Elternbrief Nr. 25

- - - - 7 Kinder & Haustiere Liebevoll sein, aber fest bleiben. B A Y E R I S C H E S L A N D E S J U G E N D A M T 25 INHALT 6 Jahre 4 Monate 1 Starke Eltern – starke Kinder 3 Zoff im Kinderzimmer 4 Streit schlichten 5 Großeltern sind wichtig 9 Stress am Morgen 11 Achtung, Läusealarm! 13 Diagnose AD(H)S 14 Suchterkrankungen Was Kinder stark macht Das Beste, was ein Kind haben kann, sind starke Eltern. Was wie eine Binsenwahrheit klingt, ist inzwischen wis senschaftlich belegt. Die Forschung zeigt, wie aus Kindern selbstbewusste, mutige, verantwortungsvolle und liebens werte Erwachsene werden: Je mehr Sie Ihr Kind loben und anerkennen, je öfter Sie ihm Ihre Zuneigung zeigen, desto selbstsicherer wird es. Kinder, die optimistische Eltern haben, werden später mutiger und auch zuversichtlicher durch die Welt gehen. Sie werden, so die Wissen schaftler weiter, im Le ben erfolgreicher sein und seltener krank. Starke Eltern haben starke tig sind starke Eltern aber konKinder. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen immer wieder, dass Kinder mit gutem Selbstbewusstsein meist in demokratisch strukturierten Familien aufwachsen. Ihre Meinung wird gehört und ernst genommen. Gleichzeisequenter und auch klarer in ihren Vorstellungen und Erwartungen an ihre Kinder. Liebevolle, aber strenge Eltern, so das Fazit, sind für die Kinder am besten. Natürlich sind auch noch andere Faktoren wichtig, um das SelbstBriefe

zugetraut wird, meistern Kinder, denen etwas später Krisen in ihrem Leben besser. bewusstsein von Kindern zu fördern: Vertrauen und Zuversicht etwa. Wenn Kinder erleben, dass die Eltern an sie und ihre Fähigkeiten glauben, werden sie den großen Herausforderungen im Leben gewachsen sein und Krisen besser überstehen. Positiv wirkt sich auch aus, wenn Kinder ihren eigenen Kopf haben dürfen. US-amerikanische Psychologen haben herausgefunden, dass unangepasstes Verhalten von Kindern oft ein Beweis für große Intelligenz und Kreativität ist. Lassen Sie Ihrem Kind bei aller Erziehung auch ein Stück Freiraum, so zu sein, wie es ist, achten Sie seine Eigenheiten, sofern sie anderenichtbelasten. Kinder, die eher gegen den Strom schwimmen und anecken, sind meistens im Erwachsenenalter autonomer und stärker. © modi74 / Pixabay.com 2

• lernt ein Kind, Beim Streiten seine Meinung zu ver treten. Zoff im Kinderzimmer Wenn im Kinderzimmer laut gestritten wird, ist das für Sie als Eltern entnervend und anstrengend. Wie sollte man auf Konflikte zwischen seinen Kindern am besten reagieren? Ist es sinnvoller sich einzumischen – oder sollte man die Auseinandersetzungen der Kinder einfach ignorieren? Geschwister lernen viel voneinander: Radfahren, Lesen, Spielen – aber auch Streiten. Und das ist wichtig! Anders als die Eltern oder andere Erziehungspersonen befinden sich Geschwister auf ähnlicher Ebene. Man kann sich an ihnen messen, mit ihnen auseinandersetzen. Und die Geschwisterbeziehung ist – anders als die Beziehung zu Freunden – sehr belastbar. Die beste Freundin kann einem schon mal (zumindest vorübergehend) die Freundschaft aufkündigen, die Geschwister hingegen sind und bleiben die Geschwister, auch wenn man sich gerade fürchterlich gestritten hat. Im Streit lernen Kinder, ihre eigene Meinung zu vertreten, sich gegen andere abzugrenzen, sich durchzusetzen, aber auch nachzugeben und Kompromisse zu finden. Besser als die meisten Erwachsenen können Kinder beim Streit ihre Gefühle zeigen, schreien und weinen. Gelegentlich werden Auseinandersetzungen denn auch recht handfest ausgetragen: mit schubsen oder hauen. Pädagogen raten, sich grundsätzlich so wenig wie möglich in die kindlichen Auseinandersetzungen einzumischen. Meist ist nicht genau zu klären, wer angefangen hat oder wer Schuld hat. Wenn jedoch Gewalt ins Spiel kommt, wenn ernsthaft geschlagen wird oder Dinge zu Bruch gehen, sollten Sie eingreifen. Viele Streitereien können Kinder schon alleine austragen. Auch wenn es ab und zu hoch hergeht – meist ist der Streit auch wieder schnell vergessen. Denn Geschwister müssen sich praktisch schon allein deshalb wieder annähern, weil sie zusammen leben. Damit das Familienklima gut bleibt und es möglichst wenig Eifersucht, Neid oder Aggression zwischen Ihren Kindern gibt, können Sie als Eltern einiges tun: Vermeiden Sie es, Ihre Kinder zu vergleichen. Bemerkungen wie „Markus ist viel sportlicher als Benjamin“ stacheln das gegenseitige Wetteifern noch an. 3

