Elternbrief Nr. 43

Für das Kind bleibt keine Kraft mehr übrig. Es fällt schwer, ihm oder ihr gegenüber die richtigen Worte zu finden, um zu erklären, was gerade passiert. Nach all den Streitgesprächen mit dem Noch-Ehepartner hat man oft gar nicht mehr die Kraft, mit der Tochter oder dem Sohn noch weitere Konflikte auszutragen. Es fällt schwer, „nein“ zu sagen, und es fällt auch schwer, dem Kind ein interessierter Gesprächspartner zu sein. Zugleich stellt sich die Frage, bei welchem Elternteil das Kind leben wird. Die Angst, das Kind an den Ex-Partner, die Ex-Partnerin zu verlieren, verleitet viele Eltern dazu, um ihr Kind zu werben und den anderen Elternteil entsprechend schlechtzumachen. Für Kinder und Jugendliche ist die Abwertung des einen Elternteils durch den anderen, das Schimpfen auf seinen Vater oder seine Mutter, meist besonders belastend. Sie kommen dadurch leicht in Loyalitätskonflikte, haben das Gefühl, sie müssten sich für einen von beiden Elternteilen entscheiden. Eltern bleiben Eltern, auch wenn sie sich trennen. Auch wenn Sie auseinandergehen, sollten Sie versuchen, Ihre Tochter oder Ihren Sohn bei ihrer Entwicklung so gut es geht zu unterstützen. Und zu dieser Entwicklung gehört auch die Ablösung von den Eltern. Für Schwierigkeiten mit dem oder der Jugendlichen werden oft die Trennung oder auch der ExPartner verantwortlich gemacht. Dabei übersehen viele, dass es noch andere Gründe geben könnte: Die Pubertät ist auch in intakten Familien eine sehr schwierige Zeit, und zwar sowohl für die Eltern als auch für die Kinder. Und auch die Veränderung der Lebenssituation – ein Umzug, ein Schulwechsel, der Verlust der Clique – können Jugendliche massiv belasten, ohne dass die Trennung unmittelbar daran „schuld“ wäre. 14

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