Elternbrief Nr. 47

bespricht seinen Mancher Kummer lieber mit Freunden. Liebeskummer Gibt es etwas Schlimmeres als Liebeskummer? Sicher erinnern Sie sich an Ihr eigenes erstes großes Herzeleid als Jugendliche. Auch als Erwachsene sind wir davor nicht gefeit. Wir nennen diesen Schmerz zwar jetzt „Beziehungskrise“, doch das Gefühl bleibt dasselbe. Nicht mehr geliebt zu werden, jemanden für immer zu verlieren – und sei es auch nur die Angst davor – tut in jedem Lebensalter weh. Als Erwachsene haben wir die Erfahrung gemacht, dass auch der schlimmste Liebeskummer irgendwann einmal wieder vorbei geht. Diese Erfahrung hat aber Ihr Sohn, Ihre Tochter noch nicht gemacht, wenn die erste Liebe zerbricht. Das erklärt das Elend und die Verzweiflung, die junge Menschen oft packt, wenn ihre tiefen Gefühle nicht (mehr) erwidert werden. Für Eltern ist das schwer mitanzusehen. Vielleicht sind Sie ja selbst so richtig wütend auf den untreuen Freund, oder auf die Freundin, die einfach Schluss gemacht hat. Auf jeden Fall macht es Sie traurig, dass Ihre Tochter oder Ihr Sohn so leiden muss. Stehen Sie Ihrem großen Kind bei. Nehmen Sie es in den Arm, bieten Sie sich als Gesprächspartner an. Seien Sie aber nicht gekränkt, wenn es Ihre Hilfe ablehnt. Vielleicht möchte es sich zunächst bei Freundinnen oder Freunden ausweinen. Versuchen Sie, ohne viele Worte einfach da zu sein. Ein kleines Mitbringsel oder das Lieblingsessen zeigen Ihrem Kind, dass Sie mitfühlen. Hören Sie zu, aber seien Sie vorsichtig in Ihrem Urteil. Bedenken Sie, dass die Beziehung auch wieder aufleben könnte. Schimpfen Sie also nicht allzu sehr über den Exfreund oder die Exfreundin, auch wenn Ihr Kind sehr verletzt wurde. Verzichten Sie auch auf Bemerkungen wie: „Ich habe ihn noch nie so recht leiden können.“ oder „Du weißt, wie wenig wir von dieser Beziehung begeistert waren.“ Jetzt ist nicht die Zeit für Rechthaberei. Versuchen Sie lieber, Ihr Kind mit seinen Gefühlen ernst zu nehmen. Lassen Sie sich auch nicht zu Sätzen wie „Das wird schon wieder!“ oder „Andere Mütter haben auch schöne Töchter!“ hinreißen. Sie signalisieren Ihrem Kind damit, dass Sie seine Trauer auf die leichte Schulter nehmen. So wird sich Ihr Kind zu Recht unverstanden fühlen. 5

RkJQdWJsaXNoZXIy MzcwMzIy