• • • Streithähne selbst Lassen Sie die eine Lösung f inden! Loben Sie jedes Kindfür seine ganz besonderen Stärken. Behandeln Sie Ihre Kinder so gerecht wie möglich. Wenn eines Ihrer Kinder besonders mit Neid und Eifersucht zu kämpfen hat, überlegen Sie, ob es nicht vielleicht doch zu kurz kommt. Bleiben Sie gelassen. Konflikte gibt es in jeder engen Beziehung, auch und gerade unter Geschwistern. Wenn der Streit wieder einmal an Ihren Nerven zerrt, machen Sie sich bewusst, dass Ihre Kinder dabei lernen, Konflikte auszutragen und sich wieder zu versöhnen. Sieben Tipps, um einen Streit zu schlichten 1. Trennen Sie die Streithähne. 2. Bitten Sie sie, sich erst einmal zu beruhigen, wenn nötig auch in verschiedenen Zimmern. 3. Lassen Sie dann jedes Kind seine Geschichte erzählen. 4. Sprechen Sie kein Machtwort, urteilen Sie nicht, ergreifen Sie nicht Partei. 5. Ermuntern Sie Ihre Kinder, selbst nach einer Lösung zu suchen: Fragen Sie sie nach ihren Ideen. 6. Helfen Sie Ihren Kindern, falls sie es nicht selbst schaffen, sich wieder miteinander zu versöhnen und eine gerechte Lösung umzusetzen. 7. Am Ende sollte es keine Sieger oder Verlierer geben. Kinder sind nämlich schnell in ihrem Stolz verletzt. Ein Kind, das sich als Verlierer fühlt oder findet, dass es ungerecht behandelt wurde, wird die nächstmögliche Gelegenheit ergreifen, um sich zu rächen. 4

sehen manches Großeltern anders. Großeltern sind wichtig! Forscher haben herausgefunden, dass der Kontakt zu Großeltern oder anderen alten Menschen Kinder selbstbewusst und lebenstüchtig macht. Kinder, die regelmäßig mit ihren Großeltern zusammen sind, haben sogar einen größeren Wortschatz als andere, stellten die Forscher fest. Großeltern erklären ihren Enkeln die Welt. Sie haben oft mehr Zeit als die Eltern und meistens auch mehr Geduld. Sie müssen nicht mehr erziehen – es sei denn, sie betreuen die Enkel regelmäßig, etwa wie eine Tagesmutter. Alle anderen Opas und Omas dürfen die Enkel auch ein wenig verwöhnen. Enkel lernen von den Großeltern, einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Die Großeltern haben ja den Papa oder die Mama erlebt, als diese noch kleine Kinder waren, und können viel über sie erzählen. Das ist für Kinder oft ungemein spannend. Besonders, wenn sie erfahren, dass auch die Eltern einmal ungezogen waren oder sich nicht immer geschickt angestellt haben. Großeltern haben oft ganz andere Werte und Ansichten als die nächste Generation. Das zeigt den Enkeln, dass es viele verschiedene Meinungen gibt, die man aber auch anerkennen und respektieren kann. Für Kinder kann es sehr aufregend sein, ihre Großeltern in ihrem Zuhause zu besuchen oder sogar bei ihnen zu übernachten oder ein paar Tage Ferien zu machen. Vielleicht gibt es einen Garten, vielleicht kann Ihr Kind dort Kaninchen füttern und bei der Arbeit helfen. Mit Oma einen Kuchen zu backen oder mit Opa Pilze zu sammeln: Solche Erlebnisse sind nicht außergewöhnlich, aber sie können doch wertvolle Erfahrungen sein und als schöne Erinnerung im Gedächtnis bleiben. Manche Großeltern sind heute beide berufstätig, sodass sie nicht mehr so viel Zeit und auch nicht mehr so viel Ruhe haben wie das früher oft der Fall war. Aber dafür stehen sie vielleicht auch mehr im Leben, sind agiler und unternehmungslustiger als die Großeltern früherer Zeiten. Wie auch immer – Großeltern haben ihren Enkeln viel zu bieten. 5

