18. Elternbrief Erziehungsratgeber Bayerisches Landesjugenda

10 Ein Pflegekind muss sich in seiner neuen Umgebung zurechtfinden und lernen, seine alten und neuen Erfahrungen in Einklang zu bringen. Es geht neue Beziehungen ein, wird aber gleichzeitig bestehende Bindungen an seine Familie beibehalten. Um diese schwierige Situation gut verarbeiten zu können, braucht ein Pflegekind Unterstützung und Verständnis. Es muss die Chance erhalten, seine Lebenssituation zu verstehen. Es möchte wissen, warum es nicht mehr bei seinen leiblichen Eltern leben kann, was weiter mit ihm geschehen soll und wie lange es bei seiner Pflegefamilie bleiben wird. Bei einigen Kindern ist zu erwarten, dass sich die Situation in der Herkunftsfamilie über einen absehbaren Zeitraum hinweg wieder stabilisieren wird und die Eltern ihr Kind wieder selbst betreuen können. Bei anderen Familien ist die Perspektive äußerst unklar und es wird unter Umständen eine langfristige Unterbringung bis zur Volljährigkeit des Kindes notwendig sein. Für Pflegeeltern ist diese Unsicherheit oft schwer zu verkraften. Sie möchten einerseits eine Bindung zu ihrem Pflegekind aufbauen, müssen sich aber immer wieder bewusst machen, dass das Pflegeverhältnis früher oder später zu Ende gehen wird. Pflegeeltern sind Kooperationspartner des Jugendamtes. Sie können dort auch nach der Vermittlung des Pflegekindes immer Rat und Unterstützung einholen. Die finanziellen Aufwendungen für den Lebensunterhalt und die Erziehung des Kindes werden durch das Pflegegeld (zwischen 800 und 1.000 Euro, gestaffelt nach Alter des Kindes) teilweise ausgeglichen. Bei allen Schwierigkeiten bietet eine Pflegefamilie einem Kind die Möglichkeit, in einem familiären Umfeld aufgenommen, betreut und erzogen zu werden. Es erlebt dort die Geborgenheit und die Stabilität, die ihm seine leiblichen Eltern vorübergehend oder auch langfristig nicht geben können. Für die aufnehmende Familie ist ein Pflegekind eine große Herausforderung. Doch wie alle größeren Herausforderungen des Lebens kann auch diese zu einer großen Bereicherung werden. Es können Monate, aber au ch Jahre werden.

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