Elternbrief Nr. 30

- - - - Ihr Kind sieht die Welt nun kritischer. – und Sie – B A Y E R I S C H E S L A N D E S J U G E N D A M T Briefe 30 INHALT Ich will auch mitreden dürfen! Ihr Kind ist oder kommt bald in die zweite Klasse. Es hat in der Schule schon mehr Routine, auch die Freizeit organi siert es sich schon öfters selbst. Lassen Sie ihm seine Selbst ständigkeit, aber verlieren Sie es nicht aus den Augen. Ihr Kind braucht Sie noch an seiner Seite. Hören Sie zu, wenn es von der Schule erzählt. Stehen Sie als guter Ratgeber zur Verfügung. Doch respektieren Sie auch die Wünsche Ihres Kindes, nicht nur, was die Freizeitgestaltung betrifft. Es ist kein Baby mehr und möchte gerne mitbestim men. Sie werden sehen, wenn Ihr Kind bei einer Entscheidung mitreden durfte, wird es diese mit mehr Freude und Bereit willigkeit akzeptieren. Alter: 8 Jahre 1 Ihr Kind wird kritisch 3 Schule: die Förderstunden 4 Leben mit Schulkindern 7 Stockbrot und Kartoffelfeuer 8 Bewegung und Ernährung 11 Mit Partnerkrisen umgehen 13 Regeln für faires Streiten 15 Mit acht noch zum Kinderarzt? Bis zum Schuleintritt war Ihr Kind im wahrsten Sinne des Wortes noch „klein“. Mit großen Kinderaugen bestaunte es die Welt und folgte Ihnen, seinen Eltern, auf Schritt und Tritt. Damit ist es jetzt vorbei. Ihr Schulkind beginnt seine eigene Welt zu entdecken und seine Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Es lernt Dinge einzuordnen und zu hinterfragen. Es hat gelernt, zwischen Realität und Fantasie zu unterscheiden, und lernt, Kritik zu üben. Andere Men-

Papa und Mama sind natürlich die aber man dar f sie au ch mal Besten auf der Welt – kritisch sehen! schen und deren Meinung werden wichtig. Und noch wichtiger, die eigenen Eltern werden plötzlich infrage gestellt. Lassen Sie sich davon nicht irritieren. Ihr Kind entwickelt gerade seine eigene Werteskala und beurteilt auch Sie danach. So ist es ganz natürlich, dass es nicht mehr alles wunderbar und richtig findet, was Sie sagen und tun. Es sieht Sie als Eltern nun mit kritischen Augen. Das ist Teil eines ganz normalen Ablösungsprozesses: Ihr Kind ist auf dem Weg, ein eigenes, selbstbestimmtes Leben zu suchen. Das ist oft kein leichter und vor allem ein langwieriger Prozess. Und es ist ein Prozess, in dem es Sie als Eltern braucht, und zwar in Ihrer ganzen Wahrhaftigkeit und Echtheit. © nightowl / Pixabay.com 2

wenn sie sich unter forder t Kinder schalten au ch ab, fühlen. Schule: die Förderstunden Je nach den Möglichkeiten in einer Schule werden den Kindern zusätzlich zum normalen Unterricht sogenannte Förderstunden angeboten, meist in den Kernfächern Deutsch und Mathematik. In diesen zusätzlichen Stunden sollen Schülerinnen und Schüler gezielt unterstützt werden, wenn sie in den betreffenden Fächern Schwierigkeiten haben – jedoch auch, wenn sie im Unterricht unterfordert sind und sich langweilen. Für ein Kind, dessen Muttersprache nicht Deutsch ist, kann der Förderunterricht im Fach Deutsch sehr hilfreich sein. Andere Kinder wiederum haben vielleicht Schwierigkeiten im Rechnen. Sie können im Förderunterricht von weiteren Übungsaufgaben und Erklärungen profitieren. An manchen Schulen steht den Schulklassen für ein bis zwei Stunden in der Woche ein zweiter Lehrer zur Verfügung, um die Schüler besonders gezielt zu unterstützen. Woanders werden Förderlehrer eingesetzt, die eine spezielle Zusatzausbildung gemacht haben und mit den Kindern einzeln oder auch in kleinen Gruppen lernen: Ziel dieses Zusatzunterrichtes ist es, Schwächen auszugleichen und Wissenslücken zu schließen. Nichtverstandenes wird nochmals in Ruhe erklärt und Gelerntes mit den Kindern eingeübt. Der Sinn von Förderstunden ist nicht nur, schwächere Schüler dem Wissensstand der Klasse wieder näherzubringen. Auch die Stärken einzelner Schüler können mithilfe von Förderstunden sinnvoll unterstützt werden. Ist Ihre Tochter beispielsweise besonders begabt in Mathematik, darf sie in einer eigenen Gruppe von kleinen „Mathegenies“ Aufgaben bearbeiten, die für die anderen Kindern noch zu schwer wären. Denn Schüler mit einer besonderen Begabung langweilen sich im Unterricht schnell und schalten einfach ab. Dann besteht die Gefahr, dass sie wichtige Dinge nicht mehr mitbekommen. Der Förderunterricht gibt hier also Anreize für Kinder, die eigenen Möglichkeiten noch weiter auszuschöpfen. 3