• • • • • • • • zu Hause. sind manchmal andere Bei den Großeltern Dinge erlaubt als Was können Sie als Eltern tun, dass sich der Kontakt zwischen Ihren Kindern und den Großeltern so entspannt und so bereichernd wie möglich gestaltet? Gestehen Sie Ihren Kindern eine eigene Beziehung zu den Großeltern zu. Auch wenn Sie selbst sich nicht so besonders mit Ihren Eltern oder Schwiegereltern verstehen, kann das bei Ihrem Kind ganz anders sein. Akzeptieren Sie dies. Beziehen Sie die Großeltern öfter einmal mit ein. Besuchen Sie sich gegenseitig oder laden Sie sie zu einem Ausflug ein. Wenn es Betreuungsengpässe gibt, beispielsweise in den Ferien, können vielleicht auch die Großeltern einspringen. Manchmal wohnen die Großeltern zu weit weg, oder es gibt andere Gründe, die den Kontakt zu den Enkeln erschweren. Vielleicht gibt es in Ihrem Bekanntenkreis ein nettes älteres Paar oder eine ältere Dame, zu denen Ihre Kinder eine gute Beziehung aufbauen können. Großeltern, vor allem Großväter, tun sich oft leichter mit Kindern, die nicht mehr so klein und zerbrechlich sind. Wenn also das Verhältnis zu Ihrem Kind früher gar nicht so eng war, kann sich das im Laufe der Zeit durchaus noch entwickeln. Das gilt auch, wenn die Großeltern bis vor kurzem beruflich stark eingespannt waren und jetzt in den Ruhestand gehen. Auch dann kann es sein, dass der Kontakt intensiver wird. Sprechen Sie Dinge, die Ihnen wichtig sind, mit allen Großeltern ab: etwa dass Ihr Kind nicht allzu viele Süßigkeiten essen oder stundenlang vor dem Fernseher sitzen soll. Gestehen Sie den Großeltern jedoch auch Freiräume zu. Sie dürfen die Kinder ruhig auch ein wenig verwöhnen, das gehört zu ihrer Rolle als Großeltern. Den Kindern wird es nicht schaden, im Gegenteil. 6

Haustiere stärken das Verantwor tungsgefühl. Kinder & Haustiere Kinder lieben Tiere. Hunde, Meerschweinchen, Kaninchen und Katzen sind bei ihnen ganz besonders beliebt. Vielleicht haben Sie bereits ein Haustier, vielleicht liegt Ihnen Ihr Kind mit dem Wunsch nach einem eigenen Tier gerade ständig in den Ohren. Grundsätzlich kann ein Haustier in der Familie die Entwicklung von Kindern positiv beeinflussen. Kinder, die mit Tieren groß werden, sind aktiver, leiden weniger unter Einsamkeit und Isolation. Nebenbei lernen sie, Verantwortung zu übernehmen. Kinder nehmen schnell wahr, dass ein Tier kein Spielzeug ist. Sie erkennen, dass es ein eigenständiges Wesen ist, um das man sich kümmern und dessen Bedürfnisse man respektieren muss. Sie lernen, genau auf die Reaktionen des Tieres zu achten: Eine Katze, die nicht schmusen will, wird dies deutlich zeigen. Für ein Haustier, um das sich Ihr Kind eigenständig kümmern soll, ist es zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch zu früh. Erst ab acht Jahren etwa können Kinder einigermaßen selbstständig – aber immer noch unter Anleitung – ein Haustier versorgen. Geeignet sind Kleintiere wie etwa Hamster, Kaninchen oder Meerschweinchen. Hunde und Katzen hingegen sind eher Tiere für die ganze Familie. Für solch größere Tiere kann Ihr Kind frühestens ab dem Alter von zwölf Jahren sorgen, und auch das nur mit Ihrer Unterstützung. © Westfale / Pixabay.com 7

