Elternbrief Nr. 22

Großfamilien werden oft schief angesehen. Die Großfamilie Während es noch vor einigen Generationen durchaus üblich war, viele Kinder zu haben, sind Familien mit drei und mehr Kindern heute eher die Ausnahme. Allerdings kommt es durch die Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung heute häufiger zu Mehrlingsgeburten mit mehr als zwei Kindern. Aus welchen Gründen auch immer Eltern viele Kinder haben, kinderreiche Familien gelten als „exotisch“ und werden nicht selten argwöhnisch beäugt oder gar als asozial beschimpft. Sie müssen sich rechtfertigen und mit Vorurteilen auseinandersetzen. Dabei wird oft übersehen, was für eine Riesenleistung diese Familien erbringen, welcher logistische Kraftakt Tag für Tag nötig ist, damit der Alltag überhaupt funktioniert. Drei oder vier Kinder morgens für den Kindergarten und die Schule fertig zu machen, Pausenbrote zu schmieren und möglicherweise noch ein Baby zu versorgen, erfordert viel Kraft und Energie. Sind die großen Kinder aus dem Haus, müssen Hausarbeit und Einkauf erledigt werden, dann muss gekocht werden, denn mittags soll ja etwas zu Essen auf dem Tisch stehen. Nachmittags müssen Hausaufgaben der Großen begleitet oder beaufsichtigt, die Kleinen beschäftigt werden. Und dann steht auch schon wieder das Abendbrot auf dem Programm. Natürlich fällt in einer großen Familie jede Menge Wäsche an, Arztbesuche müssen organisiert werden und vieles mehr. Große Familien brauchen eine gute Planung und sie brauchen Verlässlichkeit. Das Elternpaar muss neben einer stabilen Beziehung eine klare Aufgabenverteilung haben. Oft ist nur einer der Partner berufstätig und der andere übernimmt hauptsächlich die Arbeit in Haus und Familie. Oder beide Eltern teilen sich Erwerbsarbeit und Familienaufgaben so auf, wie es für sie stimmig und auch möglich ist. Auch die Kinder werden – ihrem Alter entsprechend – schon früh Aufgaben übernehmen müssen. Aber wer in einer Großfamilie aufwächst hat auch viele Vorteile. Die Kinder werden früher selbstständig und erwerben ein hohes Maß an Sozialkompetenz. Und sie haben neben ihren Eltern meist auch ältere Geschwister als Bezugspersonen und Vorbilder. 12

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