Kinder haben heutzutage oft genauso viele Verpflichtungen wie die Eltern. Leben mit Schulkindern Das Leben mit Schulkindern ist eine lange Phase im Leben einer Familie. Es unterscheidet sich deutlich vom Leben mit Babys oder Kleinkindern, bei dem Sie als Eltern sehr stark auf Ihr Kind bezogen waren. Ihr Schulkind hingegen wird immer unabhängiger und eigenständiger. Es möchte viele Dinge selbst bestimmen und sucht sich gleichaltrige Freunde. Sie als Eltern sind jetzt nicht mehr rund um die Uhr gefordert, Sie haben mehr Zeit für Ihre Partnerbeziehung und Ihren Beruf. Tagesablauf Als Eltern eines Kleinkindes haben Sie den Tagesablauf noch weitgehend selbst bestimmt und an die Bedürfnisse der Familie angepasst. Das Leben mit Schulkindern erfordert mehr Organisation und Planung. Familien mit Schulkindern sind heute komplizierte Systeme, in denen jedes Mitglied seine eigenen Pflichten und seine eigenen Interessen wahrnimmt. Dabei braucht Ihr Kind noch Ihre Unterstützung, etwa indem Sie es ins Handballtraining bringen oder ihm beim Flötespielen zuhören, indem Sie die Lehrersprechstunden besuchen oder die Ferien organisieren. Sie als Eltern haben neben Ihrer Berufstätigkeit vielleicht auch noch eigene Hobbys, denen Sie nachgehen möchten. Sie besuchen vielleicht eine Fortbildung oder sind in einem Verein engagiert. Dass jeder in der Familie sich entwickeln kann und auch seinen Interessen nachgeht, ist die eine Sache. Gleichzeitig jedoch soll auch so etwas wie Familienzusammenhalt entstehen. Gemeinsame Abende In einer Familie mit Schulkindern gehören nicht mehr alle Abende Ihnen als Paar. Am Wochenende werden Ihre Kinder gerne länger aufbleiben wollen. Gemeinsame Spiele- oder Fernsehabende am Samstag sind für Kinder der Höhepunkt der Woche! Wenn Sie mit Ihren Kindern fernsehen, sollten Sie unbedingt darauf achten, dass die Sendungen auch kindgerecht sind. Rateshows, ausgewiesene Familiensendungen, aber auch Tierfilme oder Naturdokumentationen können Sie in der Regel mit Ihren Kindern ansehen, ohne sie dabei zu überfordern. Kinderfilme oder Filme, die auch für Kinder geeignet sind, können Sie im Fernsehprogramm finden, als DVD ausleihen oder 4