• • • • • • • • Welches Tier passt zu uns? Wenn Sie Ihrem Kind zuliebe ein Haustier anschaffen möchten, bedenken Sie, dass letztendlich immer Sie als Erwachsene für das Tier verantwortlich sein werden. Darüber hinaus gibt es noch andere Fragen zu beantworten: Welche Art von Tier passt am besten in die Familie, welches Tier ist für Ihr Kind geeignet? Ein Kind, das sich einen Hund wünscht, wird mit einem Vogel wenig glücklich werden. Ein Elternteil, der Katzen nicht leiden kann, sollte nicht gezwungen sein, mit einer Katze zu leben. Wie viel Platz braucht das Tier, um artgerecht gehalten werden zu können? Falls Sie zur Miete wohnen: Ist die Haustierhaltung überhaupt erlaubt? Prüfen Sie Ihren Mietvertrag und sprechen Sie mit dem Vermieter. Wer versorgt das Tier, wenn Sie einmal wegfahren? Wie lange möchten Sie Braucht Ihr Tier Gesellschaft? Meerschweinchen und Kaninchen etwa fühlen sich in Gruppen am wohlsten. Gibt es in der Familie eine Tierhaar-Allergie? Wenn ein Familienmitglied gefährdet ist und Sie ein Tier mit Fell anschaffen möchten, machen Sie vorher vorsichtshalber einen Allergietest. Bedenken Sie auch die Kosten für die Anschaffung und den Unterhalt eines Tieres (Futter, Einstreu, Tierarzt usw.). Besonders im Krankheitsfall kann ein Haustier teuer werden. Wenn Sie diese Dinge beachten und Ihre Familie grundsätzlich positiv zu Tieren eingestellt ist, ist ein Haustier für Ihr Kind ein idealer Gefährte und das beste Mittel gegen Langeweile. Das Zusammenleben mit einem Tier lehrt Ihrem Kind die Achtung vor der Natur und ihren Abläufen. Es lernt, verantwortlich zu handeln und Sorge für ein anderes Lebewesen zu tragen. das Haustier? Schildkröten zum Beispiel können bis zu 50 Jahre alt werden! Ein Hamster kann schon nach ein bis zwei Jahren sterben. 8

• • • • • • Früher aufstehen au ch wenn es schwer fällt . , Stress am Morgen In vielen Familien ist der Morgen die stressigste Zeit des Tages. Die Kinder kommen nicht so recht aus den Federn und selbst ist man auch noch nicht so fit, wie man vielleicht sein sollte. Die Zeit fürs gemeinsame Frühstück ist knapp und wenn dann um halb acht auch noch der Turnbeutel nicht aufzufinden ist, kippt die Stimmung oftmals in einen handfesten Krach. Und den nehmen dann alle mit in den Tag – die Kinder ebenso wie die Eltern. Versuchen Sie, den Morgen so entspannt wie möglich anzugehen. Wenn Sie morgens selbst nicht in Zeitnot sind, gelingt Ihnen das sicher leichter. Sie geben Ihrem Kind damit einen guten Start in den Tag und helfen ihm, stressfrei und unbelastet in die Schule zu gehen. Und auch für die Erwachsenen beginnt der Tag besser. Denn Sie alle haben den Tag über viele Aufgaben zu bewältigen, für die Sie Ihre Konzentration brauchen werden. So vermeiden Sie Stress am Morgen Gehen Sie selbst zeitig genug zu Bett und stehen Sie lieber etwas früher auf, damit Sie am Morgen entsprechend ausgeschlafen, gut organisiert und gut gelaunt sind. Lassen Sie Ihr Kind schon am Vorabend alles zurechtlegen, was es am nächsten Morgen braucht: Es sollte die Schultasche packen, schauen, ob etwas zu unterschreiben ist, ob Geld eingesammelt wird und ob noch etwas Besonderes mitgebracht werden soll. Besonders das Sportzeug oder Malund Handarbeitssachen werden gerne vergessen, weil sie nicht jeden Tag gebraucht werden. Legen Sie mit Ihrem Kind auch gleich die Kleidung für den nächsten Tag zurecht. Wecken Sie es liebevoll – und rechtzeitig, damit es genug Zeit zum Frühstücken hat. Wenn Ihr Kind gern trödelt, haben Sie ein Auge darauf, ob es das Anziehen, Zähneputzen oder Kämmen zügig erledigt. Manche Kinder sind regelrechte Frühstücksmuffel. Probieren Sie einfach aus, was Ihrem Kind morgens am besten schmecken könnte. Vielleicht rutscht ein Müsli oder Obst besser als eine Wurstsemmel. 9

