Medienbrief 4

14 Extremistische Organisationen im Netz Das Internet ist Teil unserer Welt. Jugendliche bewegen sich wie selbstverständlich im virtuellen Raum. Es ist ein Ort, an dem sie sich austauschen, informieren und ihre Freizeit verbringen. Auch extremistische, demokratiefeindliche Organisationen wissen das und versuchen ihre Ideologie über das Internet zu verbreiten. Sie wollen junge Menschen von dieser überzeugen und sie auch zumMitmachen bewegen. Bewerbung und Anwerbung über das Internet Demokratiefeindliche Gruppen, seien es politisch oder religiös motivierte Organisationen, sprechen junge Menschen im Internet gezielt dort an, wo sie sich am häufigsten aufhalten: in sozialen Netzwerken, in den Chats von Online-Games oder in den Messaging-Diensten. Das Internet erleichtert ihnen die Kontaktaufnahme, die Organisation und ermöglicht eine weltweite Vernetzung. Damit Heranwachsende nicht gleich von den Angeboten eingeschüchtert werden, verwenden extremistische Gruppierungen verschiedene Verschleierungsstrategien. So sind ideologische Ansichten häufig nicht direkt erkennbar, da die Wort- und Bildsprache sich den Vorlieben junger Menschen anpasst. Propaganda wird über bekannte Bilder, Videos, Sticker oder Gifs (kurze Videoschnipsel), betrieben. Jugendliche, denen das gut gefällt, liken, teilen oder kommentieren diese und verbreiten sie damit weiter, ohne die Hintergründe zu kennen. Sind die Jugendlichen erstmal Fan einer bestimmten Seite, ist es für die Betreibenden leicht, sie direkt anzusprechen, sie in eine Diskussion zu verwickeln, sie zu einem echten Treffen einzuladen. Dabei wird oft eine sehr persönliche Sprache verwendet, um das Gefühl von Nähe und Zusammenhalt zu vermitteln. Wie schütze ich mein Kind? Extremistinnen und Extremisten knüpfen meist gezielt an Problemlagen von Jugendlichen an, um einen Zugang zu diesen zu bekommen. Einschneidende Ereignisse wie der Verlust eines geliebten Menschen oder eine Trennung der Eltern können Jugendliche für eine extremistische Ideologie empfänglich machen. Auch in Phasen von Frust, Angst oder Einsamkeit können Jugendliche anfällig für die vermeintliche Orientierung und Identität sein, die ihnen extremistische Ideologien bieten. Nehmen Sie deshalb die Sorgen Ihres Kindes ernst und unterstützen Sie es dabei, einen Platz in der Gesellschaft zu finden. Denn Jugendliche, die sich ausgegrenzt fühlen, sind anfälliger für Gruppierungen, die ihnen vorgaukeln, dass es nur bei ihnen eine richtige Gemeinschaft und Anerkennung gebe. Daneben ist es wichtig, Kinder und Jugendliche kontinuierlich in der eigenen Medienkompetenz zu stärken. Erklären Sie Ihrem Kind, wie es erkennen kann, dass jemand versucht, es von einer Sache zu überzeugen. Und seien Sie stets ein Vorbild, was den eigenen Umgang im Netz und auch die eigene grundsätzliche Einstellung zu bestimmten Themen angeht. Anlaufstellen Haben Sie das Gefühl, Ihr Kind ist trotz aller Vorsicht in die Fänge einer extremistischen Gruppe geraten? Dann zögern Sie nicht, sich von mehreren Stellen Hilfe zu holen. Wenden Sie sich an Beratungsstellen, Lehrkräfte oder andere Vertrauenspersonen. Für Fragen oder Probleme im Alltag gibt es zahlreiche Anlaufstellen wie das Bayerische Netzwerk für Prävention und Deradikalisierung gegen Salafismus, die Fachstelle zur Prävention ufuq oder die Landeskoordinierungsstelle Bayern gegen Rechtsextremismus. Auch das Bayerische Landesjugendamt hat eine eigene Stelle, die Sie telefonisch unter 089 124793-2595 erreichen können. Regen Sie Ihr Kind schon früh zum eigenständigen Nachdenken an und klären Sie es über Ansätze der Demokratie und der gesellschaftlichen Werte auf. Zeigen Sie auch auf, wie und wo es bedenkliche Inhalte melden kann. TINES TIPPS

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