18. Elternbrief Erziehungsratgeber Bayerisches Landesjugenda

7 Im Kindergarten werden Sie manches über Ihr Kind erfahren, was Ihnen neu ist. Vielleicht ist Ihr ansonsten ruhiger Sohn im Kindergarten ein kleiner Rabauke, vielleicht ist es aber auch gerade umgekehrt und Ihre quirlige Tochter nimmt sich in der Gruppe eher zurück und gilt dort sogar als schüchtern. Besonders Kinder, die mit Geschwistern aufwachsen, können in einer Gruppe Charakterzüge zeigen, für die zu Hause wenig Raum ist. Eine große Schwester benimmt sich im Kindergarten vielleicht richtig kindisch, weil sie meint, zu Hause immer die Vernünftige sein zu müssen. Und ein kleiner Bruder, der es mit älteren Geschwistern nicht immer leicht hat, hat in der Gruppe auch mal die Möglichkeit, der Bestimmer zu sein. Ein Kind kann aber auch zum Außenseiter werden: Vielleicht weil es besonders still oder schüchtern ist. Die Rollen, die wir als Kinder durchleben, bleiben aber selten an uns haften. Sie geben die Möglichkeit zum Ausprobieren, zur Entwicklung. Wir lernen in ihnen. So macht fast jeder einmal die Erfahrung, außen zu stehen. Wichtig ist, diese Rolle auch wieder abgeben zu können. Dabei können Sie Ihr Kind unterstützen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass es Ihrem Kind nicht gutgeht, dass es von anderen Kindern nicht gut behandelt wird, suchen Sie in jedem Fall das Gespräch mit der Erzieherin. Reden Sie aber auch mit Ihrem Kind. Hören Sie ihm gut zu und fragen nach. Versuchen Sie herauszufinden, was Ihr Kind in seiner besonderen Situation braucht, was ihm helfen könnte. Wenn Ihr Kind keine Lösungsmöglichkeiten sieht, machen Sie ihm Vorschläge, was vielleicht helfen könnte und lassen Sie Ihr Kind entscheiden, welche Möglichkeit es ausprobieren möchte. Wenn Ihr Kind das möchte, laden Sie Spielfreunde ein oder unterstützen Sie es dabei, es selbst zu tun. Vielleicht sind auch Sie etwas zurückgezogen? Knüpfen Sie Kontakte mit anderen Eltern! Sollte es Ihrem Kind nicht aus eigener Kraft gelingen, sich aus seiner Außenseiterrolle zu befreien, kann möglicherweise eine Erziehungsberatungsstelle weiterhelfen. Die Beratung ist für Sie kostenlos und vertraulich. So kenne ich mein Kind ja gar nicht!

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