• • • • Morgens in Ruhe frühstü cken macht den ganzen restlichen Tag entspannter! © ZBFS - Bayerisches Landesjugendamt Wenn gar nichts geht, schauen Sie, dass es wenigstens eine Tasse Milch, Kakao oder Tee zu sich nimmt. Süßigkeiten sind kein Ersatz für ein Frühstück. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran: Setzen Sie sich auch mit an den Frühstückstisch. Wenn die Eltern im Stehen eine Tasse Kaffee trinken, wird kein Kind große Lust aufs Frühstück bekommen. Machen Sie für Ihr Kind ein appetitliches Pausenbrot zurecht: Obst und Vollkornprodukte sind dafür die ideale Basis. Auch Joghurt wird von den Kindern oft gern gegessen. Eine Saftschorle oder Wasser sind wichtig gegen den Durst. Schicken Sie Ihr Kind zeitig genug aus dem Haus. Es sollte sich auf dem Schulweg nicht hetzen müssen. Eile macht unaufmerksam, und Sie wollen doch, dass es sicher zur Schule kommt. 10

Alle drei Wochen eine neue Läusegeneration. Achtung, Läusealarm! Hat Ihr Kind auch schon einmal einen Brief aus der Schule mitgebracht, in dem Sie vor Kopfläusen in der Klasse gewarnt wurden? Kennen Sie das Problem auch schon aus dem Kindergarten? Läusealarm gibt es typischerweise dort, wo viele Kinder zusammen sind. Sie stecken beim Spielen die Köpfe zusammen, sie umarmen sich oder balgen miteinander herum. Es kommt also zu direktem Körperkontakt, und genau das ist es, was die lästigen kleinen Sauger brauchen. Läuse springen nicht, sondern wandern von Kopf zu Kopf. Sie setzen sich bevorzugt am Haaransatz im Nacken oder an den Schläfen fest, und auch hinter den Ohren ist ein beliebter Nistplatz. Läuse kleben ihre Eier, die Nissen, etwa einen Zentimeter von der Kopfhaut entfernt an einem einzelnen Haar fest. Im Gegensatz zu den Läusen selbst sind diese Nissen oft schwer zu erkennen. Sie unterscheiden sich von Kopfschuppen dadurch, dass sie nicht einfach ausgeschüttelt werden können. Eine von Läusen befallene Stelle juckt sehr. Nicht selten kratzen sich betroffene Kinder dort blutig. Die Eiablage von Kopfläusen hängt von der Blutaufnahme ab. Ohne Mahlzeit werden keine entwicklungsfähigen Eier mehr produziert und die Laus trocknet aus. Läuse können also auf Gegenständen oder Teppichen nicht lange überleben. Entgegen dem weit verbreiteten Vorurteil hat ein Läusebefall nichts mit Hygiene zu tun. Läuse wandern von einem ungewaschenen Kopf genauso gerne auf einen gewaschenen. Wenn Ihr Kind betroffen ist, sollten Sie dies also unbedingt in der Schule melden und den Eltern der Spielkameraden Bescheid sagen. Verschweigen hilft niemandem! Sobald Ihr Kind wieder läusefrei ist, kann es wieder in den Unterricht. Manche Schulen verlangen ein ärztliches Attest. Die Larven der Läuse schlüpfen nach etwa acht bis zehn Tagen und sind nach weiteren acht bis zwölf Tagen geschlechtsreif. Deshalb können sich Kopfläuse sehr schnell vermehren, da ungefähr alle drei Wochen eine neue Generation entsteht. 11