Touren über mehrere Tage sind besonders spannend für Kinder. über einen Streamingdienst ansehen. Viel lustiger als der gemeinsame Fernsehabend ist jedoch der Spieleabend, an dem die ganze Familie teilnimmt. Bereiten Sie ein paar Brettspiele vor, stellen Sie Getränke und ein paar gesunde Knabbereien wie Nüsse oder Obst bereit und schon kann es losgehen! Auch ein Leseabend, an dem Sie sich gegenseitig Lieblingsgeschichten vorlesen oder gemeinsam abwechselnd an einem großen Schmöker lesen, ist eine tolle Sache. Wochenenden und Freizeit Mit Achtjährigen können Sie jetzt schon eine Menge unternehmen. Fahrradtouren und Wanderungen machen den meisten Kindern großen Spaß. Probieren Sie es aus; wenn es Ihrem Kind gefällt, kann ein solcher Ausflug sogar über zwei Tage hinweg dauern und mit einer Übernachtung in einer Jugend-herberge, bei Bekannten oder Freunden verbunden werden. Zelten ist für Kinder ebenfalls immer ein großes Abenteuer. Auch wenn es „nur“ bei Oma im Garten ist: Eine Übernachtung im Zelt zusammen mit Mama oder Papa oder auch mit Freunden ist für Kinder unvergesslich. Wenn Sie kein Zelt haben, leihen Sie sich eines. Für gelegentliche Übernachtungen in unseren Breiten-graden muss es auch nicht die Top-Ausrüstung sein. Vielleicht ergibt sich auch die Möglichkeit, einmal ein Lagerfeuer zu machen? Kinder haben daran riesigen Spaß, und wenn man dann am Lagerfeuer auch noch Würstchen, Kartoffeln oder Stock-brot (siehe Kasten, S. 7) machen kann, ist die Freude umso größer. Auf Campingplätzen und in Naherholungsgebieten gibt es ausgewiesene Feuerstellen, an denen es erlaubt ist, 5

Es müssen nicht immer die alten Meister sein – moderne Kunst inspirier t Kinder. Lagerfeuer zu machen. Spaziergänge im Wald fördern die Naturverbundenheit Ihres Kindes und sorgen auch für seelischen Ausgleich bei Schulstress und Überreizung. Ihr Kind ist nun auch schon alt genug, um es an Kunst, Musik und Kultur heranzuführen. Das klingt vielleicht hochgestochen, ist es aber nicht. Besuchen Sie mit ihm einfach einmal eine Bilderausstellung oder besichtigen Sie eine Kirche. Gehen Sie zusammen in ein Konzert, das kann auch ein Schul- oder Kinderkonzert sein. Viele Museen haben Angebote speziell für Kinder. Gemeindebüchereien bieten gelegentlich Kinderbuchlesungen an, in denen die Autoren persönlich aus ihren Büchern vorlesen und mit den Kindern sprechen. Geben Sie Ihrem Kind auch die Möglichkeit, die eigene Kreativität auszuschöpfen. Was man dazu braucht? In erster Linie ist Ihre Toleranz gefragt, wenn etwa mit Tapetenkleister, Farben oder Ton hantiert wird und hinterher nicht mehr alles ganz so blitzblank ist wie vorher. Schaffen Sie etwas Freiraum, etwa im Keller oder auch im Kinderzimmer, damit Ihr Kind malen, basteln oder bauen kann. Vielleicht helfen auch ein paar Anregungen, ein Bastelbuch etwa, damit seine Fantasie in Schwung kommt. Darüber hinaus benötigt Ihr Kind Material, also Farben, buntes Papier, Kleber, Schere, Kleister und andere Dinge wie Steine, Muscheln oder gepresste Blätter – je nachdem, wie und womit es sich gern beschäftigt. Praktisch ist ein Bastelkoffer oder eine Kiste, worin all diese Dinge ihren festen Platz finden. So ist alles beisammen und kann auch gut transportiert werden. Begleiten Sie Ihr Kind bei seinen kreativen Aktivitäten, basteln Sie gemeinsam etwas Tolles! Auch die Musik ist für Ihr Schulkind eine tolle Sache. Die Blockflöte ist ein klassisches Einsteigerinstrument, Unterricht wird oft kostenlos in der Grundschule angeboten. Natürlich ist privater Musikunterricht nicht für jedermann erschwinglich. Doch werden zum Beispiel Gitarre oder Flöte oft auch in Gruppen unterrichtet, was das Ganze erheblich billiger macht. Wenn nun Ihr Kind ein Instrument lernt, lassen Sie es damit nicht allein. Hören Sie ihm beim Üben zu und loben Sie es! Singen ist die unkomplizierteste Art, Musik zu machen. Viele Kinder denken, sie könnten es nicht, und das ist sehr schade. Er6

