Elternbrief Nr. 21

Die liebe Ordnung Der Boden ist übersät mit Bausteinen, auf dem Tisch türmen sich bemalte Blätter, schmutzige Kleidung liegt auf dem Bett, irgendwo steht ein halbvolles Saftglas… So sieht es in vielen Kinderzimmern aus. So etwas treibt Mütter und Väter gerne zur Verzweiflung. Ein Glück, dass Kinderzimmer eine Tür zum Zumachen haben. Trotzdem ist es für uns Erwachsene nicht immer einfach, über das kindliche Chaos hinwegzusehen. Für Sie als Eltern ist es vielleicht schwer vorstellbar, dass Ihr Kind sich in einem völlig unaufgeräumten Zimmer wohlfühlen kann. Und damit liegen Sie gar nicht so verkehrt: wenn das Chaos im Kinderzimmer zu groß wird, werden die Spiele meistens in Gemeinschaftsräume verlagert. Da wird dann im Wohnzimmer gebaut, in der Küche gemalt oder im Flur mit den Autos gespielt. Zunächst einmal: es ist normal, dass spielende Kinder Unordnung machen. Zu enge Grenzen können Ihr Kind daran hindern, Spielideen zu entwickeln und zu verwirklichen. Ein Kind, das nicht spielt, macht zwar weniger Unordnung. Spielen ist jedoch viel besser, als beispielsweise vor dem Fernseher zu hängen. Kinder haben auch oft eine andere Vorstellung von Ordnung als Erwachsene. Vielleicht legen sie alle roten Gegenstände in die eine Ecke und alle blauen in die andere, vielleicht sind die Plüschtiere, die aus Ihrer Sicht durcheinander am Boden liegen, für Ihr Kind Teil eines Tiergeheges oder Zoos, den es liebevoll aufgebaut hat. Auf der anderen Seite ist es verständlich, dass Sie sich als Eltern auch noch wohlfühlen möchten. Im dunklen Flur barfuß auf einen Baustein oder eine Murmel zu treten, das Sofa erst freiräumen zu müssen, ehe man darauf Platz nehmen kann, macht keinen Spaß und sorgt für Konflikte. Was also tun gegen diese allgegenwärtige Unordnung? Was wenig bringt, ist Schimpfen und den Kindern hinterherzuräumen. Das macht das Ordnung halten für Kinder auch nicht attraktiver, im Gegenteil. Das Thema Ordnung wird damit zu einer Art Machtfrage zwischen Eltern und Kind. Hinter den Kindern herzuräumen macht sie unselbstständig und 10

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