Nehmen Sie die ganze Familie unter die Lupe! • • • • • • • • Kampf den Läusen! – Aber wie? Chemische oder pflanzliche Mittel: Sie sind als etwas gewöhnungsbedürftig riechende Sprays, Gels oder Shampoos in Apotheken erhältlich. Sie werden gleichmäßig aufs Haar aufgetragen und verteilt. Nach einer gewissen Einwirkzeit werden sie wieder ausgewaschen. Physikalische Mittel: Sie sind ebenfalls in Apotheken erhältlich und enthalten Öle, die die Atemwege der Läuse verschließen und sie ersticken. Die Mittel müssen über mehrere Stunden einwirken und sind speziell für Kinder empfohlen, weil sie nur äußerlich wirken. Die ganze Familie untersuchen: Das ist wichtig, weil sich sowohl Eltern als auch Geschwister sehr leicht angesteckt haben könnten. Kämmen: Mit einem „Nissenkamm“, einem kleinen Spezialkamm aus der Apotheke mit sehr eng gesetzten Zacken, lassen sich die Nissen nach der Behandlung gut entfernen. Waschen: Obwohl es mühsam ist, sollten Sie die Kleidung, Bettwäsche und Handtücher der gesamten Familie mit mindestens 60°C Grad waschen. Auch Kämme und Bürsten müssen mit möglichst heißem Wasser gereinigt werden. Plüschtiere in Plastiktüten packen: Auch Stofftiere können für kurze Zeit Läuse beherbergen. Packen Sie sie für vier Wochen luftdicht in einen Plastikbeutel oder frieren Sie sie für zwei Tage ein. Nachsorgen: Sie sollten den Kopf Ihres Kind nach etwa acht Tagen noch einmal kontrollieren (so lange dauert es, bis sich nicht zerstörte Nissen fertig entwickelt haben) und eventuell nachbehandeln. Kämmen Sie Ihr Kind noch mindestens zwei Wochen lang mit dem Nissenkamm! Das mag lästig erscheinen, aber Läuse können sehr hartnäckig sein. Vorbeugen: Falls in der Schule oder im Kindergarten Läusealarm herrscht, können Sie die Haare Ihres Kindes vorbeugend mit Essigspülungen behandeln: Läuse mögen Essig nicht und meiden auf ihren Spaziergängen das „saure“ Umfeld. Abtöten kann Essig Läuse jedoch nicht! 12

Ihr Kind muss über die Erkrankung Bescheid wissen. Diagnose AD(H)S Die Abkürzung ADS steht für AufmerksamkeitsDefizitStörung. Wenn noch Hyperaktivität (körperliche Unruhe) dazu kommt, spricht man von ADHS (AufmerksamkeitsDefizitHyperaktivitätsStörung). Symptome sind Konzentrationsschwäche, impulsives Verhalten und/oder körperliche Unruhe. ADS-Kinder sind verträumt und leicht abzulenken, wirken vergesslich und zerstreut und sind häufigen Stimmungsschwankungen ausgesetzt. Sie springen auf alles Neue an und verabscheuen Routine. Sie haben kein Durchhaltevermögen, platzen in Gespräche und plappern drauflos. Sie sind unachtsam und extrem ungeduldig. Nicht selten sind sie von heftigen Wutausbrüchen geplagt. Bei ADHS-Kindern kommt die körperliche Unruhe hinzu. Sie können nicht still sitzen, sind ständig unterwegs und hampeln herum. Sie schlittern auf rutschigen Fußböden oder – falls sie tatsächlich mal sitzen – kippeln mit ihrem Stuhl. Ständig fingern sie an ihrer Kleidung oder in ihrem Haar herum. Sie reden mit Händen und Füßen und machen abrupte Bewegungen. Häufig „springen“ sie von einem Spiel ins nächste. Allerdings hat natürlich nicht jedes unaufmerksame, unruhige Kind gleich AD(H)S! Eine Diagnose können nur Fachleute wie Kinder- und Jugendpsychiater oder Kinder- und Jugendpsychotherapeuten stellen. Bestätigt sich der Verdacht, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten: So kann Ihr Kind etwa durch die richtigen Therapien praktische Fertigkeiten einüben, um sein Verhalten besser zu steuern. Umstritten, aber in vielen Fällen notwendig, ist die medikamentöse Behandlung. Allerdings sollte diese nur im Zusammenhang mit einer Verhaltens- oder kognitiven Therapie erfolgen. Von einer ausschließlich medikamentösen Behandlung ist abzuraten. AD(H)S-Kinder brauchen klare Strukturen und Regeln. Effektiv sind spezielle Elterntrainings, bei denen die Eltern entsprechend geschult werden. Beratungfinden Sie bei Kinderpsychiatern, Kinder- und Jugendpsychotherapeuten, aber auch bei Erziehungsberatungsstellen sowie Kinderzentren. 13