Stockbrot und Kartoffelfeuer mutigen Sie Ihr Kind! Singen ist gut für die seelische Ausgeglichenheit. Es macht Spaß, egal ob man nun alle Töne genau trifft oder nicht. Singen Sie gemeinsam Kinderlieder oder Hits aus dem Radio, denn Singen schafft Gemeinschaft. All diese Anregungen sollen Ihnen dabei helfen, Ihren Kindern und sich selbst ein schönes und lebendiges Familienleben zu schenken. Das meiste davon kostet kein oder nur wenig Geld, man muss sich nur aufraffen, etwas zu tun. Familie hat viele Gesichter: Eine Familie, die gemeinsam Dinge unternimmt und die zusammen Spaß hat, zeigt ihr schönstes Gesicht! Stockbrot ist beliebt beim Lagerfeuer. Es passt zu gegrillten Würstchen und kann auch süß mit Apfelmus oder Marmelade gefüllt werden. Bereiten Sie einen Teig aus 500 g Mehl, 250 ml warmemWasser und einem Päckchen Trockenhefe zu. Dieser wird mit einem Tuch abgedeckt und an einem warmen Ort einige Stunden stehen gelassen. Dann nochmals kräftig durchkneten. Lassen Sie die Kinder kinderhandgroße Kugeln formen. Diese werden auf einen Stock gespießt und übers Feuer gehalten. Nach etwa zehn Minuten kann man knusprigheißes Brot vom Stock beißen, das nach Abenteuer schmeckt! Auch in Alufolie eingewickelte Kartoffeln eignen sich gut für ein Picknick am Lagerfeuer. Am besten legen Sie sie nicht mitten in die Glut, sondern an den Rand des Lagerfeuers. Die Kartoffeln brauchen länger als das Stockbrot, um gar zu werden (etwa eine gute halbe Stunde). Holen Sie sie mit einem langen Stock vorsichtig aus dem Feuer. Die Schale kann vielleicht etwas verkohlt sein, aber das Innere schmeckt mit Salz und Butter einfach toll! 7

Machen SIe den Alltag weniger bequem. Bewegung und Ernährung Sitzt Ihr Kind auch lieber in seinem Zimmer statt draußen zu spielen? Bringen Sie es in Bewegung! Etwa zwei Millionen Kinder in Deutschland leiden an Übergewicht. Gründe dafür sind Bewegungsmangel und falsche Ernährung. Vorbeugung ist hier die beste Therapie. Von Ihnen, seinen Eltern, kann Ihr Kind lernen, sich gern und viel zu bewegen. Vielleicht gibt es eine bestimmte Sportart, die es interessiert? In einem Verein können Kinder mit viel Spaß Sport treiben und eine Sportart, wie zum Beispiel Schwimmen, Fußball oder Turnen, auch von Grund auf erlernen. Sicher gibt es einen Sportverein auch in Ihrer Nähe. Die Beiträge sind meistens nicht sehr hoch und können eventuell auch übernommen werden. Mehr zur Finanzierung erfahren Sie am Ende dieses Briefes. Auch im Alltag ist es gut, wenn Ihr Kind sich so viel wie möglich bewegt. Bauen Sie möglichst viel Bewegung in Ihre täglichen Abläufe ein. Gehen Sie mit Ihrem Kind lieber einmal zu Fuß, statt mit dem Auto zu fahren, nehmen Sie die Treppe statt den Aufzug, machen Sie unterwegs kleine Wettspiele mit Ihrem Kind: Lassen Sie es rückwärts oder seitwärts gehen, auf einem Bein hüpfen, balancieren und klettern und machen Sie möglichst mit! Spielen Sie zusammen Fangen oder Verstecken, organisieren Sie eine Schnitzeljagd! Springseile, Stelzen, Hula-Hoop-Reifen und der gute alte Ball sind preiswerte Spielsachen, die Ihr Kind in Bewegung bringen. Auch Fahrrad, Schlittschuhe oder Inline-Skates fördern den Spaß an sportlicher Aktivität. Vieles davon können Sie auf Basaren und Flohmärkten, im Internet oder über Zeitungsanzeigen gebraucht kaufen. Wenn Ihr Kind sich sehr wenig bewegt, vielleicht auch Übergewicht hat, hat es mit Sport wahrscheinlich eher unangenehme Erfahrungen gemacht. Zum einen tut es sich schwer und hat weniger Erfolgserlebnisse als Gleichaltrige, zum anderen möchte es vielleicht auch seinen Körper nicht so gern zeigen. Versuchen Sie es an Sportarten heranzuführen, die weniger leistungsorientiert sind. Radfahren, Wandern und Schwimmen belasten die Gelenke weniger als Laufen oder Turnen. Hier braucht Ihr Kind Ihre Unterstützung, Ihre Ermutigung, aber auch 8

