Elternbrief Nr. 46

Der Familienkreis wird größer. Beieinander übernachten Trotz aller Toleranz ist es für viele Eltern doch befremdlich, wenn der Freund oder die Freundin ihres Teenagers im Hause übernachtet. Die Enge und Vertrautheit der Kernfamilie ändert sich durch die Anwesenheit einer fremden Person. Die Öffnung der Familie nach außen ist ganz normal, wenn die Kinder heranwachsen. Trennungsfamilien machen diesen Öffnungsprozess meist schon früher durch. Ein neuer Partner, vielleicht auch weitere Kinder, mussten integriert werden, und der Freundeskreis des alleinerziehenden Elternteils ist häufig enger in das Familienleben mit einbezogen. Da wird auch auf den ersten Freund oder die erste Freundin des Kindes gelassener reagiert. Beieinander übernachten bedeutet meist, sich auch körperlich näherzukommen. Dieser Gedanke ist für die meisten Eltern im ersten Moment schwierig. Manche haben aus religiösen oder anderen Gründen dafür kein Verständnis und reagieren mit Verboten. Vielleicht geht es auch Ihnen so und Sie verlangen von Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn sogar, die Liebesbeziehung abzubrechen. Allerdings ist das keine Garantie dafür, dass Ihr Kind sich tatsächlich an Ihr Verbot hält. Die Folge einer sehr strengen Haltung der Eltern kann sein, dass die jungen Leute ihre Liebe geheimhalten müssen und Sexualität als etwas Verbotenes oder Schmutziges erleben. Grundsätzlich ist es wichtig, dass Sie sich als Eltern mit der Sexualität Ihrer Kinder auseinandersetzen. Die Frage „Darf mein Freund oder meine Freundin heute über Nacht bleiben?“ wird Ihr Teenager früher oder später stellen. Dann sollten Sie darauf vorbereitet sein und einen Standpunkt dazu haben, den Sie auch begründen können. Ein allgemein gültiges „richtiges Alter“ fürs Übernachten gibt es nicht. Die Entscheidung, wer bei Ihnen über Nacht bleiben darf und wer nicht, liegt ganz bei Ihnen. Wichtig ist, dass Sie sich dabei nicht unter Druck setzen lassen. Treffen Sie eine ehrliche und für Sie stimmige Entscheidung, die Sie gegenüber Ihrem Kind klar vertreten können. Denn bitte denken Sie daran: Ob Ihr Kind Sexualität jetzt und in Zukunft als natürlich und schön erlebt, hängt auch zu großen Teilen von Ihrer Einstellung als Eltern ab. 5

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