18. Elternbrief Erziehungsratgeber Bayerisches Landesjugenda

Brauchen Kinder Märchen? „Erzähl mir ein Märchen!“ – Die meisten Kinder lieben Märchen. Mit großer Aufmerksamkeit und großem Ernst hören sie den Geschichten aus vergangenen Jahrhunderten, aus einer völlig anderen Welt zu. In üppigen Bildern wird erzählt. Die Märchenfiguren sind oft in großer Not, sie erleben die wildesten Abenteuer. Ist der Drache noch so groß, die Hexe noch so grausam, es findet sich immer eine Lösung. Riesengroße Hindernisse können durch eigene Kraft oder mithilfe von anderen beseitigt werden. Wünsche gehen in Erfüllung. In Märchen treffen Kinder auf Themen, die ihnen große Angst machen: Die Mutter stirbt, das Kind wird nicht geliebt… Während des Vorlesens oder Erzählens durchlebt Ihr Kind entsprechend starke innere Gefühle: Die Aufregung, Angst und Verzweiflung der Märchenhelden übertragen sich entsprechend auf die kleinen Zuhörer. Sorgen Sie für eine entspannte, kuschelige Atmosphäre während des Vorlesens. Wenn Ihr Kind Ihnen Fragen stellt, beantworten Sie sie. Sprechen Sie auch nachher mit Ihrem Kind über die Geschichte: Was hat ihm gefallen? Was hat ihm Angst gemacht? Wen mochte es am liebsten, wen mochte es gar nicht? Was hätte es selbst getan, wenn es der Held oder die Heldin gewesen wäre? Warum die Hexe wohl so böse war? Gut und Böse liegen im Märchen meist sehr weit auseinander. Das macht es Kindern leichter, sich zu orientieren. Sie identifizieren sich mit den „Guten“ und freuen sich über deren Rettung. Und da die „Bösen“ so durch und durch böse sind, muss man auch kein Mitleid mit ihnen haben. So gesehen handeln alle Märchen vom sicheren Sieg des Guten über das Böse: Trotz aller Schwierigkeiten wird im Märchen am Ende alles gut. Das hilft Kindern, sich nicht allein und verloren zu fühlen, sie schöpfen daraus Mut und Zuversicht. Sie lernen durch Märchen, dass das Gute gewinnt. Und diese Überzeugung brauchen sie, nicht zuletzt für ihre Werte- und Moralentwicklung. 2

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