Übergewicht kann Folgen haben, u. a . Haltungsschäden, Bluthochdru ck oder sogar Diabetes! © Jill Wellington / Pixabay.com Ihre Hartnäckigkeit und Ihre Geduld. Denn von sich aus würde es vielleicht bald wieder aufgeben, mit Ihrer Hilfe aber kann es die Lust an der Bewegung wieder finden. Manche Sportvereine bieten spezielle Gruppen für Kinder mit Übergewicht an. Die Essgewohnheiten von Kindern sind ebenso wie ihre Bewegungsfreude stark am Vorbild der Eltern orientiert. Eine ausgewogene Ernährung ist also Familiensache! Ein vielseitiger Speiseplan, bestehend aus viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Milchprodukten, Eiern, Fisch und etwas magerem Fleisch, ist für Kinder wie für Erwachsene eine gute Grundlage. Fast-Food, Naschereien, stark überzuckerte Getreideprodukte und gesüßte Getränke wie Limonaden hingegen führen schnell zu Übergewicht, besonders wenn es an Bewegung fehlt. Doch wie können Sie Ihr Kind zu gesunder Ernährung motivieren? • Leben Sie Ihrem Kind gesundes Essen vor. Bringen Sie Salat, Gemüse und Rohkost auf den Tisch und zeigen Sie auch selbst Appetit. Gemüsesticks mit Quarkdip, Obst oder Gemüse auf Holzspießchen oder appetitlich angerichtete Obstteller lassen bestimmt auch Ihr Kind zugreifen! • Bringen Sie den Salat als erstes auf den Tisch. Der größte Hunger wird so schon gestillt. Suppen und Soßen aus Gemüse, Aufläufe mit gesunden, kalorienarmen Zutaten, Obstsalat oder Obstquark zum Nachtisch 9

Fer tiggerichte enthalten Appetitanreger. werden vielleicht nicht immer, aber doch ab und zu Anklang finden. • Kochen Sie mit möglichst viel frischen Zutaten (oder reichen Sie sie als Rohkost) und vermeiden Sie Fertigprodukte. Viele enthalten nämlich neben Zucker, Salz und Fett auch chemische Zusatzstoffe, die den Geschmack von Kindern verderben. Diese Stoffe wirken zusätzlich appetitanregend und können sogar Allergien auslösen. Lesen Sie in jedem Fall genau auf der Verpackung, welche Inhaltsstoffe darin enthalten sind. • Achten Sie darauf, dass Ihr Kind etwas frühstückt, wenigstens Joghurt oder Obst, und vor allem, dass es etwas trinkt. Geben Sie ihm auch ein Pausenbrot mit. Hier eignen sich Obst, ein kleines Brot oder eine Semmel mit magerem Belag (Frischkäse oder Schinken, je nach Geschmack mit Salatblatt oder Gurkenscheibe). Joghurt oder ab und zu ein paar Kekse sind auch erlaubt. Auch hier bitte das Trinken nicht vergessen! • Machen Sie die Mahlzeiten zu einem schönen Familienritual. Streitigkeiten gehören nicht hierher. Wenn Ihr Kind etwas nicht essen mag, regen Sie es zum Probieren an, aber machen Sie keine große Sache daraus. • Zwischen oder vor den Mahlzeiten sollte es nichts Süßes geben. Wenn Ihr Kind naschen möchte, ist dafür direkt nach dem Essen der richtige Zeitpunkt. Ihr Kind wird dann sehr viel weniger davon zu sich nehmen, weil es nicht mehr hungrig ist. • Übrigens: Hoher Medienkonsum bei Kindern geht meistens einher mit Bewegungsmangel und Übergewicht. Achten Sie also darauf, dass Ihr Kind nicht zu viel Zeit vor dem Fernsehgerät, dem Computer oder einer Spielkonsole verbringt. © pasja1000 / Pixabay.com 10

