klopft an: die Treppe rauf, den Arm des Kindes „hochkrabbeln“) (Die Stirn des Kindes antupfen) „Guten Tag, Herr (Frau) (Die Nase des Kindes anstupsen) Bauch des Kindes „krabbeln“) 11

IJ FSC www.fsc.org . t■ S<"'.hu Sr ~ ! $1lilll • S'l(! t■ Ulli ruf 1111 111.: 1 A rh i l lilnt l 5til.ci.1 t ~ .. MIX Papier aus verantwortungsvollen Quellen FSC• C108626 ClimatePartner 0 klimaneutral Druck 110: 10822-1-408·1001 B A Y E R I S C H E S L A N D E S J U G E N D A M T Weitere Informationen: Die Elternbriefe können Sie auch online lesen, herunterladen oder als Newsletter abonnieren: beim Online-Ratgeber „BAER“ des Bayerischen Landesjugendamtes. Dort finden Sie auch weitere ausführliche Informationen zu vielen der hier genannten Themen: www.baer.bayern.de iaf – Verband binationaler Familien und Partnerschaften Der iaf berät und unterstützt in allen Fragen des interkulturellen Zusammenlebens und der bikulturellen Kindererziehung. Sein Hauptsitz ist in Frankfurt am Main, aber er hat Regionalstellen in vielen deutschen Großstädten. Tel. 069 - 71 37 56 - 0 oder www.verbandbinationaler.de Im nächsten Elternbrief: – Was Ihr Kind schon alles kann – Kinderreime – Schlaf, Kindlein, schlaf – Das ist mein Freund: die ersten sozialen Kontakte – Typisch Mädchen – oder? – Kein Löffelchen für Mama – Heile heile Segen: die Hausapotheke – Mein Kind ist allergisch! Die Elternbriefe werden gefördert durch: 7 Herausgegeben vom Zentrum Bayern Familie und Soziales – Bayerisches Landesjugendamt (BLJA) V.i.S.d.P.: Hans Reinfelder Postanschrift: Postfach 400260 80702 München www.blja.bayern.de Überreicht durch Ihr Jugendamt Illustrationen: Birgit Baude, München – Druck: MKL Druck © Bayerisches Landesjugendamt, Stand: Januar 2022 ISBN 3-935960-23-9 Artikelnummer: 10202107

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