Au ch kleine Kinder spüren, wenn etwas nicht in Ordnung ist . Ich mag ein g-oßes Eis! Suchterkrankungen Suchtbelastete Familien sind keine Seltenheit. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen schätzt, dass etwa 2,6 Mio. Kinder und Jugendliche mit alkoholabhängigen Eltern leben. Fachleute gehen davon aus, dass mindestens 40.000 bis 50.000 Kinder Eltern haben, die von illegalen Drogen abhängig sind. Andere Suchterkrankungen wie etwa Medikamentenabhängigkeit oder Essstörungen sind dabei noch nicht mitgerechnet. Eine Suchterkrankung wirkt sich immer auf alle Familienmitglieder aus, auch wenn Eltern sich bemühen, eine Abhängigkeit und die Folgen, die sich daraus ergeben, von der Familie fernzuhalten. Schon ganz kleine Kinder merken, wenn der Vater unbeherrscht oder die Mutter nicht ansprechbar ist, und sie leiden sehr darunter. Gibt es in einer Familie Suchtprobleme, gibt es auch Streit. Die Sucht verschlingt oft den Großteil des Geldes, das die Familie anderweitig gut gebrauchen könnte. Auch im Beruf wirkt sich eine Abhängigkeit oft sehr negativ aus: Die Arbeitslosigkeit kann schnell zur Realität werden. Die Belastung kann so stark sein, dass es zu Gewaltausbrüchen kommt, oder sich Eltern nicht mehr angemessen um ihre Kinder kümmern können. Trotzdem lieben die meisten Kinder ihre Eltern weiterhin bedingungslos, oft bis zur Selbstaufgabe. Nicht selten suchen sie die Schuld für die Situation bei sich selbst. Sie glauben, mit ihrem Verhalten etwas verändern und ihren Eltern helfen zu können. Kinder versuchen dabei unbewusst, die Familie zusammenzuhalten und die Ausfälle der Eltern auszugleichen. Ältere Kinder übernehmen zum Beispiel oft die Verantwortung für den Haushalt. Jüngere Geschwister spielen gern den Clown, um von den Problemen abzulenken, oder den Sündenbock, um die Schwäche der Eltern zu kaschieren. Familien mit einem abhängigen Elternteil neigen dazu, die Sucht nach außen hin zu vertuschen und den Kindern einzuschärfen, nichts von den familiären Problemen zu erzählen. Der Abhängige wird oft entschuldigt, man springt für ihn ein und kommt für eventuelle Schäden auf. 14