Die häuf igsten Ursachen für Par tnerkrisen: Mit Partnerkrisen umgehen Es ist eine große Aufgabe, eine Beziehung innerhalb der Familie über viele Jahre hinweg lebendig zu halten. Als Eltern sollen Sie funktionieren, zusammenarbeiten und als Partner eine Liebesbeziehung miteinander führen. Diese beiden Rollen sind nicht ganz leicht zu vereinbaren. Gleichzeitig beeinflussen sich die beiden Bereiche: Wenn es in der Paarbeziehung nicht stimmt, hat das Auswirkungen auf das Familienleben und umgekehrt. Während in einer Familie mit Kleinkindern bei aller Belastung oft noch große Euphorie und Begeisterung vorherrscht, gehen in Familien mit Schulkindern die Eltern und Partner oftmals schon getrennte Wege. Folgende Partnerprobleme treten in Langzeitbeziehungen am häufigsten auf: • mangelnde Unterstützung, • zu wenig Gespräche, • zu wenig Wertschätzung und Respekt, • zu wenig Intimität und Nähe, • Probleme mit der Sexualität. Der Grundstein für manche Partnerkrise wird schon in einer frühen Familienphase gelegt, wenn sich einer der Partner, meist die Frau, zu wenig unterstützt fühlt bei der Betreuung der Kinder oder dem Versuch, Berufstätigkeit und Familienleben unter einen Hut zu bekommen. Auch wenn das nicht unmittelbar eine Krise auslöst, entsteht hier oft schon eine Schieflage, die in kommende Phasen der Paarbeziehung mit hineingenommen wird. Mit Gesprächen könnte ein Paar solche alten Muster vielleicht auflösen. Doch die Gesprächskultur in Beziehungen ist selten einheitlich. Während einer der Partner vielleicht alles ansprechen und bereden möchte, verhält sich der andere oftmals abwehrend und schweigt sich aus. Wenn Gespräche nicht mehr für beide Seiten befriedigend verlaufen und immer öfter in Schuldzuweisungen enden, dann werden sie zunehmend vermieden und finden immer seltener statt. Dadurch staut sich vieles auf, was durch Reden abgebaut und bearbeitet werden könnte. Als Folge nehmen die Wertschätzung und der Respekt für den anderen ab. 11

Eine negative Bemerkung wird erst durch fünf positive wieder ausgeglichen. Kritik am Partner auf der einen, Verteidigung und Abwehr auf der anderen Seite lassen das Klima in einer Beziehung deutlich abkühlen. John Gottman, einer der weltweit führenden Eheforscher, hat eine Regel aufgestellt, die für glückliche Beziehungen gilt. Sie besagt, dass auf jede Kritik oder andere negative Äußerung zum Ausgleich mindestens fünf positive, liebevolle Bemerkungen kommen sollten! Die Sexualität als eine Form von Intimität kann ebenfalls zum Problem werden. Für die Mehrzahl der Frauen gehört zu einer glücklichen Sexualität, dass auch das Drumherum stimmt, dass also die allgemeine Stimmung gut ist und sie sich bei ihrem Partner gut aufgehoben und verstanden fühlen. Für Männer hingegen ist Sexualität oft ein Weg, Intimität und Nähe erst herzustellen, sodass sie sich der Partnerin wieder mehr öffnen und mit ihr ins Gespräch kommen können. Was also für die einen die Bedingung für Sex ist – emotionale Nähe – das ist für die anderen das Ziel von Sex. In der Konsequenz findet dann oft weder das eine noch das andere statt. Was also tun? • Beleuchten Sie den Zustand Ihrer Beziehung. Kommt Ihnen manches von dem, was Sie hier gelesen haben, bekannt vor? • Sprechen Sie miteinander. Versuchen Sie, möglichst ohne Schuldzuweisungen gemeinsam herauszufinden, wo Ihre Schwierigkeiten liegen. • Unterstützung, Wertschätzung und Respekt für den anderen: Im Alltag können Sie darauf achten, wie Sie miteinander umgehen. Hier gibt es vielleicht einiges zu verbessern. • Nähe, Intimität und Sexualität brauchen ein positives Klima. Nehmen Sie sich Zeit füreinander und haben Sie Geduld. Gerade, wenn es mal schwierig ist, lässt sich dies alles nicht einfach so nebenbei herstellen. • Lassen Sie sich helfen. Beratungsstellen für Ehe und Partnerschaft sind darauf spezialisiert, Paare dabei zu unterstützen, ihre Partnerschaft wieder ins Lot zu bekommen. Geben Sie Ihre Beziehung nicht zu schnell auf, einen Versuch ist sie auf jeden Fall wert! 12

