Elternbrief Nr. 38

Bei alten Menschen ist es normal, dass sie sterben – aber bei jungen...? Wenn Menschen sterben... Naturkatastrophen oder Kriege in fernen Ländern irgendwo auf der Welt belasten Elfjährige noch nicht wirklich. Was weit weg passiert, hat noch zu wenig mit ihrem Leben zu tun. Ereignet sich aber ein Unglück in Deutschland, zum Beispiel ein Amoklauf an einer Schule, wird Ihr Kind hellhörig und stellt Fragen. Nehmen Sie Ihr Kind mit seinen Fragen ernst. Weichen Sie nicht aus, sondern antworten Sie einfach und klar. Auch auf die Frage, ob denn ein Amoklauf auch an der eigenen Schule passieren könnte. Seien Sie aufrichtig und sagen Sie Ihrem Kind, dass so etwas zwar sehr unwahrscheinlich, aber auch nicht auszuschließen ist. Um keine Ängste zu schüren, könnten Sie Ihrem Kind versprechen, sich zu informieren. An vielen Schulen gibt es inzwischen Notfallpläne, die festlegen, wie Lehrer und Schüler sich in einer Krisensituation verhalten sollten. Das Wissen darum wird Ihr Kind und auch Sie beruhigen. Ihre eigenen Ängste und Sorgen müssen Sie vor Ihrem Kind nicht verbergen, es spürt sie sowieso. Natürlich sollten Sie vor dem Kind keine Schreckensszenarien an die Wand malen, sprechen Sie aber ruhig aus, was Sie manchmal beunruhigt oder bedrückt. Heimlichkeiten oder gar Lügen würden Ihrem Kind wesentlich mehr Angst einflößen. Wahrscheinlicher als ein Amoklauf oder eine andere große Katastrophe ist jedoch der Tod eines Mitschülers, etwa durch einen Unfall oder durch eine schwere Krankheit. Gestern hat man noch zusammen gelacht – und plötzlich fehlt der Banknachbar oder die beste Freundin. Das ist für alle Kinder unfassbar. Die wenigsten unter ihnen haben den Tod bisher bewusst und nah erlebt. Betraf er doch bisher nur ganz alte Menschen, von denen man ja wusste und darauf vorbereitet war, dass sie eines Tages sterben könnten. 14

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