Sie können auf Dauer Ihr Kind nicht schützen. • • • • • • • • Wenn eine Sucht auf Dauer geheimgehalten wird, so haben die Kinder seelisch und sozial die negativen Folgen zu tragen: Sie leben in ständiger Angst vor Trennung. Sie leiden unter Scham- und Schuldgefühlen. Sie misstrauen ihren Gefühlen, weil sie keine verlässlichen Gefühle kennengelernt haben. Sie leben in steter Überforderung und Anspannung. Sie haben ihre Antennen stets nach außen gerichtet und finden nur schwer zu sich selbst. Sie leiden oft unter Konzentrationsmangel und Ruhelosigkeit Sie sind oft isoliert und können keine Freundschaften eingehen und pflegen. Sie müssen zu viel Verantwortung tragen und sind oft zu erwachsen für ihr Alter. Sie können Ihr Kind oder Ihre Kinder auf Dauer nicht vor diesen Folgen bewahren. Auch wenn Ihnen Ihre Abhängigkeit oder die Ihres Partners als nicht so schlimm erscheint, auch wenn es noch keine sozialen Folgen wie etwa Arbeitslosigkeit gibt, sollten Sie die Situation trotzdem kritisch überdenken. Sie müssen davon ausgehen, dass eine Abhängigkeit immer größer wird. Wenn es also in Ihrer Familie dieses Problem gibt, suchen Sie sich Hilfe: Hilfe für die Erkrankten Sucht ist als Krankheit anerkannt, Suchttherapie wird von den Krankenkassen bezahlt. Es gibt hierfür anerkannte und spezielle Fachkliniken und Beratungsstellen. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder suchen Sie eine Suchtberatungsstelle auf. Hilfe für die Kinder Das Jugendamt kann weiterhelfen. Die Fachkräfte der Bezirkssozialarbeit oder der Sozialpädagogischen Familienhilfe kommen in Ihre Familie und unterstützen Sie und Ihr Kind im Alltag. Hilfe für die Partner Auch Sie benötigen Hilfe in dieser schwierigen Situation. Suchtberatungsstellen bieten auch für Sie als Angehörige Beratung an, darüber hinaus gibt es Selbsthilfegruppen, nicht nur für Betroffene, sondern auch für deren Partner und Kinder. 15

ClimatePartner 0 klimaneutral Druck 110: 10822-1-408·1001 FSC www.fsc.org MIX Papier aus verantwortungsvollen Quellen FSC• C108626 IJ !3;iy r ■ !l<'.h $ Sra81sm11;i ~ er ■ u rn rur n 1ih1.,~1 Acl i l 1.1m l Sot:i,t t:., B A Y E R I S C H E S L A N D E S J U G E N D A M T Weitere Informationen: Die Elternbriefe können Sie auch online lesen, herunterladen oder als Newsletter abonnieren: beim OnlineRatgeber „BAER", www.baer.bayern.de, des Bayerischen Landesjugendamtes. Dort finden Sie auch weitere ausführliche Informationen zu vielen der hier genannten Themen. AD(H)S Zum Thema AD(H)S, www.adhs.de, informieren Erziehungsberatungsstellen oder Selbsthilfegruppen auf deren Webseiten. Suchtkranke oder -gefährdete Eltern Suchtkranke oder -gefährdete Eltern können sich an eine Suchtberatungsstelle, eine Selbsthilfegruppe (Anonyme Alkoholiker oder Kreuzbund) wenden und auf jeden Fall mit der Hausärztin oder dem Hausarzt sprechen. Unterstützung für die Kinder gibt es beim zuständigen Jugendamt im Rahmen der Bezirkssozialarbeit oder der Sozialpädagogischen Familienhilfe. Im nächsten Elternbrief: – Kleine Pflichten im Haushalt – Rund um die Schule: Klassengemeinschaft, Freunde, Elternabend, Elternsprechtag, Elternbeirat – Was ist eigentlich eine Teilleistungsstörung? – Computer, Spielkonsole, Fernsehen: Was darf’s denn sein – und wie viel? – Entspannung – Wo kommen die Babys her? – Familie hat viele Gesichter: Arbeitslosigkeit, Geldsorgen, Schulden Die Elternbriefe werden gefördert durch: 25 Herausgegeben vom Zentrum Bayern Familie und Soziales – Bayerisches Landesjugendamt (BLJA) V.i.S.d.P.: Hans Reinfelder Postanschrift: Postfach 400260 80702 München www.blja.bayern.de Überreicht durch Ihr Jugendamt Illustrationen: Birgit Baude, München – Druck: MKL Druck © Bayerisches Landesjugendamt, Stand: Januar 2022 ISBN 3-935960-23-9 Artikelnummer: 10202125

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