Je länger Sie Ihren Zorn unterdrü cken, desto größer wird er. Regeln für faires Streiten Innerhalb der Familie, mit dem Partner oder den Kindern, aber auch außerhalb, mit Lehrern, Chefs, Kollegen: Konfliktgespräche müssen manchmal sein. Man kann ihnen nicht immer aus dem Weg gehen. Doch je nach früheren Erfahrungen und persönlichem Temperament geht jeder Mensch anders damit um. Wo die einen ihre Streitlust hemmungslos ausleben und den Partner mit Vorwürfen bombardieren, vermeiden die anderen um jeden Preis jegliche Streitigkeit. Wieder andere haben das Bedürfnis, immer und alles offen und vor allem ausgiebig auszudiskutieren. Doch leidenschaftliche Auseinandersetzungen, beharrliches Stillschweigen oder nervtötendes Zerreden schaffen eher neue Probleme, als dass sie alte lösen helfen. Um konstruktiv zu streiten, müssen also einige grundlegende Regeln berücksichtigt werden. • Stellen Sie sich einem Konflikt, anstatt ihn zu vermeiden oder vorschnell abzubrechen. • Sprechen Sie Probleme möglichst bald an. Denn Probleme, die verdrängt werden, werden – ebenso wie Wut und Zorn – nur noch größer. • Wichtig ist der richtige Zeitpunkt für eine Aussprache. Wenn einer von Ihnen gerade unter Stress steht oder einen wichtigen Termin vor sich hat, sollten Sie sich auf einen anderen Zeitpunkt einigen. • Überlegen Sie sich vorher, was Sie in etwa sagen wollen. • Vermeiden Sie Verallgemeinerungen und Übertreibungen. Worte wie „nie“, „immer“ und „typisch“ sollten Sie nicht benutzen. Bleiben Sie bei der Sache, die Sie stört und machen Sie daraus keine Generalabrechnung. • Formulieren Sie möglichst positiv. Statt zu sagen „Du hast keine Zeit für mich!“, formulieren Sie lieber: „Ich würde gern mehr Zeit mit dir verbringen.“ • Vermeiden Sie Du-Botschaften: „Du hast nicht aufgeräumt, du bist nicht liebevoll“. Das kann als Anklage aufgefasst werden. Sprechen Sie lieber von sich und Ihren Gefühlen, beschreiben Sie, wie das Verhalten Ihres Streitpartners auf Sie wirkt (Ich-Botschaften). • Wärmen Sie längst Vergangenes nicht wieder auf. 13

• Lassen Sie den anderen ausreden und zwingen Sie sich, ihm gut zuzuhören. • Vergewissern Sie sich, ob Sie den anderen auch wirklich richtig verstanden haben. Fragen Sie ruhig nach, denn häufig ist es so, dass wir dem Gehörten unseren eigenen Sinn und unsere eigene Bedeutung geben. Dies muss aber nicht mit dem übereinstimmen, was der andere gesagt hat und ausdrücken wollte. • In einem fairen Streitgespräch gibt es keinen Schuldigen und keinen Sieger. • Wenn Sie innerhalb einer Stunde nicht zu einer Einigung gekommen sind, beenden Sie besser das Gespräch und vertagen Sie es auf einen neuen Termin. • Sie sollten das Gespräch auch dann beenden, wenn es aus dem Ruder zu laufen droht, wenn Vorwürfe kommen, einer von beiden laut wird und das Ganze sich zu einem handfesten Ehekrach entwickelt. Legen Sie auch in einem solchen Fall einen neuen Zeitpunkt (in einer Stunde, morgen Abend) fest, an dem Sie beide sich beruhigt haben und an dem Sie weiter sprechen können. Hören Sie auf, BEVOR der Streit eskalier t! © Alexas Fotos / Pixabay.com 14

Jugendärztin kennt Ihr Kind Ihre Kinder- und schon lange. Mit acht noch zum Kinderarzt? Aus Ihrem kleinen Kind ist mittlerweile ein großes Kind geworden. Und Sie stellen sich vielleicht die Frage, ob es denn bei Ihrem Hausarzt nicht ebenso gut medizinisch versorgt würde wie bei der Kinderärztin. In der Hausarztpraxis gibt es oft kürzere Wartezeiten und sie liegt meist näher. Die meisten Allgemeinärzte, also die Fachärzte für Allgemeinmedizin, behandeln auch Kinder. Allerdings hat Ihr Kind zu seiner Kinderärztin möglicherweise ein gutes Vertrauensverhältnis, weil sich beide schon lange kennen. Grundsätzlich ist der Kinder- und Jugendarzt bis zum 18. Geburtstag zuständig. Er ist der richtige Facharzt für die Wachstumsphase und Pubertät. Für die Vorsorgeuntersuchungen J1 und J2, die im Jugendalter stattfinden und die neben der körperlichen auch die psychische Entwicklung Ihres Kindes mit einbeziehen, ist der Kinder- und Jugendarzt mit Sicherheit ein kompetenter Ansprechpartner. Manche Eltern gehen mit ihrem Kind zumindest für die Vorsorgeuntersuchungen noch zum Kinder- und Jugendarzt, während bei einem Schnupfen oder einer Erkältung des Kindes auch schon mal die eigene Hausärztin zurate gezogen wird. Ein Gespräch mit beiden kann für Klarheit sorgen. Sprechen Sie doch auch mit Ihrem Kind darüber: Es hat sicher eine eigene Meinung dazu, ob es gerne bei seiner bisherigen Kinderärztin bleiben möchte, zu der es in der Kleinkinderzeit ein gutes Vertrauen aufgebaut hat, oder ob es sogar ganz gerne zu einem anderen Arzt wechseln möchte, weil da auch „die Großen“ hingehen. Wenn keine sachlichen Gründe dagegen sprechen, können Sie Ihrem Kind seinen Wunsch erfüllen. 15

ClimatePartner0 klimaneutral DruckllD:10822-1408-1001 D FSC www.'9c.org Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales MIX Papier aus verantwortungsvollen Quellen FSC• C108626 B A Y E R I S C H E S L A N D E S J U G E N D A M T Weitere Informationen: Die Elternbriefe können Sie auch online lesen, herunterladen oder als Newsletter abonnieren: beim Online-Ratgeber „BAER“ des Bayerischen Landesjugendamtes. Dort finden Sie auch weitere ausführliche Informationen zu vielen der hier genannten Themen: www.baer.bayern.de Sport und Bewegung Zu diesem Thema gibt es umfangreiches Informationsmaterial bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.bzga.de Partnerkrisen Hier können die Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Lebensfragen weiterhelfen. Eine regionale Übersicht finden Sie unter: www.stmas.bayern.de/eheberatung/index.php Im nächsten Elternbrief: – Brauchen Kinder ein Handy? – Endlich Ferien: Jugendgruppen, Zeltlager – Rund um die Schule: Neigungskurse – Familie hat viele Gesichter: Familie als Team – Was uns wichtig ist – Werte – Der tägliche Kampf um die Mithilfe im Haushalt – Jetzt schon eine Zahnspange? Die Elternbriefe werden gefördert durch: 30 Herausgegeben vom Zentrum Bayern Familie und Soziales – Bayerisches Landesjugendamt (BLJA) V.i.S.d.P.: Hans Reinfelder Postanschrift: Postfach 400260 80702 München www.blja.bayern.de Überreicht durch Ihr Jugendamt Illustrationen: Birgit Baude, München – Druck: MKL Druck © Bayerisches Landesjugendamt, Stand: Januar 2022 ISBN 3-935960-23-9 Artikelnummer: 10202130

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